Die Ausbaupläne für den Grünten sind vom Tisch. Das teilte der Rettenberger Bürgermeister Nikolaus Weißinger vor kurzem mit. Er habe bis zuletzt gehofft, den Ausbau am "Wächter des Allgäus" zumindest in deutlich reduzierter Form doch noch realisieren zu können. Dafür habe er im Rahmen einer "Befriedungsaktion" in den vergangenen sechs Monaten persönlich jeden Grundstücksbesitzer am Grünten aufgesucht und viele lange und intensive Gespräche geführt, um das Projekt auf eine breite Basis zu stellen. Ohne Erfolg. Deshalb hat die Unternehmerfamilie Hagenauer jetzt ihre Pläne zurückgezogen.
"Schlussendlich waren es ein paar Mitglieder der Alpgenossenschaft Grünten, die den Todesstoß für das Gesamtprojekt gaben, in dem sie der vertraglich geschuldeten Grundschuldbestellung nicht zustimmten." Erklärung der Unternehmerfamilie Hagenauer
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Einige Grundstücksbesitzer am Grünten bleiben bei ihrem Nein
Bis zuletzt haben einige Grundstückseigentümer das Projekt abgelehnt. Laut Bürgermeister Weißinger (CSU) konnte vor allem bei den Nutzungsrechten für mehrere private Flächen keine Einigung erzielt werden. Ohne diese Rechte kann es nach seinen Angaben auch keine Modernisierung am Grünten geben.
Er habe seit Amtsantritt 2020 versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die Investorenfamilie hätte sich auch bereits auf mehrere Kompromisse eingelassen, schreibt Weißinger in einer Presseerklärung. Doch weil unter den aktuellen Bedingungen keine wirtschaftliche Betriebsführung möglich sei, habe sich die Familie Hagenauer entschlossen, "ihr Investitionsvorhaben abzubrechen", heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde. Rettenberg werde weiter auf eine naturverträgliche touristische Nutzung des Grünten setzen, betont Weißinger
Allgäuer Unternehmerfamilie wollte investieren
2018 hatten die beiden Geschwister Anja und Michael Hagenauer, die noch aus den 1960er Jahren stammenden Grüntenlifte gekauft. Die Familie kommt aus der Region, betreibt seit Jahren die "AlpseeBergwelt" bei Immenstadt. Im Juni 2019 stellten sie als Betreiber der "GrüntenBergWelt" ihre Ausbaupläne zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor.
Unter dem Motto "Natur.Genuss.Berg" sollte am Grünten ein ganzjähriges Natur- und Freizeiterlebnis ermöglicht werden. Für rund 30 Millionen Euro sollten unter anderem eine 10er-Sesselbahn, eine neue Talstation samt Parkhaus für über 300 Fahrzeuge, ein neuer Speicherteich, neue Zufahrtsstraßen sowie ein neues Berggasthaus gebaut werden.
"Eventisierung" des Grünten
Kritiker wie der BUND Naturschutz und die 2019 gegründete Initiative "Rettet den Grünten" fürchteten eine "Eventisierung" des Berges. Der Ausbau würde zu viele Menschen an den Grünten locken, der Ansturm Natur und Tieren schaden. Thomas Frey, BUND-Regionalreferent für Schwaben, bezeichnete die Planungen als "völlig überdimensioniert".
Die Baumaßnahmen im Landschaftsschutzgebiet bzw. direkt neben einem europäischen FFH-Schutzgebiet wären seiner Einschätzung nach mit der Zerstörung oder einer erheblichen Beeinträchtigung von Biotopen, wie etwa artenreichen Bergwiesen, verbunden gewesen. Der BUND hatte noch im Oktober 2021 angekündigt, den Ausbau notfalls mit Hilfe einer Klage stoppen zu wollen.
Aufschwung für Gastronomie und Tourismus
Die Ausbau-Befürworter erhofften sich durch die Modernisierungsmaßnahmen neuen Aufschwung für die Gastronomie und den Tourismus vor Ort. Sie hatten die Bürgerinitiative „Zukunft Grünten“ gegründet und immer wieder betont, wie wichtig es für Gastgeber und Unternehmer vor Ort sei, die veralteten Liftanlagen zu modernisieren.
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