"DenkOrt Deportationen" in Würzburg
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Juden in Unterfranken: Würzburg gedenkt der Holocaust-Opfer

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Juden in Unterfranken: Würzburg gedenkt der Holocaust-Opfer

Juden in Unterfranken: Würzburg gedenkt der Holocaust-Opfer

Vor genau 82 Jahren fuhr der erste der sogenannten Deportationszüge ab. Sie brachten viele Juden in Konzentrationslager und Vernichtungslager. In Würzburg fand eine Gedenkfeier für die zahlreichen Opfer statt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vor genau 82 Jahren, am 27.11.1941, wurde die erste größere Gruppe von Jüdinnen und Juden aus Würzburg deportiert. Aus diesem Anlass fand am Abend eine Gedenkveranstaltung der Gemeinschaft Sant'Egidio in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg statt. Das Gedenken stand in diesem Jahr unter dem Titel "Zukunft braucht Erinnerung".

200 Menschen ziehen mit Kerzen durch die Stadt

Am Bahnhofsvorplatz, am "DenkOrt Deportationen", sprachen der evangelische Dekan Wenrich Slenczka und der katholische Bischof Franz Jung. Danach setzten sich die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die trotz Schneeregen und Temperaturen am Nullpunkt kamen, schweigend mit Kerzen in Bewegung. Ihr Weg führte durch die Innenstadt zum Rathaus, wo Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) den Gedenkzug empfing.

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, war verhindert. Schuster begleitet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf einem eines kurzfristig anberaumten Besuch in Israel.

Organisatorin: "Klare Kante zeigen gegen Antisemitismus"

Seit 2001 organisiert Angelika Wagner von der katholischen Laienorganisation Sant'Egidio die Gedenkveranstaltung. In diesem Jahr stehe sie unter anderen Vorzeichen: "Nach dem Angriff der Hamas auf Israel sind antisemitische, aber auch antimuslimische Äußerungen und Taten häufiger geworden. Die Menschen haben Angst."

Würzburg habe bisher starken Zusammenhalt in der Zivilgesellschaft gezeigt. "Genau das brauchen wir: zusammenhalten, miteinander sprechen, sich begegnen: mehr als je zuvor und immer wieder." Gerade jetzt müsse man klare Kante zeigen gegen Antisemitismus und Ausgrenzung von Minderheiten. "Wir dürfen uns nicht trennen lassen", appellierte Wagner.

Dekan: "Wir dürfen nicht schweigen – wie damals!"

Auch Würzburgs evangelischer Dekan Wenrich Slenczka betonte: "Wir dürfen es nicht dulden, dass den Juden in Deutschland Unrecht geschieht und dass Rassismus und scheinbar alltägliche Stereotype wieder aufkommen." Die Gesellschaft als Ganzes müsse sich fragen, wie es möglich sei, "dass unter uns solcher Hass" entstehe und dass es Menschen gebe, die "unsere Gesellschaft verachten".

Für Slenczka ist es in diesen Tagen umso wichtiger, an das Geschehene zu erinnern: "Wir dürfen nicht schweigen wie damals, als jüdische Menschen durch die Straßen von Würzburg getrieben wurden, um sie in Vernichtungslager zu bringen."

Koffer und Taschen stapelten sich am Gleis

Die 202 jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die als erste aus Würzburg deportiert wurden, mussten sich am Mittag des 26.11.1941 an der Sammelstelle melden – für Leibesvisitationen, wie es im Bericht der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) heißt. Private Gegenstände wurden dabei von den Nazis konfisziert.

Am nächsten Morgen, am 27.11.1941, wurden die Menschen – noch vor Sonnenaufgang – von der Sammelstelle zum Güterbahnhof in der Würzburger Aumühle gebracht. Als sie in die Güterwagons geführt wurden, mussten die Jüdinnen und Juden ihre Habseligkeiten am Gleis zurücklassen. Koffer, Taschen und Deckenbündel türmten sich dort. Der "DenkOrt Deportationen" – mit seinen zahlreichen Koffern und Taschen – erinnert daran.

Von über 2.000 unterfränkischen Juden überlebten nur 61

Von den 202 Menschen, die am 26.11.1941 aus Würzburg deportiert wurden, überlebten 16 das Kriegsende. Es war die erste Deportation von Juden aus Deutschland nach Riga, heißt es auf der deutschen Seite des Holocaust-Museums Yad Vashem.

Auf seinem Weg in den Osten sammelte der Deportationszug auch Jüdinnen und Juden aus Bamberg, Bayreuth, Coburg, Erlangen, Forchheim und Fürth ein. Im Schnitt waren die Deportierten gerade einmal 46 Jahre alt. Bis Dezember 1944 fuhren insgesamt acht Deportationszüge von Würzburg aus in den Osten. Von den insgesamt 2.069 verschleppten Juden und Jüdinnen aus ganz Unterfranken überlebten nur 61 den Holocaust.

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