Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen fällen seit Anfang der Woche Bäume entlang des Saale-Ufers.
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Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen fällen seit Anfang der Woche Bäume entlang des Saale-Ufers.

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Baumfällungen an der Saale: Ende des Paddelverbots in Sicht

Baumfällungen an der Saale: Ende des Paddelverbots in Sicht

Das Paddelverbot auf der Saale im Landkreis Bad Kissingen hat viele verärgert. Nun gibt es Hoffnung für Wassersportfans: Die schadhaften Bäume werden gerade gefällt, zumindest ein Bruchteil davon. Zudem darf das Verbot laut Gericht nicht ewig gelten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Als das Landratsamt Bad Kissingen im Februar – kurz vor Beginn der Saison – überraschend das Paddeln auf der Fränkischen Saale verboten hat, war der Unmut bei vielen groß: In einer Online-Petition forderten mehr als 10.000 Menschen ein Ende der Sperrung, Bootsverleiher und Gastrobetriebe klagten über drohende Umsatzeinbußen.

Grund für das Paddelverbot war die Sorge des Amts gewesen, dass Bäume entlang des Ufers drohten umzufallen, wodurch Wassersport auf der Saale schlicht zu gefährlich sei. Nun wird das Problem angegangen: Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen fällen seit Anfang der Woche Bäume entlang des Ufers. Das wird jedoch nicht auf der gesamten Strecke passieren.

Fällung erst mit artenschutzrechtlicher Genehmigung möglich

Die Mitarbeiter fällen sogenannte Höhlenbäume. Für diese ökologisch sensiblen Weiden, Erlen oder Pappeln, die Fledermäusen und verschiedenen Vögeln als Nistplatz dienen, brauchte es eine artenschutzrechtliche Genehmigung der Regierung von Unterfranken. Diese liegt seit vergangener Woche vor.

So können nun auch 67 davon betroffene Ufer-Bäume an der Saale zwischen Hammelburg und Morlesau entnommen werden. Jeder einzelne wird vom Landratsamt begutachtet und gemäß Umweltschutz-Auflagen dokumentiert, um entsprechende Ausgleichsmaßnahmen wie Nistkästen zu veranlassen.

Allgemeines Lebensrisiko: Fällungen nur auf Teil der Saale

Uwe Seidl, stellvertretender Amtsleiter geht davon aus, dass seine Leute pro Tag sechs bis sieben Bäume schaffen werden. Demnach wäre der neun Kilometer lange Streckenabschnitt der Saale, der zu den beliebtesten Kanurouten zählt, bis Ende September frei von umsturzgefährdeten Bäumen.

Voraussichtlich wird es jedoch auf den verbleibenden knapp 60 Saale-Kilometern im Landkreis Bad Kissingen keine weiteren Fällungen geben, erklärt Thomas Schoenwald, der beim Landkreis das Ressort Umweltschutz verantwortet. Das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom Sommer dieses Jahres legt nämlich nahe, dass Menschen, die Kanu fahren – ähnlich wie etwa auch bei Waldspaziergängen – hier ein allgemeines Lebensrisiko zugemutet werden kann. Schoenwald will daher künftig wieder Warnschilder aufstellen lassen, die das Kanufahren auf eigenes Risiko erlauben.

Wasserwirtschaftsamt nicht zuständig für Entnahme von 4.000 Bäumen

Eine Entnahme aller Schadbäume – die Schätzung liegt bei mindestens 4.000 – wäre nicht nur langwierig und teuer. Es gibt auch keine gesetzliche Handhabe für einen derartigen Eingriff, betont Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt. Seine Behörde sei für den Unterhalt des Flusses zuständig. Das beinhalte die Entfernung von umgestürzten Bäumen, die etwa eine Hochwassergefahr herbeiführen könnten. Das Amt sei aber nicht verpflichtet, das sichere Kanufahren auf der Saale zu gewährleisten und schon gar nicht, die Uferbäume auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen.

Anders als bei Wanderwegen und Straßen besteht an der Saale keine Verkehrssicherungspflicht, bestätigt auch Jurist Thomas Schoenwald. Eine rechtliche Grauzone. Die nicht geregelte Haftungsfrage hatte das Landratsamt im Februar veranlasst, die Saale vorsichtshalber zu sperren. Nach dem Richterspruch des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs gilt die Allgemeinverfügung nun jedoch nur noch maximal bis Ende Februar 2025. Danach sei eine weitere Sperrung nicht mehr verhältnismäßig.

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