Dengue ist eine virale Krankheit, die in tropischen und subtropischen Klimazonen von Stechmücken übertragen wird und lebensgefährlich sein kann. Sie kann von der Asiatischen Tigermücke übertragen werden, die teils schon in Südeuropa heimisch ist. Bis heute gibt es aber noch keinen Fall einer Dengue-Infektion, die in Deutschland selbst übertragen worden ist, auch wenn die Asiatische Tigermücke bereits bei uns vorkommt.
Steigende Anzahl von Dengue in Bayern
Trotzdem steigt auch hierzulande die Anzahl an Menschen mit Dengue-Fieber. In Bayern wurden in diesem Jahr bereits 199 Infektionen an das Robert Koch-Institut (RKI) (externer Link) gemeldet (Stand 3.6.2024). In den vergangenen Jahren - vor Corona - waren es zwischen 150 bis 270 Fälle von Dengue-Fieber pro Jahr.
Die Infektionen selbst finden aber nach wie vor woanders statt: Die Betroffenen sind auf Reisen mit dem Dengue-Virus in Kontakt gekommen. Weil die Anzahl an Fernreisen längst wieder auf Vor-Corona-Niveau ist, steigt auch die Zahl der Dengue-Infizierten wieder an. Und sie ist höher als vor der Corona-Pandemie. Kein Wunder, denn außerhalb Europas wütet Dengue derzeit - insbesondere in Südamerika.
Dengue-Epidemie in Brasilien und anderen Ländern Südamerikas
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist alarmiert wegen der schon jetzt hohen Zahl von Dengue-Fällen in diesem Jahr. Die Zahl der Infektionen steige schon seit fünf Jahren, aber seit Anfang 2024 sei die Lage auf den amerikanischen Kontinenten besonders besorgniserregend, berichtete die WHO Ende Mai in Genf. Bis April seien von dort mehr als sieben Millionen Fälle gemeldet worden, deutlich mehr als die 4,5 Millionen Fälle im Gesamtjahr 2023.
Brasilien leidet unter der schwersten Dengue-Epidemie seiner Geschichte. Seit Jahresbeginn wurden in dem südamerikanischen Land mehr als 5 Millionen bestätigte und wahrscheinliche Infektionen mit dem Dengue-Virus registriert. Bislang wurden fast 3.000 Todesfälle aufgrund einer Dengue-Infektion bestätigt. Weitere Verdachtsfälle werden noch untersucht.
Auslöser für den starken Anstieg dürften die heftigen Regenfälle und die hohen Temperaturen der vergangenen Monate sein. Unter diesen Bedingungen können sich die Mücken, die die Dengue-Viren übertragen, besonders gut entwickeln.
Tigermücke breitet sich auch in Europa aus
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt (externer Link), dass sich das Dengue-Virus auch in Europa weiter ausbreiten könnte. Dabei kommen Stechmücken, die das Dengue-Virus übertragen können, normalerweise nur in tropischen und subtropischen Regionen vor: Asien, Südamerika und Afrika.
Der Klimawandel bereitet aber auch den Boden für die Überträger von Dengue in Europa: Allmählich wird es bei uns warm genug für Asiatische Tigermücken und Gelbfiebermücken. Auch in Deutschland werden sie beobachtet, verbreiten aber noch kein Dengue. Im Süden Europas ändert sich das aber gerade.
Dengue-Fieber vom Gardasee
Im Sommer 2023 gab es in der Lombardei in Italien, darunter in Gemeinden am Gardasee, erstmals einen Ausbruch des Dengue-Fiebers. Dabei haben sich die betroffenen Personen nicht auf einer Fernreise infiziert, sondern der Erreger sei "lokal erworben" worden, schreibt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in seinem Bericht (externer Link). Die Patienten hatten sich also in Italien mit dem tropischen Virus infiziert. Auch in Spanien und Frankreich traten erstmals lokale Übertragungen des Dengue-Virus auf.
Wie gefährlich ist das Dengue-Fieber?
Für die meisten Infizierten ist das Dengue-Fieber eine harmlose Erkrankung mit wenigen oder gar keinen Symptomen. Es erkrankt auch nicht jeder mit dem Virus Infizierte am Dengue-Fieber. Aber die Krankheit kann auch sehr unangenehm und anstrengend für einen Patienten werden, mit starken Kopf- und Gliederschmerzen und hohem Fieber und einer geröteten Haut. Die Schmerzen können sehr stark sein, sodass das Dengue-Fieber auch als "Knochenbrecherkrankheit" bezeichnet wird.
Wie sind die Symptome bei Dengue?
Die seltenen schweren Verläufe des Dengue-Fiebers teilen sich in zwei Krankheitsphasen auf. Nach den ersten typischen Symptomen geht es den Patienten kurzzeitig besser, dann aber schnell extrem schlechter.
Üblicherweise bekommen Menschen, die einen heftigeren Verlauf des Dengue-Fiebers haben, eine rote Haut mit einem masernähnlichen Ausschlag. Drückt man mit der Hand darauf, bleibt einige Sekunden ein weißer Abdruck sichtbar. Es gibt auch kleine Haut-Einblutungen. Dazu Fieber, starke Kopfschmerzen – aber keine Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen oder Halsweh. "Wenn die Patienten so schwer krank sind, dass sie sogar viel zu schwach zum Trinken sind und ihnen alles weh tut, dann müssen sie ins Krankenhaus", sagt Tropenmediziner August Stich.
Ist Dengue heilbar?
Dengue ist heilbar, das Immunsystem unseres Körpers bekämpft die Viren erfolgreich: In der Regel ist das Dengue-Fieber nach einer Woche vorbei. "Schwere Verläufe sind ganz selten. Tödliche Verläufe hier in Europa sind eine absolute Rarität", sagt Stich. Es gibt kein wirksames Medikament, das gegen das Dengue-Virus wirkt. Aber eine ganze Reihe bewährter Mittel bieten Linderung bei den Symptomen.
Was kann man bei Dengue-Fieber tun?
Gegen die Symptome, das Fieber und die Schmerzen, können schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente genommen werden, zum Beispiel Ibuprofen oder Paracetamol. Dazu sollte man sehr viel trinken. In der Regel ist dann die Erkrankung in ein paar Tagen überstanden. Danach ist der Körper aber noch angestrengt und geschwächt. Dann sollte man sich am besten einige Tage Zeit nehmen, um sich zu erholen.
Ganz wichtig ist: Keine Mittel nehmen, die den Wirkstoff Acetylsalicylsäure enthalten, also zum Beispiel Aspirin. Denn dieser Wirkstoff verdünnt das Blut. Da das Dengue-Fieber aber mit Blutungskomplikationen einhergehen kann, ist diese Therapie nicht geeignet und kann gefährlich sein.
Gibt es eine Impfung gegen Dengue?
Impfstoffe gegen das Dengue-Virus sind schwer herzustellen, weil vier verschiedene Subtypen des Virus im Umlauf sind und jeweils eine spezifische Impfung erforderlich machen, erklärt der Forscher Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig in einem Interview mit dem MDR (externer Link). Zudem birgt die Impfung die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufes, wenn der oder die Geimpfte sich mit einem anderen Subtyp des Dengue-Fiebers infiziert.
Neue Impfstoffe versuchen, gegen alle vier Varianten des Dengue-Virus zugleich zu wirken. Seit Februar 2022 gibt es den Impfstoff Qdenga, der seit März 2023 auch in Deutschland zugelassen ist. Qdenga wird im Abstand von drei Monaten zweimal verimpft. Noch gibt es keine Erfahrungen zu sehr seltenen Nebenwirkungen, dazu ist Qdenga zu kurz auf dem Markt und noch zu wenig eingesetzt.
Sollte man sich gegen Dengue impfen lassen?
Empfohlen ist der Impfstoff von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nur für Fernreisende, die in ein Hochrisikogebiet für Dengue reisen wollen und schon einmal eine Dengue-Infektion hatten. Zugelassen ist diese Dengue-Impfung für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren.
Für Personen, die noch nie mit Dengue infiziert waren, gibt die STIKO keine Impfempfehlung, da nach einer Erstinfektion die Erkrankung am Dengue-Fieber in der Regel sehr mild verläuft. Das Risiko für schwere Verläufe sei erst bei einer Zweitinfektion deutlich erhöht, könne aber auch bei einer Impfung nicht ausgeschlossen werden.
Zahlen müssen Sie eine Impfung gegen das Dengue-Fieber allerdings meist selbst. Nur für Personen, die berufsbedingt in Dengue-Gebiete reisen oder mit dem Dengue-Virus zu tun haben, ist die Dengue-Impfung inzwischen auch Kassenleistung. Manche Krankenkassen zahlen die Impfung auch dann, wenn man aus privaten Gründen in Hochrisikogebiete reist und schon einmal mit Dengue infiziert war.
Wie schützt man sich am besten vor Dengue?
Wer nach Italien, Spanien oder Frankreich möchte, braucht keine Impfung. Auch wenn dort kleine Populationen der übertragenden Mücken leben, handelt es sich nicht um Hochrisikogebiete für Dengue.
Der Schutz vor dem Dengue-Fieber ist auch anders möglich. Während Gelbfiebermücken vor allem in der Dämmerung unterwegs sind, sind die aggressiven und hartnäckigen Asiatischen Tigermücken eher am Nachmittag unterwegs.
"Aber die pralle Sonne mögen sie nicht. Sie sind oft im Schatten von Gebäuden oder zum Beispiel auch unter dem Tisch. Oder wenn man sich im Schatten auf eine Bank setzt, dann sind sie oft darunter und kommen dann vor", sagt Tropenmediziner Stich und empfiehlt deshalb: Tagsüber sollte man unbedingt die Haut mit Mückenschutzmitteln, sogenannten Repellentien, eincremen oder einsprühen. Zusätzlich am besten langärmelige Kleidung beziehungsweise lange Hosen tragen. "Je mehr Hautoberfläche ich den Mücken biete, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich gestochen werde." Da die Stechmücken tagaktiv sind, ist ein Moskitonetz nachts über dem Bett unwirksam.
Die Asiatische Tigermücke legt ihre Eier in Kleinstgewässer. Das können Eimer, Blumentöpfe, Weihwasserbehälter oder Regentonnen sein, in denen sich Wasser gesammelt hat und die nicht abgedeckt sind. Am besten danach suchen, die möglichen Quellen abdecken und sich davon fernhalten.
Im Video: Geißeln der Tropen - Malaria, Gelbfieber und Dengue
Dieser Artikel ist erstmals am 06.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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