Bereits am Morgen des Unsinnigen Donnerstags erreichte eine Email mit Drohungen das Rathaus in Dietfurt. Wie Bürgermeister Bernd Mayr (FW) dem BR erzählt hat, missbrauchte der Verfasser die Mail-Adresse der Grünen-Stadträtin Angeliki Gleixner für seine Drohmail. Die Stadt schaltete direkt die Polizei ein und daraufhin wurde auch der Verfassungsschutz involviert. Mittlerweile sei der Verfasser der Nachricht auch bekannt. Aus der Region komme er aber anscheinend nicht, so Mayr. Sowohl die Stadt als auch Stadträtin Gleixner haben Anzeige erstattet. Die Ermittlungen laufen derzeit noch.
Rassismus-Vorwürfe im Vorfeld
Dietfurt an der Altmühl ist wegen seines traditionellen Chinesenfaschings immer wieder mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. Zuletzt war zu Jahresbeginn ein Video auf TikTok vom Oktober 2022 plötzlich viral gegangen. In dem Video kritisiert eine junge Frau das sogenannte "Yellow facing". Die Veranstaltung und ihre Teilnehmer würden gefährliche Stereotype verbreiten, heißt es weiter. Mehrere Medien hatten die Vorwürfe aufgegriffen. Bürgermeister Bernd Mayr wies diese immer wieder zurück.
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Enge Freundschaft mit Partnerstadt Nanjing
Bereits als das Video auf TikTok online ging, habe die Stadt Rücksprache mit dem chinesischen Generalkonsulat gehalten. Dieses habe kein Verständnis für die Vorwürfe gehabt. "Wir haben eine enge Freundschaft zum chinesischen Generalkonsul. Er war schon oft zu Besuch", sagte Mayr in einem BR-Interview im Februar. Auch viele der Kostüme und Lampions sind original aus der chinesischen Partnerstadt Nanjing.
In diesem Jahr hat Dietfurt auch neue rote Lampions am Stadtplatz aufgehängt. Der stellvertretende Generalkonsul Hao CAI war mit einer Delegation auch aus München angereist. Die kleine Stadt Dietfurt sei sehr berühmt in China, so der Diplomat. Auch über das Jahr verteilt gibt es in Dietfurt viele Aktionen und Kurse. Beim Bayerisch-Chinesischen Sommer beteiligen sich ebenfalls regelmäßig Teilnehmer des chinesischen Konsulats sowie des Konfuzius-Instituts in München.
Chinesenfasching kann sich modernisieren
Dennoch wird die Kritik auch als eine Chance für die Weiterentwicklung wahrgenommen. Der kulturelle Austausch Dietfurts mit China sei erst durch den Chinesenfasching auf den Weg gebracht worden, sagte Karl Donauer im Februar. Er und seine Frau übernahmen die Rolle des Kaiserpaares. Von der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft in Landshut gibt es ein Angebot zum Austausch.
Dietfurts Bayerisch-China
Der Chinesenfasching in seiner jetzigen Form wird seit den 1950er Jahren gefeiert. Er spielt auf eine alte Anekdote an, so ein Sprecher der Stadt. Der Bischof von Eichstätt schickte einst seinen Kämmerer nach Dietfurt, damit er dort nach dem Rechten sehe und die Steuern eintreibe. Die Dietfurter ließen ihn nicht durch die Stadttore - und der Kämmerer berichtete dem Bischof verärgert, die Dietfurter verschanzten sich "wie die Chinesen hinter ihrer Mauer".
Im Jahr 1928 verkleideten sich dann die Musiker der Stadtkapelle Dietfurt im Fasching erstmals als Chinesen, 1954 folgte das "Kaisertum" in der heutigen Form. Der traditionelle Ruf der Dietfurter ist "Kille Wau".
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