Cannabisblüten in kleinen Plastikdosen
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Cannabisblüten in kleinen Plastikdosen (Symbolbild)

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Cannabis für Ostbayern – vielleicht erst 2025

Cannabis für Ostbayern – vielleicht erst 2025

Seit Montag ist der Anbau von Cannabis für Anbauvereine gesetzlich theoretisch erlaubt. Doch in der Praxis gibt es Probleme. Deshalb rechnen Verantwortliche in Ostbayern noch mit erheblichen Verzögerungen bis zum tatsächlichen Start.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Keine guten Aussichten für ostbayerische Cannabis-Konsumenten: "Wir können wohl frühestens im zweiten Quartal 2025 das erste selbst angebaute Gras an unsere Mitglieder verteilen", sagt Kilian Bohn. Er betreibt in Regensburg und Straubing zwei Hanfläden und hat in Regensburg einen sogenannten Cannabis Social Club gegründet.

Bis zu drei Monate Bearbeitungszeit

Damit Bohn Cannabis anbauen darf, muss er beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eine Lizenz beantragen. Das ist seit 1. Juli per Online-Antrag möglich.

Laut Gesetz darf die Bearbeitungszeit allerdings bis zu drei Monate in Anspruch nehmen. Mit dem Antrag muss außerdem ein Präventionsbeauftragter benannt werden. Der muss wiederum im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit geschult werden. Allerdings ist das erst wieder ab September möglich.

Sicherheitsvorkehrungen vorgeschrieben

An den potenziellen Anbau-Standorten müssen zudem Sicherheitsvorkehrungen erfüllt werden: So muss unter anderem dafür gesorgt werden, dass der Standort umzäunt und gegebenenfalls sogar videoüberwacht ist. Alles Voraussetzungen, die Kilian Bohn erfüllen muss und die ihn vor große Herausforderungen stellen: "Ich versuche immer Verständnis aufzubringen – das Gesetz ist ja für alle neu. Aber im schlimmsten Fall sind die ganzen Steine, die man uns in den Weg legt, eine Art Gängelung."

Auch bei der Abgabe strenge Regeln

Den Antrag stellen will er trotzdem. Wenn er genehmigt wird, dürfte Bohn maximal 25 Gramm Cannabis pro Tag und maximal 50 Gramm Cannabis pro Monat für den Eigengebrauch an seine maximal 500 erlaubten Mitglieder abgeben. Für Mitglieder unter 21 Jahren gelten strengere Regeln.

Aktuell hat der Anbauverein nur sieben Gründungsmitglieder. Knapp 1.000 hätten aber bereits ihr Interesse für eine Mitgliedschaft hinterlegt, sagt Bohn. Entschieden wird darüber, sobald eine Anbaulizenz vorliege.

Kritiker warnen erneut

Während der gebürtige Würzburger auf die Genehmigung hinarbeitet, warnen Suchtberatungsstellen wie die Fachambulanz für Suchtprobleme der Caritas in Regensburg vor einem steigenden Beratungsbedarf. Leiterin Marion Santl sagte BR24: "Cannabis ist jetzt allgemein verfügbar. Und wir wissen aus der Suchtforschung: Wenn die Verfügbarkeit einer Substanz steigt, dann erhöht sich auch das Risiko, dass es zu riskantem gesundheitsschädlichem Konsum oder Abhängigkeitserkrankungen kommt."

Sie fordert daher: Weiter viel Aufklärung – zum einen über das, was jetzt eigentlich erlaubt ist und was nicht. Da gebe es große Unsicherheit gerade bei Heranwachsenden. Und zum anderen über die gesundheitlichen Risiken von zu viel Cannabiskonsum.

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