Ärztin mit einer Patientin
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Ärztin hilft einer Patientin beim Ausfüllen eines Fragebogens

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Gesundheitskosten sparen dank gezielter Nachfragen

Gesundheitskosten sparen dank gezielter Nachfragen

Die medizinische Versorgung wird immer teurer. Die Menschen werden älter, viele neue Behandlungsmethoden verschlingen Geld. Aber es geht auch andersrum: Vergleichsweise simple Neuerungen verbessern die Gesundheit – und könnten Millionen einsparen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Stellen Sie sich vor, Sie hatten eine Hüft-OP. Vorher, nachher und dann noch insgesamt viermal im ersten Jahr bekommen sie einen Fragebogen: Wie gut sie Treppensteigen können, wann’s weh tut, wie sie sich seelisch fühlen, und so weiter. Ihr Nachbar hatte die gleiche OP – und wird nur halb so oft befragt. Was passiert: Ihnen geht es deutlich besser.

Anpassung der Therapien durch gezielte Befragung

Die Hypothese sei gewesen, dass man durch diese Befragung ganz schnell erkennen könnte, wenn es Patienten schlechter gehe und dann eben intervenieren und eine Therapieanpassung machen könnte, so Lukas Schöner, Gesundheitsökonom an der TU Berlin. Er hat zusammen mit seinem Team die Fragebögen an 7.800 Patienten mit Knie- und Hüft-Operationen getestet. Für die Studie wurde die eine Hälfte sechsmal befragt, die andere Hälfte nur dreimal. Nicht nur die schnelle Therapieanpassung half den Patienten aus der Befragten-Gruppe, vermutlich auch schlicht die Tatsache, dass da jemand regelmäßig nachfragt.

Nachfragen und Kümmern steigert das Wohlbefinden

Wenn Patienten das Gefühl haben, dass sich jemand kümmert und auch ansprechbar ist, dann reicht oft dieses Bewusstsein, damit es den Patienten besser geht. Auch das gezielte Nachfragen nach medizinischen Eingriffen erhöht den subjektiven Wohlfühlfaktor. Genau da setzt diese Studie an, um die Patienten direkter und näher zu betreuen.

Erstaunlich: Bessere Betreuung trotz rückläufiger Arztbesuche

Das erstaunliche: Arztbesuche gingen sogar zurück, und trotzdem fühlten sich die Patienten besser betreut. Und sie mussten seltener erneut ins Krankenhaus, weil auf Verschlechterungen schnell reagiert wurde, was viel Geld gespart hat. Extrem vorsichtig berechnet, waren bei den öfter befragten Patienten die Nachsorgekosten im ersten Jahr um knapp 400 Euro niedriger. Würde man das – natürlich grob überschlägig – auf alle Hüft-OPs in Deutschland hochrechnen, wären es mehr als 80 Millionen Euro pro Jahr. Die Studien und Ergebnisse könnten auch auf andere Krankheitstypen übertragen werden.

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