Die Tansania-Flagge ist straff gespannt, schließlich wollen die Feuerwehrmänner ihren Gast gebührend empfangen. Auf Gleis zwei des Ulmer Bahnhofs kommt nach einer Anreise von 7.000 Kilometern Baraka Rasuli an. Sechs Wochen lang wird er bei der Neu-Ulmer Feuerwehr bleiben, um dort ein Praktikum zu absolvieren. Der Mann aus Karagwe freut sich, als er aus dem ICE steigt und die Fahne seines Heimatlandes sieht. Die Gastgeber bringen ihn mit einem Mannschaftsbus zur Hauptwache in Neu-Ulm und dort erst mal zum Staunen.
In Tansania: Kaum Feuerwehrleute, wenig Löschwasser
"So viel habe ich noch nicht gesehen, das ist wirklich unglaublich", sagt Rasuli. Die Feuerwehrleute aus Neu-Ulm haben zwei ihrer Einsatzfahrzeuge geöffnet und zeigen ihre Ausrüstung. In Tansania ist die Feuerwehr meist froh, wenn sie überhaupt ein einsatzbereites Fahrzeug hat. Mancherorts wird versucht, Brände schlicht mit Sand oder den Zweigen von Bäumen zu ersticken. Während sich in Neu-Ulm rund 400 Einsatzkräfte um eine Fläche von rund 80 Quadratkilometern kümmern, sind in Rasulis Region nur sieben Feuerwehrmänner für eine Fläche von 5.000 Quadratkilometern zuständig. Das entspricht der Hälfte des Regierungsbezirks Schwaben.
Aufmerksamkeit wecken
Seit 2017 gibt es deshalb das European Support Team. Es unterstützt gezielt den Aufbau von Feuerwehren und Rettungsdiensten in Afrika. Viele Mitglieder des Vereins waren bereits als Ausbilder in Kenia und Tansania, die Länder liegen in Äquatornähe an der afrikanischen Ostküste. "Wichtig ist, dass dort erst einmal Strukturen entstehen. Ehrenamtliches Engagement für die Feuerwehr wie hier in Deutschland wäre schön. Dafür braucht es Motivation", betont Rasuli, der Kiswahili und Englisch spricht und vor ein paar Jahren selbst ein Programm des Support Teams durchlaufen hat. Der Verein hilft auch mit dringend benötigter Ausrüstung, wie Atemschutz.
Wissenstransfer nach Afrika
"Wir haben ein Fahrzeug bekommen und können so auch entlegene Regionen besser erreichen", sagt Rasuli. Das ist wichtig, zumal es auf dem Land nur selten eine Versorgung mit Löschwasser gibt wie hierzulande, wo rund alle hundert Meter ein Hydrant steht. "Teilweise ist der nächste Fluss eine halbe Stunde entfernt, man muss sehr dosiert mit Löschwasser umgehen", erklärt Raphael Kömp vom European Support Team. Das soll Rasuli neben vielen anderen Dingen bei seinem Aufenthalt lernen und dann auch an seine Kollegen in Afrika weitergeben. Natürlich stehen in den Wochen auch Ausflüge an. Der Gast soll Zeit bekommen, die Region zu erkunden. Doch sein Aufenthalt ist alles andere als ein Urlaub. "Er wird hier an regulären Diensten teilnehmen und auf Einsätze fahren", sagt Andreas Hoffzimmer, der Kommandant der Neu-Ulmer Feuerwehr.
Neben Baraka Rasuli sind derzeit weitere Feuerwehrleute aus Afrika in Deutschland. Zwei Kenianer absolvieren Praktika im Emsland, dem Sitz des European Support Teams. Der Verein freut sich über Geld- und Sachspenden. Gerade Material aus dem Bereich Feuerwehr, Rettungsdienst oder Leitstelle ist willkommen.
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