Als im vergangenen Sommer immer weniger Gas aus Russland nach Deutschland strömte, waren die Befürchtungen groß. Von einer Gasmangellage im Winter und von möglichen Gasabschaltungen für Industriebetriebe war die Rede. Ex-Bundespräsident Joachim Gauck forderte: Die Bürger müssten bereit sein, für die Freiheit zu frieren, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann propagierte den Waschlappen statt der Dusche. Entsprechend drastisch waren die politischen Energiesparmaßnahmen, die von Bundes- bis Kommunalebene ergriffen wurden.
Diese Maßnahmen finden jetzt offiziell ein Ende: Die bundesweite Verordnung, die auch Kommunen zum Energiesparen verpflichtet, läuft zum Wochenende aus. Eine Verordnung übrigens, die mit Silben nicht sparte: die Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung.
47 LED-Strahler beleuchten Schloss Neuschwanstein
Die Gemeinde Schwangau, wie auch viele andere Kommunen, kehrt deshalb ab Sonntag wieder zur alten Praxis zurück und beleuchtet besondere Baudenkmäler. Im Falle Schwangaus wird es Schloss Neuschwanstein sein. Das teilt die Gemeinde auf BR-Anfrage mit. Die Beleuchtung beginne täglich mit Einsetzen der Dämmerung. So werde die Schlossfassade mittels 47 LED-Strahlern beleuchtet, die erst vor knapp drei Jahren installiert wurden.
Gemeinde Schwangau sparte mehr als 2.000 Euro
Bürgermeister Stefan Rinke erklärte schriftlich: "Nach Angaben unseres Energieversorgers EWR Reutte haben wir rechnerisch durch die Abschaltung der Strahler ca. 6.200 kWh gespart." Bei einem angenommenen Strompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde habe sich die Gemeinde durch den Verzicht auf die Beleuchtung 2.170 Euro gespart. Rinke betonte, es habe im vergangenen Winter jede Kilowattstunde gezählt – gleichgültig ob sie von öffentlichen Einrichtungen, Bürgern oder von der Wirtschaft eingespart worden sei, um eine Notsituation bei der Energieversorgung zu vermeiden.
Füssen will weiter auf Beleuchtung verzichten
Die Stadt Füssen hat bereits vergangene Woche angekündigt, im Zuge des rigiden Sparkurses auch weiterhin auf die Beleuchtung von Gebäuden wie dem Hohen Schloss oder dem Rathaus zu verzichten. Die Stadt Lindau muss zwar auch sparen, will aber dennoch ab Montag die Lindauer Wahrzeichen wie Hafen samt Leuchtturm und Löwenskulptur wieder anstrahlen.
Augsburg – wieder heller und wärmer
Nachdem in Augsburg bereits die Bäder sowie die Sauna im Alten Stadtbad im Februar zum Normalbetrieb zurückgekehrt waren, werden ab Montag die historischen Gebäude wieder allabendlich angestrahlt – mit dem Einbruch der Dunkelheit bis 22 Uhr. Augsburg sei eine der ersten Städte in Deutschland gewesen, die auf die drohende Gasmangellage reagiert hätten, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Eine Mangellage in diesem Ausmaß bestehe jetzt nicht mehr, so Weber: "Wir haben jetzt auch wieder Spielräume, die wir nutzen können – allerdings mit Augenmaß."
Auch die Augsburger Brunnen, die von Montag an nach und nach abgedeckt werden, sprudeln dann wieder wie in den Vorjahren. Für die Freibäder ist keine Absenkung der Wassertemperatur vorgesehen, dort laufen die Vorbereitungen für die Öffnung im Mai.
Stadt Augsburg: Maßnahmen zeigten Wirkung
14 Prozent Wärmeenergie und sieben Prozent Strom hätten öffentliche und private Haushalte sowie die Augsburger Firmen zwischen Juni und Dezember 2022 eingespart, sagt Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle. Aber auch wenn das Wasser wieder wärmer wird und das Licht wieder angeht, will Augsburg weiter sparen. Unter anderem durch mehr LED-Technologie und den Ausbau des kommunalen Verbrauchscontrolling bei öffentlichen Gebäuden. Im Sommer vergangenen Jahres hatte die Stadt Augsburg das Blue-City-Klimaschutzprogramm beschlossen, ein fach- und firmenübergreifendes Konzept für eine klimafreundliche Stadt.
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