Seit 2016 betreibt die Firma Veolia das Biomassekraftwerk Zapfendorf im Landkreis Bamberg. Nach Angaben des Entsorgungskonzerns erzeugt das Werk pro Jahr so viele Megawattstunden Strom, dass dadurch 12.000 Einfamilienhaushalte versorgt werden können. Die Anlage verbrennt dabei pro Jahr rund 65.000 Tonnen Altholz.
Inzwischen sei der jetzige Betrieb langfristig aber nicht mehr rentabel, die Marktbedingungen hätten sich geändert, heißt es vom Betreiber. Deshalb wollte das Unternehmen künftig aus Abfällen von Bau- und Abbruchunternehmen Nahwärme produzieren. Dagegen wehrt sich aber die Gemeinde Zapfendorf.
Zapfendorf will keine Müllverbrennung von belastetem Material
Die Ratsmitglieder hätten dem erweiterten Bebauungsplan – der für die geänderte Nutzung des Kraftwerks notwendig wäre – nicht zustimmen können. Denn das Kraftwerk sollte faktisch eine Müllverbrennung werden, so Zapfendorfs Bürgermeister Michael Senger (Wählergemeinschaft Sassendorf, WS). Bei einer Erweiterung des Bebauungsplanes hätte man sich nicht sicher sein können, was für belastete Abfallstoffe zur Verbrennung gelangen, so der Bürgermeister. Die Ratsmitglieder befürchteten letztendlich eine Müllverbrennung für belastetes Material.
Nach Aussagen der Veolia-Pressesprecherin sei dies nicht geplant gewesen. "Eine Mitverbrennung von belasteten oder gar schädlichen Abfällen war zu keinem Zeitpunkt unser Plan", erklärt Diana Viets. Lediglich die Verbrennung von sogenannten Ersatzmaterialien sei vorgesehen gewesen. "Das Ausgangsmaterial für diese Ersatzbrennstoffe sind Abfälle, die tagtäglich in Privathaushalten oder Betrieben anfallen, wie zum Beispiel Gewerbeabfälle, Restmüll oder Verpackungsabfälle." Es handele sich dabei also nicht um gefährliche oder belastete Abfälle.
Abgesehen davon hatte sich der Gemeinderat von Zapfendorf gegen eine mögliche Erweiterung bei den Abfallstoffen für die Verbrennung bereits im vergangenen Sommer ausgesprochen. Laut Bürgermeister Senger handele es sich bei dem Material für die Stromerzeugung jetzt schon um Holz der Klasse A4 – also um schwer belastetes Holz, wie zum Beispiel Eisenbahnschwellen oder Leitungsstangen.
Veolia wirft Gemeinde "fehlenden lokalen politischen Willen" vor
Unter diesen Bedingungen könne das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, heißt es unterdessen von Veolia, das der Gemeinde "fehlenden lokalen politischen Willen" vorwirft. Konsequenz: Das Biomassekraftwerk Zapfendorf wird seinen Betrieb zum Jahresende einstellen. Von der Schließung sind 18 Mitarbeitende betroffen.
"Mit einer Umrüstung des bis zuletzt technisch sehr zuverlässigen Kraftwerks zum Heizkraftwerk hätte man noch viele Jahre zur Versorgungssicherheit beitragen können", erklärt Pascal Jahn, Niederlassungsleiter von Veolia. Mit der Einstellung des Kraftwerksbetriebs am Standort Zapfendorf verliere der süddeutsche Raum eine "zuverlässige und vor allem bei Bau- und Abbruchunternehmen anerkannte Anlaufstelle zur Verwertung hoch belasteter Altholzsortimente".
Vergleichbarer Fall mit Biomassekraftwerk in Großaitingen
Einen ähnlichen Konflikt zwischen Veolia und einer Gemeinde in Bayern hat es bereits im Februar gegeben. Das Biomassekraftwerk im schwäbischen Großaitingen versorgte pro Jahr rund 7.500 Einfamilienhaushalte mit Energie.
Auch dort wollte das Unternehmen sogenannte Ersatzbrennstoffe anstelle von Altholz einsetzen. Die Pläne seien im Gemeinderat von Großaitingen ebenfalls auf Widerstand gestoßen. Die Verwertungsanlage im Kreis Augsburg wurde daraufhin geschlossen.
Die Veolia Gruppe beschäftigt bundesweit 11.000 Mitarbeiter an 250 Standorten. Das Unternehmen erwirtschaftete in Deutschland im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 2,8 Milliarden Euro.
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