Florian Stowasser steht mit einer Gruppe vor dem alten Bauernhof in der Marktoberdorfer Innensatdt.
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Mit Hilfe einer Bürgergenossenschaft soll neues Leben in den alten Hof in der Marktoberdorfer Innenstadt einziehen.

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Es geht nur gemeinsam: Neues Leben für historischen Bauernhof

Es geht nur gemeinsam: Neues Leben für historischen Bauernhof

Seit Jahrzehnten steht ein Bauernhof im Zentrum von Marktoberdorf leer. Viele Ideen, das alte Gemäuer wiederzubeleben, gab es schon. Jetzt wagen einige Marktoberdorfer einen neuen Anlauf. Eine Bürgergenossenschaft soll das nötige Geld bringen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Vorsicht auf die Köpfe – altes Gebäude!", warnt Florian Stowasser, als er die Gruppe durch den alten Bauernhof mit seinen niedrigen Decken führt. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern will der Marktoberdorfer Eventmanager und Veranstaltungskaufmann den verfallenen, denkmalgeschützten Hof aus dem 16. Jahrhundert endlich wieder mit Leben füllen. Im Erdgeschoss könnte er sich eine Wirtschaft vorstellen, in der großen Tenne und im Nebengebäude Schau-Werkstätten für Handwerker, im Stall ein Café und hinterm Haus einen Kultur-Biergarten. "Wir wollen Marktoberdorf weiterbringen und die Stadt lebenswert machen", sagt Stowasser. Helfen sollen dabei möglichst viele Unterstützer aus Marktoberdorf und Umgebung.

Abnehmer für 2.000 Genossenschaftsanteile müssen her

Zwei bis drei Millionen Euro dürften Sanierung und Umbau wohl kosten. Den Großteil davon wollen die Initiatoren über eine Bürgergenossenschaft finanzieren. Jeder – vom Bürger über Vereine und Firmen bis hin zur Stadt – kann Genossenschaftsanteile kaufen, zum Preis von 1.000 Euro pro Stück. Aber nur, wenn sie Abnehmer für insgesamt rund 2.000 Anteile finden, klappt es am Ende auch mit der Finanzierung. "Alle sollen mitmachen – nur so können wir das stemmen", sagt Florian Stowasser. "Das ist ein gewaltiges Projekt." Ihr ehrgeiziges Vorhaben haben sie "Tagwerk 27" getauft.

Vorbild "Allgäuer Genussmanufaktur" in Urlau

Dass die Finanzierung über eine Bürgergenossenschaft funktionieren kann, zeigt die "Allgäuer Genussmanufaktur" im rund 50 Kilometer entfernten Urlau, einem Stadtteil von Leutkirch. Das Projekt ist Vorbild für das "Tagwerk 27": In Urlau haben knapp 1.000 Bürger eineinhalb Millionen Euro investiert und ein altes Brauereigebäude mit ihrer Genossenschaft wiederbelebt. Ein Dorfladen, ein Café, eine Brauerei – 16 Handwerksbetriebe von der Goldschmiede bis zur Kaffeerösterei haben hier eine neue Heimat gefunden.

"Man spürt die Macht vom Wir!"

"Es müssen viele Menschen an einem Strang ziehen", sagt der Initiator der Genussmanufaktur, Christian Skrodzki. Nur wenn Gemeinde, Politik, Bürger und Nachbarn mitzögen, klappe es auch mit der Genossenschaft. "Man muss eine Vision haben und man muss auch mal etwas tun, wo die Angsthasen sagen: 'Lass die Finger weg!'" Denn in einer Genossenschaft spüre man die Macht des Wir. "Und deswegen funktioniert’s gut."

Ein Stück Heimat zurückgeben

In Marktoberdorf werben Florian Stowasser und seine Mitstreiter seit Juni unermüdlich um Unterstützer für ihre Idee vom "Tagwerk 27". Interessenten für 300 von 2.000 Anteilen haben sie schon gefunden. Das bedeutet aber auch: 1.700 Anteile müssen sie noch an den Mann und die Frau bringen. Doch die Initiatoren glauben fest daran, dass sie es schaffen werden: "Es ist einfach eine phantastische Möglichkeit, die Innenstadt zu beleben und den Marktoberdorfern ein Stück Heimat zurückzugeben", sagt Ideengeber Stowasser. "Diese Chancen kann man sich einfach nicht entgehen lassen."

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