Wörth an der Donau 2018 - Ein symbolisches Modell der Poldergegner zeigt die Höhe der geplanten Dämme.
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Wörth an der Donau 2018 - ein symbolisches Modell der Poldergegner zeigt die Höhe der geplanten Dämme.

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Experte: Flutpolder in Wörthhof und Eltheim hätten geholfen

Von neun geplanten Flutpoldern in Bayern ist bislang erst einer gebaut. Zwei nicht realisierte Polder hätten beim aktuellen Hochwasser im Landkreis Regensburg durchaus helfen können, so ein Experte. Hochwasserspitzen wären dann niedriger ausgefallen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Im Streit um die Wirkung von Flutpoldern beim derzeitigen Hochwasser hat Andreas Malcherek, Professor für Hydromechanik und Wasserbau an der Hochschule der Bundeswehr in München, den Nutzen der beiden geplanten Bauwerke Wörthhof und Eltheim im Landkreis Regensburg unterstrichen.

Im Interview mit dem BR-Studio Oberpfalz sagte Malcherek, das Wasserwirtschaftsamt "hätte mit Sicherheit diese Polder geflutet". Zur Wirkung der Flutpolder sagte Malcherek, das könne man "recht genau sagen", weil die Entnahme von 32 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Donau am Beispiel des Hochwassers 2013 mit Computermodellen simuliert worden sei. In Deggendorf wäre danach die Hochwasserspitze um zehn Zentimeter niedriger ausgefallen, in Vilshofen drei Zentimeter und in Passau wäre keine Wirkung mehr zu spüren gewesen. Doch die Polder wurden bislang nicht realisiert.

Flutpolder schon lange Streitthema in der Region

Malcherek ist Inhaber des Lehrstuhls für Hydromechanik und Wasserbau an der Hochschule der Bundeswehr in München. Der Landkreis Regensburg, der gegen den Bau der Flutpolder Wörthhof und Eltheim ist, hat Malcherek als Gutachter zur Bewertung der Polder bestellt. Die Frage nach der Flutung der Polder bei Regensburg ist dabei ein entscheidender Streitpunkt. Tatsächlich wurde den Bürgerinnen und Bürgern zugesagt, dass die umstrittenen Polder nur bei einem 100-jährigen Hochwasser geflutet werden. Das wäre heuer und 2013 nicht der Fall gewesen.

Alternative: Deiche entlang der gesamten Donau zurücksetzen

Malcharek unterstrich deshalb auch, dass er anstelle von Poldern – also von einzelnen Ausgleichsflächen – die Rückverlegung von Deichen um 50 Meter entlang des gesamten Laufs der Donau befürworten würde. Das hätte wegen der Entstehung von neuen Feuchtflächen für die Natur Vorteile und würde andererseits die Lasten für den Bau von mehr Ausbreitungsflächen für Ströme stärker im ganzen Land verteilen. Außerdem könnte wahrscheinlich so ein Vielfaches von Ausbreitungsfläche für das Wasser im Fall eines Hochwassers gewonnen werden, als durch einzelne große Polder. Malcherek spricht in diesem Fall von "Lastengerechtigkeit". Allerdings verfügen Städte wie Passau und Straubing kaum über solche Flächen zur Ausbreitung von Gewässern.

Ein Flutpolder ist ein von Deichen umgebenes Gebiet in der Nähe von Fließgewässern. Flutpolder sind spezielle Rückhalteräume, in die bei sehr großen Hochwasserereignissen gezielt Wasser eingeleitet wird.

Söder und Aiwanger zweifeln Nutzen von Poldern an

Söder und Aiwanger stehen unterdessen in der Kritik, zu wenig für den Hochwasserschutz getan zu haben. So sind etwa von den neun geplanten Flutpoldern acht noch nicht im Bau. Die beiden Politiker rechtfertigen sich nun.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte im Interview mit BR24: "Selbst wenn wir jetzt mehr Donaupolder hätten, wären die jetzt gar nicht eingesetzt worden. Die Hauptschäden waren ja in den Flüssen vor der Donau. Das Wasser war noch gar nicht in der Donau, sondern bei den kleinen Zuflüssen. Dort sind die Schäden aufgetreten, und dort, wo man die Polder gebaut hätte, wären die jetzt selbst, wenn die da wären, wohl gar nicht eingesetzt worden. Das muss man dazusagen. Die Schäden sind schon vor dem Einfließen in die Donau entstanden."

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte in der "Augsburger Allgemeinen", dass beim jetzigen Donau-Hochwasser die bisherigen Hochwassermaßnahmen ausreichten: "Das heißt, für das jetzige Geschehen hätten mehr Polder auch nicht die Lage verändert. Wir setzen insgesamt auf einen umfassenden Hochwasserschutz – mit technischen und natürlichen Maßnahmen. Aber es gibt leider nie eine Garantie für hundertprozentigen Schutz."

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