Der Andrang vor dem Ingolstädter Landgericht ist groß: Pressevertreter und Zuschauer füllen restlos jeden Platz - immerhin sollte der sogenannte Doppelgängerinnen-Mordprozess in diesen Tagen zu Ende gehen. Erwartet wurde das Plädoyer der Staatsanwaltschaft. Doch die Verteidigung des angeklagten jungen Mannes setzt auf einen weiteren Zeugen.
So hat das Gericht für nächsten Dienstag (15.10.) einen neuen Zeugen geladen. Seine Fingerabdrücke hatte das LKA auf zwei Briefen mit kryptischen Zeichen aus dem Auto der Angeklagten gefunden. Die Verteidiger ihres Mitangeklagten vermuten, die Angeklagte habe ihre Doppelgängerin opfern wollen, weil sie an Schwarze Magie glaube. Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft, das schon letzte Woche erwartet wurde, verzögerte sich somit erneut.
Fingerabdrücke auf Beweisstücken zugeordnet
Zuletzt hatten zwei Briefchen mit kryptischen Zeichen, die im Tat-Auto der Angeklagten gefunden wurden, das Gericht beschäftigt: Ein Gutachten des LKA ließ am vergangenen Verhandlungstag viele Fragen unbeantwortet. Deshalb wurden heute erneut zwei Sachverständige des LKAs vernommen. Einer von ihnen gab an, dass die Fingerabdrücke auf den "magischen Briefchen" von einem irakischen Mann, der in Hessen gemeldet ist, stammen - womöglich ein Magier, den die Angeklagte Chatnachrichten zufolge aufgesucht hatte. Das Gericht will ihn nun für nächsten Dienstag laden.
Diskussionen um DNA-Spur der Angeklagten auf Briefchen
Den Verteidigern des Mitangeklagten ist die Aussage des Verursachers der Fingerabdrücke und DNA-Spuren besonders wichtig. Denn sie konstruieren aus den Briefchen ein Tatmotiv und gehen davon aus, dass die Angeklagte ihre Doppelgängerin für einen Liebeszauber opfern wollte. Die Staatsanwaltschaft hält die These vom Menschenopfer jedoch für absurd.
Von der Angeklagten hat das LKA keine Fingerabdrücke auf den in Folie verpackten Briefchen gefunden, dafür aber eine DNA-Spur. Ihre Verteidigung legte jedoch Widerspruch gegen die Verwendung der beiden Gutachten ein, was zu hitzigen Diskussionen mit den Verteidigern des Mitangeklagten führte. Das Gericht vertagte die Entscheidung zu den Gutachten und weitere Anträge auf die kommende Woche.
Viele offene Fragen trotz langer Prozessdauer
Ob nach der Vernehmung des mutmaßlichen Magiers die Beweisaufnahme beendet wird und die Plädoyers starten, ist - wie vieles in diesem Prozess - ungewiss. Seit Anfang des Jahres hat das Gericht zahlreiche Zeugen vernommen, Chatnachrichten vorgelesen und Sachverständige angehört. Trotzdem sind noch immer viele Fragen ungeklärt - vor allem, warum die 23-Jährige aus Baden-Württemberg sterben musste. Sie sah der Angeklagten zum Verwechseln ähnlich, deshalb der Name des Prozesses, der überregional für Aufmerksamkeit sorgt. Während die Angeklagte sich schon mehrfach geäußert und die Schuld allein ihrem Mitangeklagten zugewiesen hat, schweigt dieser bisher.
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