Esam A. bei der Arbeit
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Abschiebung abgewendet: Esam A., der zum Mechatroniker ausgebildet wurde und gut integriert ist, kann in Dinkelsbühl bleiben.

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Dinkelsbühl: Abschiebung für gut integrierten Ägypter abgewendet

Dinkelsbühl: Abschiebung für gut integrierten Ägypter abgewendet

Es scheint, als gäbe es ein Happy End für Esam A. Weil sein Pass fehlte, war der Ägypter nur "geduldet". Es drohte die Abschiebung – obwohl er als Mechatroniker arbeitet. Doch nun wurde eine Lösung gefunden und er kann bleiben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Mit 13 Jahren war Esam A. von Ägypten nach Deutschland geflohen. Mittlerweile ist der 25-Jährige Kfz-Mechaniker und arbeitet festangestellt bei einem Autohaus in Dinkelsbühl. Weil er aber keinen gültigen ägyptischen Pass als Identitätsnachweis vorweisen konnte, drohte ihm die Abschiebung.

Sowohl sein Chef und als auch ein Helferkreis setzten sich für den jungen, gut integrierten Ägypter ein, der BR berichtete vor einigen Wochen über seine Geschichte. Nun die positive Wendung: Esam A. erhält Passersatzpapiere und wird somit nicht abgeschoben. Das teilte die Regierung von Mittelfranken am Montag auf BR-Anfrage mit.

Als Jugendlicher nach Deutschland geflüchtet

Esam A. war 2014 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland gekommen. Seine Familie in Ägypten hatte er aus Angst verlassen. Und auch heute befürchtet der junge Mann von der ägyptischen Armee eingezogen zu werden. Sein Cousin sei beim Militär zu Tode gekommen und einer seiner Brüder habe schlimme Misshandlungen dort erlebt, berichtet Esam A.

Gut integriert, engagiert und mit Ausbildung und Stelle

In Deutschland wurde er zunächst in Wilburgstetten im Landkreis Ansbach untergebracht. Dort engagiert er sich auch aktiv, wie seine Integrationspatin, Claudia Schilling, aus dem Helferkreis Wilburgstetten im Landkreis Ansbach, bestätigt. Er helfe, wo man ihn brauche. Zudem hat er an einem Programm und einer Fortbildung zum Kultur- und Sprachmittler teilgenommen und unterstütze andere Geflüchtete, die noch Verständigungsprobleme haben und begleitet sie beispielsweise zu Arztbesuchen.

Auch sein Chef im Autohaus möchte auf den jungen Mann nicht verzichten, für den der Betrieb "wie eine Familie" ist, wie er selbst sagt. Mit Esam A. sei ein junger Mann ausgebildet worden, den der Betrieb händeringend suche, sagte Tobias Mader, Serviceleiter des Autohauses in Dinkelsbühl, im BR--Interview.

Problem: Der fehlende gültige Pass

Esam A. kam ohne Pass nach Deutschland. Der wird aber von der Ausländerbehörde verlangt, damit seine Identität geklärt werden kann. Und nur wenn die geklärt ist, kann auch ein Asylantrag positiv beschieden werden. Um einen Pass zu bekommen, hätte Esam A. in Ägyptens Hauptstadt Kairo reisen müssen. Doch dort, so befürchtet er, würde man ihn nie wieder nach Deutschland ausreisen lassen.

Deshalb unternahm er viele Versuche, seinen Pass über die ägyptische Botschaft in Deutschland zu erhalten – die aber nicht reagierte. Daher drohte ihm trotz Arbeitsvertrag und obwohl er bestens integriert ist, die Abschiebung.

Helferkreis bittet Politiker um Hilfe

Der Helferkreis Wilburgstetten wandte sich an mehrere Politiker, und bat, den Fall Esam A. zu prüfen. Am 8. Oktober machte sich der 25-Jährige nochmals auf den Weg zur ägyptischen Botschaft nach Berlin – zusammen mit dem Büroleiter des CSU-Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer. Auch Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) sicherte Esam A. seine Unterstützung zu. Nach mehreren Stunden Verhandlung hielt der 25-Jährige dann seine Passersatzpapiere in der Hand.

"Formalitätsfehler behoben"

CSU-Bundestagsabgeordneter Auernhammer sagte am Montag auf BR-Anfrage: "Es ist uns wichtig, dass rechtlich alles sauber abläuft. Es gab einige Formalitätsfehler, die nun behoben werden konnten." Weiter erklärte er, dass die Wirtschaft auf qualifizierte Facharbeiter angewiesen sei. "Er kann seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten. Deshalb war es mir ein Interesse, dass er hier weiterarbeiten kann. Das sind Fälle, die wir brauchen. Andere brauchen wir nicht. Da bin ich auch ganz ehrlich", fügte der CSU-Bundestagsabgeordnete an.

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