Am Montag hat in Stockholm die Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreisträger begonnen. Für den Medizin-Nobelpreis steht die Entscheidung fest: Er geht in diesem Jahr an die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun für die Entdeckung der microRNA und ihrer Rolle bei der Genregulierung. Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit (Externer Link). MicroRNAs sind spezielle RNA-Moleküle, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Gen-Aktivitäten spielen.
Auszeichnung mit umgerechnet 970.000 Euro dotiert
Der Nobelpreis gilt international als einer der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen. Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit 11 Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert. Sie geht je zur Hälfte an die beiden Forscher.
Prinzip zur Steuerung der Genaktivität
Die Forscher hätten ein grundlegendes Prinzip zur Steuerung der Genaktivität entdeckt, hieß es. "Ihre bahnbrechende Entdeckung offenbarte ein völlig neues Prinzip der Genregulierung, das sich als wesentlich für mehrzellige Organismen, einschließlich des Menschen, erwies", so das Nobelkomitee in seiner Begründung. MicroRNAs erweise sich als grundlegend wichtig für die Entwicklung und Funktion von Organismen.
Die in den Chromosomen gespeicherte Information kann mit einer Gebrauchsanweisung für alle Zellen des Körpers verglichen werden. Jede Zelle enthält dieselben Chromosomen und damit denselben Satz von Genen. Verschiedene Zelltypen wie Muskel- und Nervenzellen haben trotzdem sehr unterschiedliche Eigenschaften. Dafür spielen Mechanismen der Genregulation eine Rolle, wie sie von Ambros und Ruvkun beschrieben wurden.
Fehler bei Genregulation kann schwere Krankheiten verursachen
Die MicroRNA aktiviert oder deaktiviert Gene. Wenn die Genregulation aus dem Ruder läuft, kann dies zu schweren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Autoimmunität führen. Anderes Beispiel: Wenn Gene in Nervenzellen im Gehirn fehlreguliert sind, kann das psychische Erkrankungen auslösen. Victor Ambros (geboren 1953) arbeitet an der University of Massachusetts Medical School, Gary Ruvkun (geboren 1952) an der Harvard Medical School sowie am Massaschusetts General Hospital.
Bei getrennten Untersuchungen, aber gleichzeitig in Kooperation, hatten Ruvkun und Ambros an dem millimeterkleinen Fadenwurm Caenorhabditis elegans untersucht, warum und wann Zellmutationen vorkommen. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie 1993.
Ein Nobelpreisträger wurde wach geklingelt
Einer der beiden diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger musste erst einmal aus dem Bett kommen, ehe er von seiner Auszeichnung erfahren hat. "Ich konnte Gary Ruvkun wecken", berichtete der Sekretär der Nobelversammlung, Thomas Perlmann. Im Fall von Victor Ambros sei dies nicht unmittelbar gelungen. "Ich habe eine Nachricht auf seinem Handy hinterlassen und hoffe, dass er mich bald zurückruft." Später erreichte ein Reporter des schwedischen Radiosenders SR den 70-Jährigen: "Wow, das ist unglaublich! Das wusste ich gar nicht", war die Reaktion des Professors.
Beginn der Nobelpreis-Saison
Im vergangenen Jahr hatte das Institut den Nobelpreis an die Biochemikerin Katalin Karikó und den Immunologen Drew Weissman vergeben - für ihre grundlegenden Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19.
Seit 1901 haben 227 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 13 Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. 1995 erhielt als erste und bislang einzige deutsche Frau Christiane Nüsslein-Volhard diese Auszeichnung für ihre Arbeit zur genetischen Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung.
In den kommenden Tagen werden auch die Preisträger in den Kategorien Physik, Chemie, Literatur, Frieden und Wirtschaftswissenschaften bekanntgegeben. Die feierliche Vergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: Medizin-Nobelpreis für RNA-Forscher Ambros und Ruvkun
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