Aus Christbaum wird Narrenbaum: Die Berufsfeuerwehr hatte den Christbaum auf dem Augsburger Rathausplatz schon von seinen Ästen befreit, nun ist er in den Augsburger Stadtfarben Grün, Weiß und Rot geschmückt und mit den Tafeln der Augsburger Faschingsvereine verziert worden. Aus dem Christbaum ist jetzt, wie auch schon im vergangenen Jahr, der Narrenbaum geworden. Früher wurde für den Narrenbaum ein anderer Baum verwendet, aus Umweltschutzgründen hat sich die Stadt Augsburg dafür entschieden, den Christbaum zu recyceln.
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Wahrzeichen und Erinnerungshilfe
Der Narrenbaum sei ein wichtiger Teil und ein Wahrzeichen des Faschingstreibens, das bis zum Faschingsdienstag auf dem Rathausplatz stattfindet, erklärt Marion Buk-Kluger von der Faschingsgesellschaft "Under oiner Kapp". In Augsburg werde die Tradition seit mehr als 50 Jahren gepflegt. Der Baum soll auch die Obrigkeit im gegenüberliegenden Rathaus an deren Verantwortung den Bürgern gegenüber erinnern, sagt Buk-Kluger.
"Beim Fasching wirken alle Generationen mit"
Augsburgs Sozialreferent Martin Schenkelberg, als Rheinländer bekennender Fan der närrischen Jahreszeit, findet den Narrenbaum prima und will den Fasching in Augsburg weiter unterstützen. Denn Fasching habe etwas, das es viel zu wenig gebe in der heutigen Gesellschaft. Zum einen würden meistens alle Generationen mitwirken: Kinder, Eltern, Großeltern. "Und zum anderen ist es im Fasching egal, woher man kommt und wie viel Geld man hat. Es dürfen und können alle mitmachen. Spaß haben können alle Menschen", sagt Sozialreferent Schenkelberg.
Gaudiwurm für Kinder am Rosenmontag
Im vergangenen Jahr hatte Schenkelberg zusammen mit dem Stadtjugendring und den Faschingsvereinen einen neuen Gaudiwurm für Kinder initiiert. Der startet heuer am Rosenmontag um 11.33 Uhr auf dem Rathausplatz. Bereits ab dem Faschingssamstag treten dort von 11.00 bis 20.00 Uhr Gardetanzgruppen auf und es wird Musik gespielt.
Narrenbaum: Eine Tradition mit unbekannter Herkunft
Narrenbäume werden im Fasching an vielen Orten in Deutschland aufgestellt. In Schwaben zum Beispiel in Lindau, Nonnenhorn, Oberelchingen, Donaualtheim und Gundelfingen. Dass Narrenbäume umgebaute Christbäume sind, ist aber eher ungewöhnlich. Wo die Narrenbäume herkommen, ist nicht bekannt. Es gibt unterschiedliche Theorien über die Herkunft.
So schreibt beispielsweise die Süddeutsche Zeitung, dass sich die Tradition des Narrenbaums aus einer Tradition der Metzger entwickelt haben könnte, die früher beim Fastnachtstanz kleine Bäumchen mit sich trugen. Möglich auch: Im späten Mittelalter wurde der Narrenbaum als eine Abwandlung des biblischen Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies aufgestellt. Der Narrenbaum könnte aber auch dem Maibaum nachempfunden sein oder auf das sogenannte Blockziehen zurückgehen, einen Umzug, bei dem unverheiratete Frauen im Mittelalter einen Baumstamm durch die Straßen zogen, aus dem sie vielleicht doch noch einen Mann für sich schnitzen konnten.
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