Ein leerer Hof im Oberallgäu.
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Das Veterinäramt räumte zusammen mit der Polizei einen Hof im Oberallgäu.

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Geräumter Bauernhof: SPD und Grüne vermuten Mängel bei Kontrolle

Geräumter Bauernhof: SPD und Grüne vermuten Mängel bei Kontrolle

Nach der kürzlichen Räumung des Bauernhofs im Oberallgäu mit 30 toten Rindern fordern SPD und Grüne vollständige Aufklärung. Sie haben unabhängig voneinander umfangreiche Fragenkataloge an die Staatsregierung gestellt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Haben die Behörden zu spät reagiert im Fall des Oberallgäuer Hofes, auf dem 30 tote Rinder und zahlreiche verwahrloste und kranke Tiere gefunden wurden? Diesen Verdacht hat die bayerische SPD im Landtag. Sowohl sie als auch die Grünen vermuten Mängel bei Kontrollmechanismen. Beide Landtagsfraktionen haben unabhängig voneinander umfangreiche Fragenkataloge an die Staatsregierung geschickt.

Wie wurde kontrolliert?

"Der Landwirt war offenbar seit langem völlig überfordert", erklärte Ruth Müller, agrarpolitische Sprecherin der bayerischen SPD im Landtag. Deshalb fordere die SPD die Staatsregierung auf, genau aufzuzeigen, wie die Kontrolle im aktuellen Fall geregelt war, wie die zuständigen Behörden aufgestellt waren – und wie man solche Fälle in Zukunft verhindern könne.

Außerdem möchte sie wissen, seit wann die schlechten Zustände in dem landwirtschaftlichen Betrieb bekannt gewesen seien und was die zuständigen Behörden gegen Missstände unternommen hätten. Die SPD möchte zudem wissen, wie die Überwachung von Betrieben mit Tieren seit den schwerwiegenden Vorfällen im Allgäu vor rund sechs Jahren verbessert worden sei. "Wie kann so viel Tierleid einfach so geschehen – nach den Skandalen der letzten Jahre?", so Müller.

Braucht es mehr Amtstierärzte?

Dass es Mängel bei den Kontrollen von Bauernhöfen geben könnte, diesen Verdacht haben auch die bayerischen Grünen. "Wir brauchen endlich genügend Tierärztinnen und Tierärzte in den Veterinärämtern und regelmäßige Betriebsbesuche von tierhaltenden Betrieben, um das Leben dieser Tiere zu verbessern", forderte deren Sprecher für Tierschutz Paul Knoblach. Die Grünen wollen in ihrer Anfrage an die Staatsregierung wissen, wie viele Kontrolleure beim Veterinäramt im Oberallgäu arbeiten, und für wie viele Betriebe mit Tierhaltung sie zuständig sind.

Landrätin: Vorher keine gravierenden Probleme aufgefallen

Tatsächlich gibt es im Oberallgäu laut Landrätin Indra Baier-Müller (FW) rund 2.800 solcher Betriebe. Das Veterinäramt verfüge über sieben Vollzeitstellen, besetzt von acht Amtstierärzten. Regelmäßige Tierschutzkontrollen in allen Betrieben seien da gar nicht möglich, erklärte Baier-Müller dem BR, und auch nicht gesetzlich vorgeschrieben.

Der jetzt geräumte Betrieb ist laut der Oberallgäuer Landrätin aber seit rund zehn Jahren regelmäßig kontrolliert worden. Bei den Überprüfungen hätten die Kontrolleure auch immer in den Stall und auf die Tiere geschaut, versicherte sie, gravierende Verstöße gegen den Tierschutz oder gar tote Tiere seien dabei früher aber nicht aufgefallen.

Am Wochenende hatte das Veterinäramt Oberallgäu den Hof eines 68-jährigen Landwirts geräumt. Zuvor waren bei einer Kontrolle auf dem abgelegenen Hof 30 tote Rinder sowie viele verwahrloste Rinder und Schweine gefunden worden. Gegen den Bauern hat das Landratsamt inzwischen ein dauerhaftes Halte- und Betreuungsverbot von Tieren ausgesprochen, außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die Staatsregierung hat jetzt vier Wochen Zeit, sich mit den Anfragen von SPD und Grünen zu befassen und Antworten zu liefern.

Dieser Artikel ist erstmals am 27. Februar 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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