Nahaufnahme einer asiatischen Tigermücke auf einem Finger.
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Eine Wissenschaftlerin gibt Entwarnung: Durch das Hochwasser gibt es nicht mehr Tigermücken. Trotzdem ist Vorsicht geboten.

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Mehr gefährliche Tigermücken nach Hochwasser in Bayern?

Knapp einen Monat nach dem Hochwasser in Bayern gibt es vielerorts noch größere Pfützen und Tümpel. Die gestiegenen Temperaturen haben die Vermehrung von Mücken gefördert, sagen Experten – auch die der gefährlichen Tigermücke?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In Fürth kennen sie sich aus mit der asiatischen Tigermücke. In einer Kleingartenanlage in der Südstadt tauchte das Insekt 2019 zum ersten Mal auf. Seitdem versucht die Stadt, die Mücken wieder loszuwerden – bisher vergeblich. Mit einem Monitoring-Programm wird die Population in der Südstadt überwacht, in zwei Wochen gibt es die neuesten Ergebnisse.

Auch im Regnitztal haben die Mücken seit dem Hochwasser weiterverbreitet. Aber handelt es sich hierbei um die gefährliche Tigermücke? Experten geben Entwarnung, zumindest teilweise.

Wenig Wasser reicht für die Vermehrung aus

Stephanie Thomas forscht seit vielen Jahren, wie sich die Tigermücke ausbreitet und welche Krankheiten sie übertragen kann. Die Postdoktorandin arbeitet am Lehrstuhl für Biogeografie der Universität Bayreuth. Wasser und warme Temperaturen sind in der Regel ideal, damit Steckmücken ihre Eier legen und sich vermehren können, sagt Thomas. Die asiatische Tigermücke hingegen habe sich darauf spezialisiert, mit möglichst wenig Wasser klarzukommen, weniger auf Überflutungsgebiete ausgerichtet. Dennoch: Da, wo das Hochwasser stehenbleibt, zum Beispiel in weggeworfenen Flaschen oder Autoreifen, findet die Tigermücke ihrer Einschätzung nach ideale Bedingungen, um sich weiterzuverbreiten.

Frühes Eingreifen bei Tigermücke wichtig

In Bayern ist die Tigermücke längst angekommen. So hat die Stadt München Anfang Januar mitgeteilt, dass 2023 im Rahmen des Stechmückenmonitorings 25 Tigermücken in der Landeshauptstadt gezählt wurden. Auch in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg (Lörrach, Freiburg im Breisgau) gebe es Tigermücken-Populationen, erklärt die Wissenschaftlerin. Um diese möglichst kleinzuhalten, sei es wichtig, schnellstmöglich Maßnahmen zur Begrenzung zu ergreifen. Denn die Tigermücken können Krankheiten wie Dengue- oder Chikungunya-Fieber übertragen, so Stephanie Thomas. Wärmere Winter machten die Ausbreitung auch in Bayern möglich. Thomas fordert außerdem, dass Bund und Länder die Zuständigkeiten zur Bekämpfung der Tigermücke besser koordinieren.

Übertragung vom Menschen zur Mücke und umgekehrt

Dengue-Fieber sei zum Beispiel in Deutschland untypisch, es könnte aber durchaus sein, dass ein Infizierter die Krankheit aus dem Ausland einschleppe und es auf eine hier lebende Tigermücke übertrage. Diese könne sie dann an andere Menschen weitergeben. Von großen Ausbrüchen der Krankheit sei dann nicht auszugehen. Aber auch wenige 100 Erkrankte seien ein Risiko, so Thomas.

In Fürth sollen die Bürger mithelfen

In Fürth wird seit 2019 ein Monitoring-Programm betrieben, erklärt der stellvertretende Amtsleiter des Ordnungsamts, Markus Schmid. Wegen der hohen Kosten und der geringen Effizienz habe sich die Stadt davon verabschiedet, die Tigermücke aktiv zu bekämpfen. Vielmehr setze man nun auf die Mithilfe der Bürger. Die Tigermücke sei nicht mehr loszubekommen, meint Schmid. Es gehe nun darum, die Population möglichst gering zu halten.

Mit Aufklärungsschriften und Bürgergesprächen will das Ordnungsamt die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren. Dazu spreche man auch mit Kindergärten und Schulen, weil kleine Kinder oft draußen spielten und kleine Pfützen oder Wasserstellen entdeckten und diese dann leeren könnten. Genauso wichtig sei es aber auch, auf Terrassen und Balkonen keine Wasserstellen übrigzulassen, die die Tigermücke zur Eiablage nutzen kann.

Entwarnung: Keine Tigermücke im Regnitztal

Entwarnung gibt Markus Schmid bei Mückenfunden im Regnitztal. Diese sähen den Tigermücken zum Teil täuschend ähnlich. Es handele sich aber nach Untersuchungen um sogenannte Überflutungsmücken. Tigermücken, sagt Stephanie Thomas von der Universität Bayreuth, erkenne man daran, dass die Mücke deutlich schwarz-weiß gezeichnet sei. Charakteristisch sei der weiße Streifen am "Rücken" und am Kopf. Auch an den Beinen sei der letzte Abschnitt unten weiß. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Mücke einfangen und diese an den Mückenatlas schicken, um sie dort genau bestimmen zu lassen.

Der Mückenatlas (externer Link) ist eine Initiative des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg und des Friedrich-Loeffler-Instituts. Mithilfe privater Einsendungen untersuchen und kartografieren die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen hier die Verbreitung von Stechmückenarten in Deutschland.

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