Um kurz vor 18 Uhr am Montagabend legte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit den Hinterbliebenen der Opfer des Anschlags am Olympia-Einkaufzentrum (OEZ) Blumen am Denkmal nieder. Zu dieser Zeit hatte der Attentäter vor acht Jahren begonnen, auf seine Opfer zu schießen.
Am Montagabend wurde jener Menschen gedacht, die bei dem rassistischen Anschlag von 2016 ihr Leben verloren hatten: Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayıcık, Roberto Rafael, Sabine S., Selçuk Kiliç und Sevda Dağ. Die meisten von ihnen hatten einen Migrationshintergrund.
- Im Artikel: Gedenken an Attentat im Olympia-Einkaufszentrum
Bühne auf der Straße neben dem geöffneten OEZ
Rund 400 Menschen hatten sich laut Polizei zum Gedenken auf der dafür gesperrten Hanauer Straße versammelt. Überall dort, wo Opfer getötet worden waren, waren deren Bilder aufgestellt.
Rund um die Gedenkveranstaltung hatte das Olympia-Einkaufszentrum geöffnet. Menschen gingen ein und aus, unterhielten sich zum Teil laut. Inmitten der Fahrbahn, genau gegenüber des Olympia-Einkaufszentrums, war eine schwarze Bühne aufgebaut, auf der die Hinterbliebenen und Reiter sprachen.
Oberbürgermeister: "Nicht wegschauen und nicht weghören"
Es sei eine bis heute unbegreifliche Tat, sagte Reiter. Zugleich rief er dazu auf, entschlossen gegen den Rechtsextremismus heute einzutreten – wo immer er einem begegne, und auch wenn es unbequem sei: "Im Familienkreis, am Stammtisch, in Gesellschaft – wir dürfen nicht wegschauen und nicht weghören."
Jedes der Opfer wurde am Montag mit einem eigenen Beitrag gewürdigt. Für die mit 14 Jahren getötete Amela Segashi sprach ihre Schwester Arberia: "Ich versuche jedes Mal mir einzureden, dass du irgendwo draußen bist. Dass du mit der Schule weg bist oder vielleicht sogar arbeitest. Aber wenn ich nach Hause komme, und in meinem Zimmer auf meinem Bett liege, realisiere ich wieder, dass du nicht mehr da bist. Dass du nicht mehr unter uns bist. Es tut so weh und ich kann keinem erklären, wie tief dieser Schmerz ist."
Erst im Nachhinein als rechtsterroristischer Anschlag festgestellt
Der Münchner Anschlag galt lange als unpolitischer Amoklauf eines geistig verwirrten Täters. Doch bereits im Sommer 2017, ein Jahr nach der Tat, stellten drei von der Stadt München in Auftrag gegebene Gutachten fest: Die Tat war ein rechtsterroristischer Anschlag. Für diese Feststellung brauchte der Freistaat Bayern noch zwei Jahre länger.
Gisela Kollmann merkt man die Wut über diese Verzögerung nach wie vor an. Sie verlor beim Anschlag ihren 19 Jahre alten Enkel Giuliano. "Leider ist es nach all den Jahren immer noch nicht ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Deswegen muss ich auch nach acht Jahren hier stehen und sagen: Das Attentat am OEZ war rechter Terror."
Gedenken soll nicht nur in Moosach stattfinden
Diese Tatsache noch bekannter zu machen, ist eine Forderung der Hinterbliebenen. Eine weitere Forderung: Die genauen Hintergründe müssten noch umfassender aufgeklärt werden.
Hasan Leyla möchte außerdem erreichen, dass das Gedenken nicht nur im Stadtteil Moosach stattfindet, sondern auch in anderen Stadtteilen Münchens, in denen das "normale Leben" während der Gedenkfeier weiterlaufe wie gewohnt. Sein Sohn Can starb mit 14 Jahren.
Broschüre erinnert an Opfer
Das Attentat 2016 dauerte nur wenige Minuten. Der Schmerz der Hinterbliebenen dagegen bleibt ein Leben lang, sagen sie. "Der Schmerz wird nie von uns gehen", sagt der Vater des getöteten Can. "Wir müssen einfach mit diesem Schmerz irgendwie weiterleben. Es gibt keinen anderen Weg."
Dauerhafter Gedenkraum soll entstehen
An die Opfer erinnert nun auch eine Broschüre, die das NS-Dokumentationszentrum zum achten Jahrestag des Anschlags herausgegeben hat. Außerdem soll ein dauerhafter Erinnerungs- und Gedenkraum in der Nähe des Tatorts entstehen.
Die Stadt wird dafür eine Immobilie in Moosach anmieten. Derzeit gibt es lediglich einen kleinen Gedenkraum in der Ladenzeile des Rathauses, der aber von Anfang an nur als Übergangslösung gedacht war.
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