Die Deponie in Monheim von oben.
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Die bestehende Deponie in Monheim erweitern oder den Wald erhalten – darum geht es in dem Bürgerentscheid.

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Bürgerentscheid als Briefwahl: Deponie oder Wald in Monheim?

Bürgerentscheid als Briefwahl: Deponie oder Wald in Monheim?

Die Stadt Monheim will ihre Erdaushub-Deponie erweitern. Dafür sollen schrittweise siebeneinhalb Hektar Wald gerodet werden. Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative. Die Besonderheit: Die Abstimmung findet als Briefwahl statt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Egal, wen man in der Monheimer Altstadt auf den Bürgerentscheid anspricht, fast jeder hat eine Meinung dazu: Die Deponie erweitern oder den Wald erhalten? "Ich bin für die Deponie! Für die Zukunft braucht man das doch, woanders entsorgen wird vielleicht viel teurer", sagt eine Frau. Eine Mutter mit Kinderwagen sieht es ganz anders: "Ich bin Team Wald! Der Wald ist die Lunge unseres Planeten, und jedes kleine Stückchen Wald, das erhalten wird, hilft. Kleinvieh macht auch Mist, wie der Bauer immer so schön sagt!"

Stadt will Deponie erweitern und Geld sparen

Darum geht es: Die Stadt im schwäbischen Landkreis Donau-Ries betreibt seit Jahrzehnten eine eigene Deponie für Erdaushub. Dort kommt zum Beispiel das hin, was beim Hausbau anfällt. Doch die Deponie ist fast voll. Der Plan des Stadtrats und des Bürgermeisters: eine Erweiterung direkt nebenan. Dafür soll Wald abgeholzt werden: insgesamt siebeneinhalb Hektar, eine Fläche ungefähr so groß wie zehn Fußballfelder. Und: Künftig soll neben Erdaushub auch Bauschutt angenommen werden.

Mit der Erweiterung will die Stadt Monheim vor allem Geld sparen. Eine eigene Deponie sichert der Stadt selbst und den Monheimer Bürgern eine günstige Entsorgung. Aktuell zahlen sie 2,60 Euro pro Kubikmeter. Zum Vergleich: Beim Abfallwirtschaftsverband Nordschwaben sind es 9,50 Euro.

Bürgerinitiative kämpft für den Wald

Gegen die Deponie-Erweiterung kämpft eine Bürgerinitiative. Sie hatte Unterschriften für den Bürgerentscheid gesammelt. Das Ziel: Den Wald erhalten, sagt Felix Meyer: "Wir leben in Zeiten des Klimawandels, und da ist es einfach wichtig, dass wir jeden Baum erhalten und vor allem, wenn wir hier die Möglichkeit haben, an unserem Standort etwas fürs Klima zu tun und den Wald zu erhalten, dann sollten wir das auch machen." Die Initiative argumentiert auch mit der natürlichen Kühlung der Umgebung durch den Wald und dass er als Naherholungsgebiet beliebt sei.

Stadt muss gerodeten Wald ausgleichen

Die Stadt Monheim muss den gerodeten Wald an anderer Stelle wieder ausgleichen. Aber genau das sieht Forstwissenschaftler Erwin Hussendörfer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf kritisch. Die jungen Bäume müssten auf der freien Fläche erstmal anwachsen, "das bedeutet, dass manche Baumarten damit gar nicht zurechtkommen, die erfrieren, wenn es Fröste gibt und die leiden noch viel mehr unter Hitze und Trockenheit." Erst 50 bis 100 Jahre nach der Pflanzung neuer Baumsetzlinge könne man wieder von einem funktionierenden Wald sprechen.

Waldboden speichert besonders viel Kohlenstoff

Die Waldfläche, die jetzt gerodet werden soll, wäre eigentlich optimal in Zeiten des Klimawandels, sagt der Forstwissenschaftler. Der Mischwald in Monheim habe viele Eichen, die durch den Klimawandel immer wichtiger würden. Andere Baumarten wie Buche oder Fichte litten unter Trockenheit, Hitze und dem Borkenkäfer, so Hussendörfer.

Eine große Rolle spielt laut der aktuellen Bundeswaldinventur auch der Waldboden. So steckt fast die Hälfte des gesamten Kohlenstoffs, der in einem Wald gespeichert ist, im Waldboden – also im abgestorbenen Laub und im Humus. Nach einer Rodung wärmt die Sonne den Waldboden auf und Bakterien zersetzen das pflanzliche Material. Dabei wird CO2 freigesetzt – und so würde der ehemalige Wald sogar zum Beschleuniger des Klimawandels.

Kein Deponie-Mangel in der Region

Unklar ist noch, wie viel eine Deponie-Erweiterung die Stadt kosten würde und ob die Entsorgungskosten für jedermann weiterhin so günstig bleiben. Einen Deponie-Mangel gibt es in der Region jedenfalls nicht. Laut dem Abfallwirtschaftsverband Nordschwaben seien die Kapazitäten auch in Zukunft groß genug.

Bürgerentscheid bis zum 12. Januar

Der Bürgerentscheid in Monheim findet im sogenannten Massenbriefwahlverfahren statt. Das heißt: Die rund 4.000 Abstimmungsberechtigten bekommen automatisch Briefwahlunterlagen nach Hause geschickt. So soll die Wahlbeteiligung möglichst hoch werden.

Abgestimmt werden kann noch bis zum 12. Januar. Am Wahlsonntag selbst gibt es dann aber auch noch mehrere Wahllokale, in denen die Briefwahlunterlagen abgegeben werden können.

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