Der 1. Mai steht für die Gewerkschaften in diesem Jahr unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise und des digitalen und ökologischen Wandels. Am traditionellen Tag der Arbeit wollen sie auf zahlreichen Kundgebungen ihre Forderungen präsentieren. Allein in Bayern finden rund 80 Veranstaltungen statt.
DGB-Forderung nach mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit
Mehr Lohn – das ist, was die Gewerkschaften in den Tarifrunden durchsetzen wollen. Mehr Freizeit – das ist laut Umfragen vieler ihrer Mitglieder inzwischen wichtig. Im Motto fordert der DGB aber auch mehr Sicherheit. Viele Beschäftigte fürchten angesichts der Wirtschaftskrise inzwischen um ihren Arbeitsplatz. Hinzu kommen der ökologische und digitale Umbau und die Angst, dabei auf der Strecke zu bleiben.
Bayerns DGB-Chef Bernhard Stiedl sieht auch die Unternehmen im Freistaat in der Verantwortung, Arbeitsplätze zu sichern. Die Gewerkschaft biete den Arbeitgebern an, Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen zur Beschäftigungssicherung abzuschließen, um Arbeitsplätze zu halten, so Stiedl. Und: "Es kann eventuell auch sein, dass wir bei den zukünftigen Lohnforderungen eher zurückhaltend sind, wenn es dafür Beschäftigungssicherung gibt."
Freistaat soll strauchelnde Firmen stützen
Vom Freistaat fordert der bayerische DGB Chef mehr Mittel, um Firmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu stützen, die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen oder den Wohnungsbau zu fördern. Da sei noch Luft nach oben – so Stiedl.
Ein Thema auf vielen Kundgebungen ist auch die Demokratie. Der DGB hat sich schon oft gegen Rechtspopulismus positioniert und vor den Folgen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft gewarnt. Die Politik der AfD sei mit den Idealen der Gewerkschaften unvereinbar, sagte Stiedl. Er fügte hinzu: "Wer mehr Lohn, mehr Freizeit und mehr Sicherheit will, kann ganz einfach diese Partei nicht wählen".
Kundgebungen in ganz Deutschland
In ganz Deutschland haben die Gewerkschaften zu Kundgebungen aufgerufen. Die zentrale Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes findet heuer in Hannover statt. Dort tritt neben DGB-Chefin Yasmin Fahimi auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auf.
Bayerns DGB-Vorsitzender Stiedl nahm am Vormittag bei der Zentralveranstaltung des Bayerischen Gewerkschaftsbundes in Augsburg teil, wo er vor mehr als 1.000 Menschen sprach. Hier forderte er dazu auf, "gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft und eine gerechtere Welt" einzustehen. "Wir brauchen modernere Arbeitszeiten, die in die Zukunft gerichtet sind."
Auf vielen Plakaten waren Sprüche wie "Für Demokratie und Vielfalt" sowie "Schutzschild gegen Rechts" zu lesen. "Die Parteien am rechten Rand stehen gegen alles, wofür wir als Gewerkschaften stehen: Für Solidarität, für besseres Leben. Diesen Rückschritt in finstere Zeiten wollen wir in Deutschland nicht", sagte Stiedl bei der Kundgebung.
In Bamberg tritt der Chef der IG Metall in Bayern, Horst Ott, auf, in Regensburg die Jugendsekretärin Anna Gmeiner und in München auf dem Marienplatz der Bundesvorsitzende von Verdi, Frank Werneke. Mancherorts gab es am Vormittag noch Demonstrationszüge.
Mit Informationen von dpa
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!