Der wegen Urkundenfälschung angeklagter Mann (M) steht vor Prozessbeginn im Landgericht München gegenüber von seinen Rechtsanwälten.
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Der wegen Urkundenfälschung angeklagter Mann (M) steht vor Prozessbeginn im Landgericht München gegenüber von seinen Rechtsanwälten.

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Aus Rache erfundenes Plagiat - Amtsgericht verurteilt Münchner

Aus Rache erfundenes Plagiat - Amtsgericht verurteilt Münchner

Aus Rache ein ganzes Buch fälschen, nur um einem Professor ein Plagiat anzuhängen - dieser Fall hat international Aufsehen erregt. Jetzt wurde ein 70-jähriger Münchner vom Amtsgericht zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ein 70-jähriger Münchner ist vom Amtsgericht München zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Dem Urteil war ein regelrechter Wissenschaftskrimi vorausgegangen.

Der Angeklagte habe seinen Tatplan mit beispielloser krimineller Energie, Akribie und Aufwand verfolgt – so begründete das Gericht das Urteil. Er habe mit seinem Tun einem Rechtsmediziner gezielt öffentlich schaden wollen. Unter anderem wegen Verleumdung und Betrugs wurde der Mann deshalb am Donnerstag (06.03) verurteilt.

Professor wird Plagiat vorgeworfen

Der Hintergrund: Ursprünglich war ein Münchner Professor für Rechtsmedizin beschuldigt worden, in seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. Der Leiter des rechtsmedizinischen Instituts der LMU München hatte seine Doktorarbeit 1987 an der Uni Hamburg über ein Pflanzengift und dessen Wirkung auf Krebszellen verfasst. Vor drei Jahren kamen dann die Plagiatsvorwürfe auf. In einem dicken Sammelband, datiert auf das Jahr 1982, also fünf Jahre vor Erscheinen der Doktorarbeit, fanden sich in einem Kapitel weitgehende Übereinstimmungen mit eben dieser Doktorarbeit. Daraufhin prüfte die Uni Hamburg den Vorwurf.

Münchner fälscht Sammelband

Im Zuge der Prüfung stellte sich aber heraus, dass nicht mit der Doktorarbeit, sondern mit der Quelle, einem Sammelband, etwas nicht stimmte. Diesen soll der verurteilte 70-jähriger Münchner eigens gefälscht haben, um den Eindruck zu erwecken, dass der Rechtsmediziner in seiner Doktorarbeit aus eben diesem Sammelband abgeschrieben hatte. Seit Herbst 2022 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den 70-Jährigen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte er mit der Fälschung dem Ruf des Rechtsmediziners schaden.

Mehrere Personen in Fälschung involviert

Das gefälschte Buch sollte so wirken, als handle es sich tatsächlich um einen wissenschaftlichen Sammelband aus den 1980er-Jahren zu einem Medizinerkongress in Rumänien. Deshalb ließ der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft das Werk von Ghostwritern verfassen. Darin seien gezielt Passagen aus der Doktorarbeit des Rechtsmediziners eingebaut worden, um den Eindruck eines Plagiats zu erwecken. 

Eigens gedruckte Exemplare des Bandes ließ der Angeklagte, der selbst zwei Doktortitel trägt, den Ermittlungen zufolge dann auf einer Auktionsplattform im Internet versteigern. Zudem soll er Plagiatsjäger beauftragt haben, die er explizit auf das Buch hinwies

Rache als Motiv vermutet

Als Motiv des Angeklagten vermutet die Staatsanwaltschaft Rache. Denn der Mediziner hatte 2020 die Mutter des 70-jährigen Münchners nach deren Tod gegen den Willen des Sohnes obduziert. Diese, aus Sicht des Münchners, grundlose Obduktion, brachte ihn so auf, dass er mit großem Aufwand den Sammelband fälschte, um den Professor zu diskreditieren.

Mit der Haftstrafe blieb das Amtsgericht München nur vier Monate unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die in ihrem Plädoyer zwei Jahre und zehn Monate Haft für den Angeklagten gefordert hatte. Eine Strafe über zwei Jahren kann nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert. Das Amtsgericht München teilt mit, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei und weist auf die Unschuldsvermutung hin.

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