E-Scooter des Elektro-Tretroller-Sharing-Anbieters Lime
Bildrechte: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg
Audiobeitrag

Archivbild: E-Scooter auf einem mit Schnee überzuckerten Weg

Audiobeitrag
>

E-Scooter in Bayerns Städten: Was passiert bei Eis und Schnee?

E-Scooter in Bayerns Städten: Was passiert bei Eis und Schnee?

Bei kaltem Wetter werden E-Scooter deutlich seltener genutzt. Zudem steigt die Unfallgefahr, wenn die Wege glatt sind. Wie Bayerns Städte und die Anbieter der E-Tretroller sich im Winter darauf einstellen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

E-Scooter gehören inzwischen in den bayerischen Städten als Verkehrsmittel dazu. Seit sie vor fünf Jahren unter der Ägide des damaligen Verkehrsministers Andreas Scheuer (CSU) erlaubt wurden, sind die Flitzer umstritten geblieben. Und ihre Anzahl ist seitdem stetig gestiegen. Bei Großereignissen, wenn andere Verkehrsmittel ausfallen, wie neulich die U-Bahn beim Champions-League-Spiel der Bayern gegen Benfica Lissabon, dann werden die E-Tretroller massenhaft genutzt und abgestellt.

Sie werden nicht immer korrekt geparkt, aber offenbar immer öfter – jedenfalls im Alltag. Die Zahl der Beschwerden gehe zurück, heißt es von der Stadt München. BR24 ist der Frage nachgegangen, was im Winter mit den E-Scootern passiert.

Appell der Stadt München: Im Winter E-Scooter einsammeln

Allein in München sind laut dem städtischen Mobilitätsreferat inzwischen 17.500 E-Scooter unterwegs. Vier größere Leihfirmen sind mit ihren grünen, pinken und andersfarbigen Leihrollern am Markt. Zum Winter hin appelliert die Stadt an die Firmen, wenn nötig die Roller einzusammeln, denn bei Minusgraden und bei Schnee sinkt die Nachfrage rapide.

Entsprechend sollen die Fahrzeuge eingesammelt werden. Jedenfalls sind weniger E-Tretroller auf der Straße, sagt Anna Montasser von Lime, einem der großen Anbieter: "Sollte aber der Bedarf kurzfristig steigen, zum Beispiel, weil der öffentliche Nahverkehr streikt und mehr Menschen auf Alternativen wie unsere E-Scooter oder E-Bikes angewiesen sind, reagiert Lime entsprechend und stellt mehr Fahrzeuge zur Verfügung." Auch der Mitbewerber Bolt nimmt einen Teil der E-Scooter aus dem Verkehr.

E-Scooter bei Extremwetter gesperrt

Es gebe natürlich sehr Hartgesottene, die auch im Winter bei Minusgraden mit dem Fahrrad oder mit dem E-Scooter fahren, sagt Jenovan Krishnan vom Verleiher Bolt. Außerdem gibt es milde Winter und warme Tage, also bleiben auch Fahrzeuge draußen. Man beobachte die Wettervorhersagen genau, sagt Krishnan.

Aber wenn die Witterungsbedingungen extrem werden, "es Blitzeis oder Unwetterwarnungen zu extremem Schneefall gibt, wie das ja im letzten Winter auch vereinzelt der Fall war, dann informieren wir unsere Nutzer, dass wir am Folgetag dann die Fahrzeuge zunächst einmal sperren." Das heißt, dass Ausleihen nicht möglich ist, weil es zu gefährlich ist – darüber informiert Bolt auch die Stadt.

Akkus von neuen E-Scootern deutlich robuster als früher

In den Anfangszeiten sammelten noch die inzwischen legendären "Juicer" die E-Roller ein und luden sie auf, manche in ihrer Wohnung. Das gehört inzwischen der Vergangenheit an. Damals lag die Lebensdauer eines Akkus noch bei rund einem Jahr. Inzwischen gibt es meist bessere Wechsel-Akkus mit einer Lebensdauer von mehr als fünf Jahren. Sie entladen sich auch bei Minusgraden im Winter nicht mehr so schnell, sagen die Firmen unisono.

Bei Bolt etwa tauschen Techniker die Akkus und machen dabei einen Safety-Check, so Jenovan Krishnan von Bolt. Das heißt, sie überprüfen, "ob irgendwelche sichtbare Schäden vorhanden sind und reparieren die dann, wenn möglich, vor Ort." Wenn eine Bremse nachgezogen werden muss oder eine Klingel defekt ist, legen die Techniker Hand an und ersetzen den erschlafften Akku gegen einen aufgeladenen.

Neue Straßenverkehrsregeln für E-Scooter

Viele Städte haben sich auf die E-Roller eingestellt und bieten spezielle Abstellflächen an. München etwa hat Mobilitätsstationen mit Leihrädern, Lademöglichkeiten und Tretroller-Parkplätzen. Doch auch die Nutzer seien gefordert, sagt Alexander Kreipl, Mobilitätsexperte des ADAC Südbayern, dass sie die Fahrzeuge beherrschen und ordentlich abstellen, denn es komme immer noch zu oft zu Behinderungen. Leidtragende seien mobilitätseingeschränkte Personen, Blinde oder Familien mit Kinderwagen, wenn beispielsweise ein Roller einfach quer auf der Straße liegt oder mitten auf dem Gehweg abgestellt wird.

Es gebe eine Neuerung ab nächstem Jahr, die auch in die StVO übernommen wird, sagt Kreipl: Dann nämlich müssen neu zugelassene Scooter auch mit Blinkern ausgestattet sein und technisch voneinander getrennte Vorder- und Hinterradbremsen haben. Zu den geänderten Regeln gehört aber auch, dass die Fahrer von Elektro-Tretrollern nicht mehr einen Pflichtabstand von 1,5 Metern einhalten müssen, wenn sie an Fußgängern oder Radfahrern vorbeifahren.

Unfälle mit E-Scootern zurückgegangen

Unfälle mit E-Scootern seien im letzten Jahr zurückgegangen, meldet das Polizeipräsidium München in seinem letzten Sicherheitsbericht. Auch die Beschwerden von anderen Verkehrsteilnehmern werden offenbar weniger, seit es in der Münchner Innenstadt Abstellzonen speziell für die Roller gibt.

An ein Verbot der Elektro-Tretroller in den Innenstädten, wie es Frankreichs Hauptstadt Paris ausgesprochen hat, denkt man in Deutschland nicht. Allerdings haben verschiedene Verkehrsunternehmen, wie die MVG in München oder die VAG Nürnberg, die Mitnahme von E-Scootern mit der Begründung "Brandgefahr" in ihren Bussen und Bahnen verboten.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!