Symbolbild: Schweine im Außenbereich ihres Stalls
Bildrechte: picture alliance / Caro | Sorge
Audiobeitrag

Symbolbild: Schweine im Außenbereich ihres Stalls

Audiobeitrag
> Wissen >

Mehr Tierwohl, weniger Emissionen: Schweinestall der Zukunft?

Mehr Tierwohl, weniger Emissionen: Schweinestall der Zukunft?

Für 1.300 Schweine hat Familie Baierl in der Oberpfalz einen neuen Frischluft-Stall gebaut. Das Besondere: Es stinkt nicht. Weil Kot und Harn der Tiere getrennt werden, gibt es weniger Ammoniak-Emissionen als bei herkömmlicher Güllewirtschaft.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Neugierig blicken 1.300 Schweine nach oben, wenn sich die vollautomatische Strohdusche an der Decke des Stalls in Gang setzt. Das Stroh, das auf die Tiere herunterrieselt, ist maschinell entstaubt und sorgt für Wohlbefinden und ein gesundes Klima. Doch noch entscheidender für gute Luft im Stall ist eine Toilette für die Schweine. Dort werden die Hinterlassenschaften der Tiere, also Kot und Harn, getrennt erfasst, deshalb bildet sich wesentlich weniger Ammoniak. Das Gas ist umwelt- und gesundheitsschädlich: für die Tiere und die im Stall arbeitenden Menschen.

Schweinetoilette sorgt für bessere Luft

In herkömmlichen Ställen leben Schweine auf Spaltenböden, ihre Ausscheidungen vermengen sich zu breiiger Gülle. Bislang galt das als große Errungenschaft, so kann man große Schweinebestände mit vielen tausend Tieren mit wenig Arbeitsaufwand mästen.

Aber: Bei Gülle entweicht aus dem vermengten Kot und Urin unvermeidlich Ammoniak. Im Stall von Sabine und Franz Baierl haben die Schweine einen sauberen Schlafbereich mit Stroh, von dort laufen sie durch eine Klappe in den Außenbereich zum Fressen und zur Toilette.

Herausforderung: Ferkel müssen angelernt werden

Die Herausforderung: Wie bringt man Schweinen bei, auf die Toilette zu gehen? Wenn die Tiere das nicht schon als Ferkel, also von klein auf lernen, müssen die Baierls von Hand nachsäubern. Das dauert täglich gut zwei Stunden. "Wir hoffen, dass unsere Schweine noch sauberer werden", so Franz Baierl. Die getrennten Hinterlassenschaften werden sinnvoll verwertet: Der Mist kommt in eine Biogasanlage, die stickstoffreiche Jauche wird als Dünger auf den Feldern verteilt.

Mehr Ammoniakreduzierung als die EU fordert

Um rund 70 Prozent reduzieren die Baierl die Ammoniak-Emissionen gegenüber herkömmlichen Gülle-Schweineställen. In Deutschland entweichen jährlich 520.000 Tonnen Ammoniak in die Atmosphäre. 95 Prozent stammen aus der Landwirtschaft. Das stickstoffreiche Gas reizt die Atemwege und schädigt artenreiche, aber nährstoffarme Naturschutzgebiete.

Die EU fordert eine deutliche Ammoniakreduzierung um rund 20 Prozent. Familie Baierl hat mehr als das Dreifache geschafft, Messungen belegen das. "Mit unserem neuen Stall tun wir Gutes für unsere Tiere, für uns selbst und für die Umwelt."

Mehr Tierwohl kostet Geld und Arbeit

Sabine und Franz Baierl haben rund 1,5 Millionen Euro in den neuen Stall investiert, in dem die Schweine nach Haltungsstufe 3 gehalten werden, also mit mehr Platz als üblich. "Es war ein Risiko", sagt Landwirtin Sabine Baierl, denn sie wisse nicht sicher, wie lange Handel und Verbraucher die Mehrkosten bezahlen.

Aktuell haben die Baierls einen Vertrag mit Rewe. Sie bekommen einen ordentlichen Preis, den regelmäßig ein unabhängiger Fachmann der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft berechnet. Aber: Die Preisgarantie gilt nur fünf Jahre. Abgeschrieben ist der kostspielige Stall aber erst nach frühestens 20 Jahren.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!