Mehrere Tausend Menschen sind in München dem Aufruf eines breiten Bündnisses gefolgt, um gemeinsam ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.
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Mehrere Tausend Menschen sind in München dem Aufruf eines breiten Bündnisses gefolgt, um gemeinsam ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

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Zehntausende solidarisieren sich in München mit Israel

Zehntausende solidarisieren sich in München mit Israel

Mit mehreren Kundgebungen erinnern Menschen in München an den Hamas-Angriff auf Israel vor rund einem Jahr. Unter dem Motto "365 Tage – München gegen Antisemitismus" fand auf dem Odeonsplatz die größte Versammlung statt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

"Run for their Lives" – seit einem Jahr rufen Jil Meiteles und Guy Katz aus München jeden Sonntag unter diesem Slogan zu einem öffentlichen Spaziergang auf. Es ist ein Marsch, der an das Schicksal der israelischen Geiseln erinnern soll, von denen sich viele, ein Jahr nach dem Terrorangriff am 7. Oktober, noch immer in den Händen der Hamas befinden.

18 Minuten Laufen für das Leben der Geiseln

Jeden Sonntag sind sie gelaufen seitdem für mindestens 18 Minuten. Denn die Zahl 18 steht im hebräischen Alphabet für das Wort "Chai" – Leben. Bei der Kundgebung "365 Tage – München gegen Antisemitismus" heute vor der Feldherrnhalle war der gemeinsame Gang für die Geiseln der Höhepunkt der Veranstaltung, die von einem breiten Bündnis von über 100 verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen mitgetragen wurde.

Zehntausende bei Solidaritätskundgebung am Odeonsplatz

Auf 8.000 Teilnehmer hatten die Veranstalter gehofft. Zwischen 30.000 und 50.000 Menschen waren es am Ende laut Polizeiangaben, die sich mit Israelflaggen, kleinen Fähnchen mit dem Logo des Münchner Ablegers der weltweiten Initiative "Run for their Lives" – ein roter Davidstern vor einer Münchner Skyline - oder mit Fotos einzelner Geiseln auf dem Odeonsplatz versammelten, um ihre Solidarität mit Israel sichtbar zu machen.

Josef Schuster fordert "sichtbare und nachhaltige" Solidarität

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, betonte, noch immer kämpften 101 Geiseln in den Tunneln der Hamas ums Überleben. Für diese "sowie ihre Angehörigen und die Menschen in Gaza" liefen die Uhren seit dem 7. Oktober 2023 "in einem schrecklichen Takt" weiter.

Schuster zeigte sich beeindruckt von der regen Teilnahme an der Solidaritätskundgebung und forderte auch für die Zukunft eine "sichtbare und nachhaltige" Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft. "Wir brauchen das Gefühl, hier erwünscht und gewollt zu sein."

Israels Botschafter: Feind will "Israel von der Landkarte auslöschen"

Überraschend nahm auch der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, an der Solidaritätskundgebung teil. Prosor mahnte: "Bisher hat man wirklich nicht verstanden, dass wir es mit einem Feind zu tun haben, der uns auslöschen will. Der Israel von der Landkarte auslöschen will." Die Politiker im Westen und in Europa müssten endlich aufwachen, so der Botschafter.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, Hamas und Hisbollah seien Terror-Organisationen. Frieden könne nicht darin bestehen, Israel aufzufordern, sein eigenes Existenzrecht nicht mehr zu verteidigen. Ratschläge zu erteilen, was im Interesse Israels sei oder nicht, halte er für eine absurde Idee.

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Etwa 1.200 Menschen nahmen an einer pro-palästinensischen Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz teil.

Pro-palästinensische Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz

Unweit der Solidaritätskundgebung am Münchner Odeonsplatz fand zeitgleich eine pro-palästinensische Kundgebung der Initiative "Palästina spricht München" statt. Das Motto hier: "365 Tage Genozid".

Die Polizei schätzt, dass rund 1.200 Menschen an der Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz teilnahmen. Viele von ihnen trugen Palästinensertücher und palästinensische Fahnen. Die Polizei war bei beiden Kundgebungen mit rund 400 Einsatzkräften vor Ort. Alles verlief nach Polizeiangaben friedlich.

Interreligiöser Schweigemarsch am Abend

Am Abend fand noch eine weitere Kundgebung aus Anlass des bevorstehenden Jahrestags des 7. Oktobers statt: Der interreligiöse Verein "Freunde Abrahams" rief zu einem Schweigemarsch zwischen Maxmonument und Friedensengel auf. Auf diesem "Weg der Stille" waren bewusst keine Reden, Transparente, Fahnen oder Parolen erwünscht, die dazu beitragen könnten, dass das stille Gedenken in die eine oder andere Richtung politisch instrumentalisiert wird. Stattdessen waren die Besucher aufgerufen, nur mit Kerzen dem Wunsch nach Frieden im Nahen Osten Ausdruck zu verleihen.

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