Mara Feitel ist angehende Physiotherapeutin im zweiten Lehrjahr. Heute behandelt sie im Rahmen ihrer Ausbildung eine Patientin kurz nach deren Hüftoperation. Das Szenario ist allerdings gestellt. Die Dame im Bett spielt nur mit. Das Zimmer, in dem Fall das Setting, in der Erlanger Berufsfachschule für Physiotherapie gleicht einem Krankenhausraum bis ins kleinste Detail. Alles soll so authentisch wie möglich sein.
Mit einem großen Unterschied: Während ihres Handelns wird die 21-Jährige von mehreren Kameras gefilmt, an der Decke hängen sensible Richtmikrofone. Hinter einer überdimensionalen, verspiegelten Scheibe führt Schulleiter Michael Görlitz quasi Regie. Auf seinem Monitor laufen alle Kameras zusammen. Mara Feitels Umgang mit der "Patientin" wird aufgezeichnet. Das sogenannte "Skills Lab" ist ganz neu im Einsatz an der Schule und mit modernster Technik ausgestattet.
"Wir können so jede Situation im Nachhinein perfekt gemeinsam analysieren!" Michael Görlitz, Schulleiter "Philantropos"
"Digitalpakt Schule" macht's möglich
Was in Notaufnahmen und Unikliniken schon länger fester Bestandteil der medizinischen Ausbildung ist, dürfte für Berufsfachschulen der Physiotherapie eher eine Ausnahme darstellen. Insgesamt hat das Labor rund 80.000 Euro gekostet, eine Investition, die möglich wurde durch den "Digitalpakt Schule" der Bundesregierung. Rund zwei Drittel der angefallenen Kosten seien damit gedeckt worden, so Schulleiter Michael Görlitz. Künftig solle das Skills Lab nicht nur für die Physiotherapeuten-Ausbildung genutzt werden, auch andere Firmen könnten hier zum Beispiel Mitarbeiterschulungen durchführen, um ihre interne und externe Kommunikation zu verbessern.
Störszenarien in der Behandlung
Zurück zur Mara Feitel. Die versucht die ihr vorgesetzte Patientin zu mobilisieren. Leichtes Armkreisen, Knie anwinkeln, immer wieder freundliche Rückfragen. Das fließt positiv in die anstehende Bewertung der Behandlung mit ein. In einem anderen Zimmer verfolgt Maras Klasse das Geschehen live per Bildschirm mit, macht sich Notizen, was die Mitschülerin vielleicht noch verbessern könnte.
Schulleiter Michael Görlitz kann hinter der Scheibe das Szenario verändern, der Schauspiel-Patientin neue Anweisungen geben über einen Knopf im Ohr oder auch Störgeräusche wie Telefonklingeln oder Babygeschrei in den Raum einspielen. Mara Feitel meistert alle Situationen angemessen. Die Kameras scheint sie schnell vergessen zu haben. Im Fokus steht die Patientin.
"Das Zimmer, die Schauspielerin, das wirkt schon alles sehr authentisch!" Mara Feitel, Azubi
Gemeinsame Analyse
Nach rund zehn Minuten ist die inszenierte Behandlung beendet. Nachbesprechung gemeinsam mit der Klasse: Die angehenden Physios loben das neue technische Übungslabor in Erlangen. So könne man sich selbst wahrlich aus neuen Perspektiven sehen. Für die Ausbildung, da sind sich alle einig im Klassenzimmer, ist das ein echter Vorteil.
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