Ein Fahndungsfoto der Polizei zeigt Alexandra R.
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Seit dem 9. Dezember 2022 ist Alexandra R. aus Nürnberg Katzwang spurlos verschwunden. Die 39-Jährige war damals hochschwanger.

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Fall Alexandra R.: Urteil im Mordprozess ohne Leiche erwartet

Ein Mordprozess ohne Leiche: Seit Anfang April läuft das Verfahren um die verschwundene Schwangere. Ihr Ex-Lebensgefährte und sein Geschäftspartner sind angeklagt, Alexandra R. getötet zu haben. Heute fällt nach dreieinhalb Monaten das Urteil.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Es war ein aufwendiger Indizienprozess. Der Andrang war in den vergangenen Wochen immer groß. Zur Urteilsverkündung dürfte der Sitzungssaal komplett gefüllt sein. Was den Prozess so besonders macht: Von der Leiche fehlt bisher jede Spur. Und damit gibt’s auch keine Beweismittel aus der Rechtsmedizin.

"Ein Urteilsspruch wegen eines Tötungsdelikts ist auch ohne Leiche möglich", sagte schon zu Prozessauftakt Nürnbergs Justizsprecherin Tina Haase. Es gehe darum, festzustellen, dass jemand einen Menschen getötet habe. "Wenn die genauen Details einer Tötung als solche nicht bekannt sind, ist gleichwohl eine Verurteilung, ein Schuldspruch möglich." Dann müssten eben die sonstigen Beweismittel ein klares Bild ergeben.

Die Staatsanwaltschaft geht von Mord aus

Die 19. Strafkammer des Landgerichts hat sich in den vergangenen dreieinhalb Monaten bemüht, den Fall in all seinen Facetten zu durchdringen. Die beiden Angeklagten schweigen. Es sind Dejan B., der 51 Jahre alte, ehemalige Lebensgefährte von Alexandra R. und dessen 49 Jahre alter Geschäftspartner Ugur T.. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass die beiden Männer Alexandra R. getötet haben. Die Indizien ließen keinen anderen Schluss zu, so die Staatsanwaltschaft. Es sei auszuschließen, dass die Frau freiwillig untergetaucht sei oder es einen anderen Täter gebe. Die Staatsanwaltschaft fordert deshalb lebenslang für Mord und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.

Alexandra R. wohnte im Nürnberger Vorort Katzwang. Sie war 39 Jahre alt und im achten Monat schwanger, als sie am 9. Dezember 2022 verschwand. Sie wurde noch am Kindergarten in Schwabach gesehen, als sie dort ihre Pflegetochter abgegeben hat. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Dejan B. und Ugur T. die Frau anschließend überfallen, misshandelt, entführt und später an einem unbekannten Ort getötet haben. Die Anklage belegt das mit vielen Indizien, die die Ermittler gesammelt haben. Für sie wird damit aus vielen Puzzleteilchen ein schlüssiges Bild.

Vertuschung und Betrug sollen Motiv gewesen sein

Aus Sicht der Anklage wollten die beiden Männer damit andere Straftaten verdecken und an das Vermögen von Alexandra R. gelangen. Diese arbeitete als Filialleiterin in einer Bank und machte zunächst nebenbei mit den beiden Angeklagten Immobiliengeschäfte.

Nach einem Streit mit Dejan B. beendete sie die Beziehung und entzog ihm auch den Zugriff auf ihre Konten. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass die beiden Angeklagten daraufhin mit einer Betrugsmasche versucht haben, von Alexandra R. fast 800.000 Euro zu ergaunern. Die Anklage geht zudem davon aus, dass die Männer nach der Tat falsche Fährten gelegt haben.

Verteidigung sieht große Lücken in der Beweisführung

Die insgesamt vier Verteidiger der Angeklagten sehen das anders. Ihnen gelang es im Prozess immer wieder, Widersprüche in der Anklage aufzuzeigen. Für sie weist der Indizienteppich daher große Lücken auf. Sie fordern, dass ihre Mandanten freizusprechen sind. Die im Prozess vorgelegten Indizien würden nicht ausreichen, um die Männer zu verurteilen. Der Staatsanwaltschaft sei es nicht zweifelsfrei gelungen, den Angeklagten die Tat nachzuweisen. Das Schweigen der Angeklagten im Prozess dürfte diesen zudem nicht zu ihrem Nachteil ausgelegt werden.

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