Die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag ist überzeugt: Der Ärztemangel in Deutschland ist hausgemacht. Viel mehr junge Menschen würden gern Medizin studieren. Aber das scheitert gleich an mehreren Hürden. Diese will die CSU-Fraktion nun abbauen und hat dazu eine Resolution verfasst.
Bayern hat 2.700 Studienplätze geschaffen
CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek beginnt mit einer Zahl. 2700 Studienplätze habe der Freistaat in den vergangenen Jahren geschaffen: mit der neu gegründeten Universitätsmedizin Augsburg, den Medizincampus-Standorten in Bayreuth und Niederbayern. Eine weitere Kooperation der LMU München mit dem Klinikum Ingolstadt bahne sich an. Das reiche aber alles nicht, um die medizinische Versorgung auf Dauer zu sichern. Bund und Länder seien gleichermaßen gefordert.
Numerus clausus abschaffen
Die CSU-Fraktion regt in ihrer Resolution an, die Zulassungsverfahren an den Universitäten zu ändern. Die Politik kann nur anregen, da die Hochschulen bei der Auswahl ihrer Studierenden autonom sind - es sei denn, der Staatsvertrag über die Hochschulzulassung wird geändert. Den hat CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek im Blick, denn er will "den Numerus Clausus auf kurz oder lang abschaffen". Der sogenannte NC ist die Zugangsvoraussetzung für ein Studium der Humanmedizin. In fast allen Bundesländern liegt der Medizin-NC bei einer Abiturnote von 1,0. Auch in Bayern.
CSU: Andere Qualitäten mehr beachten
Klaus Holetschek sagt, die Universitäten müssten mehr auf andere Qualitäten der künftigen Mediziner achten. So sollten "medizinische und pflegerische Fortbildungen eine stärkere Rolle spielen". Allerdings setzt schon jetzt keine Universität ausschließlich auf den NC: Das Abschneiden beim sogenannten Medizinertest (TMS), mögliche Berufspraxis, einzelne Fachnoten in den Naturwissenschaften und das Auswahlgespräch sind ebenso Kriterien. Jede Uni gewichtet die einzelnen Punkte unterschiedlich.
Auch SPD und Marburger Bund für flexible Auswahlverfahren
Der Geschäftsführer des Marburger Bunds Bayern, Klaus-Martin Bauer, hält das "sklavische Festhalten am NC" ebenfalls für falsch. Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, Ruth Waldmann, plädiert dafür, den Kreis der Studierenden zu erweitern. So brächten beispielsweise Rettungssanitäter und Pflegekräfte wichtige Erfahrungen mit. Mit den weiteren Forderungen der CSU gehen Marburger Bund und SPD härter ins Gericht.
Mehr Landärzte durch höhere Quoten?
Die CSU-Fraktion spricht sich in ihrer Resolution für eine höhere Landarztquote aus. Bis zu acht Prozent der Studienplätze sollen an diejenigen Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach dem Studium für mindestens zehn Jahre in einem hausärztlich unterversorgten Gebiet zu arbeiten. Bislang beträgt die Quote in Bayern 5,8 Prozent. Klaus-Martin Bauer vom Marburger Bund schimpft: "Mit höheren Quoten bekommen wir keine Leute aufs Land. Man muss dort die Bedingungen ändern."
Mehr Geld für Studierende im Praktischen Jahr
Das sogenannte Praktische Jahr (PJ) in der medizinischen Ausbildung will die CSU finanziell besserstellen. Die Fraktion kann sich eine Bezahlung nach dem Höchstsatz des BAföG vorstellen. Das sind im Moment für Studierende, die nicht bei den Eltern leben, 934 Euro im Monat. Bei dieser Forderung geht die SPD-Gesundheitspolitikerin Waldmann mit. Der Marburger Bund fordert eine höhere Bezahlung im PJ. Laut Klaus-Martin Bauer sollte es eine "verpflichtende Vergütung ähnlich der Bezahlung im Juristischen Referendariat" sein.
SPD: "Kuriose" CSU-Resolution
Insgesamt fragt sich die SPD-Abgeordnete Ruth Waldmann nach der Lektüre der CSU-Resolution, was die CSU eigentlich damit bezwecken will. Die CSU sei die Regierungspartei und stelle als Fraktion Forderungen an die Regierung, die sie selbst trägt. Das ist Waldmann zufolge in etwa so, wie wenn ein Kind fordert, dass seine Hausaufgaben erledigt werden sollen. Sie finde das merkwürdig, sagt Waldmann und erwarte sich stattdessen klare Konzepte und die entsprechenden Handlungen.
Im Video: Ärztemangel - Medizin-Studium soll attraktiver werden
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