Die Rolle rückwärts kam überraschend: Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau bleibt im Kommunalen Arbeitgeberverband. Das gaben Aschaffenburgs Landrat Alexander Legler (CSU) und Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) am Donnerstagabend gemeinsam mit der Klinikleitung bekannt.
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Weiterhin Pläne für neue Tarife und Personalstrategien
Die Beteiligten betonten, dass die Mitarbeitenden "das wichtigste Kapital des Hauses" seien. Die Entscheidung sei gefallen, um die Verunsicherungen unter den Beschäftigten zu beseitigen. Ziel sei es weiterhin, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Zudem solle die kostenintensive Arbeitnehmerüberlassung reduziert werden, um finanzielle Belastungen für Stadt und Landkreis zu minimieren. Herzing kündigte an, dass die von der Geschäftsführung vorgelegten Vorschläge in den zuständigen Gremien beraten und dann in einer Mitarbeiterversammlung am kommenden Donnerstag (19.09., 18 Uhr) vorgestellt werden.
Ärzteverband mahnt: "Sozialpartner einbeziehen!"
Der Marburger Bund Bayern begrüßt die Entscheidung, kritisiert jedoch das vorherige Vorgehen der Klinikleitung. Die Führung des Klinikums müsse nun das Vertrauen der Belegschaft wiederherstellen, das durch "sinnlose und unbedachte" Aktionen beschädigt worden sei, kommentierte der Ärzteverband. Außerdem sei irritierend, dass weiterhin Informationsveranstaltungen angekündigt würden, bei denen neue Tarif- und Personalstrategien vorgestellt werden sollen, ohne die Gewerkschaften oder Sozialpartner einzubeziehen.
Klinik-Situation am Montag Thema im Kreistag
Die öffentliche Bekanntgabe über das Verbleiben im Kommunalen Arbeitgeberverband hat für Befremden bei einigen Aschaffenburger Kreisräten gesorgt. Kommenden Montag (16.09.) solle das Thema im Kreistag behandelt werden. Es liegt auch ein Antrag der SPD-Kreistagsfraktion auf Wiedereintritt in den Arbeitgeberverband vor.
Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing erklärte gegenüber dem BR: "Wiedereintreten müssen wir eigentlich gar nicht, wir haben lediglich den Austritt zurückgenommen. Das können wir rechtlich auch ohne Beschluss eines Gremiums." Klinik-Geschäftsführer Sebastian Lehotzki werde im Kreistag Maßnahmen zur Reduzierung des 40-Millionen-Euro-Defizits vorstellen. "Es war ein Hin-und-Her und wir haben viel in der Sache diskutiert. Ein Gutes hatte es: Politik, Bevölkerung und Mitarbeitende haben verstanden, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Denn der Schuldenberg des kommunalen Klinikums wächst seit Jahren", so Herzing.
Prognose für 2024: 40 Millionen Euro Defizit
Anfang Juli hatte die Klinikleitung mitgeteilt, dass das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau zum 30. September aus dem Kommunalen Arbeitgeberverband austritt. Damit wäre die Klinik nicht mehr an die Tarifverträge gebunden gewesen. Die Klinik wollte mit diesem Schritt die Kosten senken. Das kommunale Krankenhaus rechnet dieses Jahr mit einem Defizit von 40 Millionen Euro. Dafür müssen jeweils zur Hälfte die Stadt und der Landkreis Aschaffenburg aufkommen. Nach großer Kritik an der Entscheidung hatte sich der Aschaffenburger Stadtrat für einen Verbleib im Kommunalen Arbeitgeberverband stark gemacht.
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