In der Nähe von Arzberg im Landkreis Wunsiedel, zwischen Feldern, einem kleinen Waldstück und einer Hochspannungsleitung stehen sie: 324 weiße Würfel, die sogenannten "Cubes". Sie gehören zu einem der bislang größten Batteriespeicher Deutschlands. Das Projekt der Schweizer MW Storage AG ist in dieser Dimension in Bayern bislang einzigartig.
Kein Stillstand mehr für Windräder - das ist das Ziel
Wind- und Sonnenenergie sind umweltfreundlich – aber auch von der Umwelt abhängig. Wenn Strom gebraucht wird, ist er nicht unbedingt immer verfügbar. Und zu Zeiten, an denen er verfügbar ist, wird nicht alles davon gebraucht. Dann müssen Windräder stillstehen und PV-Anlagen vom Netz genommen werden. Um Nachfrage und Angebot zusammenzubringen, soll der Batteriespeicher helfen. Er ist direkt mit einer Hochspannungsleitung verbunden und kann über ein eigenes Umspannwerk bei Bedarf sofort überschüssigen Strom aufnehmen oder ihn ins Netz einspeisen. Den Strom speichert er in großen Lithium-Ionen-Akkus, den weißen "Cubes".
Jeder einzelne der Würfel kann in etwa so viel Energie aufnehmen wie sieben mittelgroße Elektro-Autos. Voll aufgeladen kann die gesamte Anlage etwa 200 Megawattstunden speichern. Das reicht, um den gesamten Landkreis Wunsiedel inklusive Industrie etwa zwölf Stunden lang mit Strom zu versorgen. In der Regel sind die Batterien jedoch nur zwischen 40 und 60 Prozent geladen – so kann jederzeit Strom abgegeben oder eingespeist werden.
Zur Eröffnung legt Söder einen Schalter um
Zur Eröffnung betonte Ministerpräsident Söder (CSU) die Wichtigkeit des Ausbaus des Stromnetzes und regionaler Speichermöglichkeiten. Nach seiner Ansprache legte Söder demonstrativ einen Schalter um - eine Attrappe, der echte Anschluss folgt erst Anfang kommenden Jahres. Dann soll die Anlage auch an das reguläre Netz angeschlossen werden.
Keine Förderung durch den Freistaat – dafür Geld aus der Schweiz
Auch wenn der Ministerpräsident am Freitag seine Unterstützung für das Projekt betonte: Im Arzberger Batteriespeicher steckt kein Fördergeld. Die finanziellen Mittel für den Bau stammen zu großen Teilen aus dem Ausland. Ankerinvestoren sind zwei Schweizer Investoren: der MW Storage Fund und Reichmuth Infrastructure. Aber mit der Bayernwerk AG und der ZukunftsEnergie Nordostbayern (ZENOB) GmbH sind auch regionale Partner als Geldgeber beteiligt. ZENOB ist ein Zusammenschluss nordostbayerischer Akteure – vor allem Kommunen und Landkreise – zur Organisation der regionalen Energieversorgung.
Mit der Stabilisierung des Stromnetzes lässt sich Geld verdienen
Die Unregelmäßigkeiten in der Stromproduktion sind letztlich das, was die Speicher rentabel macht. Wenn etwa Stadtwerke zu wenig Strom für ihre Kunden zur Verfügung haben, müssen sie weiteren dazu kaufen. Wenn sie zu viel Strom produzieren, müssen sie diesen irgendwo los werden. Beides kostet Geld - je kurzfristiger und unregelmäßiger, desto teurer wird es.
Gegen Entgelt nehmen die Batteriespeicher wie der in Arzberg den überschüssigen Strom ab und können ihn später wieder weiterverkaufen. Davon sollen dann am Ende alle profitieren: Wenn Netzschwankungen schon regional abgefangen werden können, braucht es weniger – der deutlich teureren – Eingriffe in die überregionalen Stromnetze. Entsprechend sinkt dann auch der Strompreis für Verbraucher.
Weitere Batteriespeicher im Bau
Der Arzberger Batteriespeicher ist einer der größten in Deutschland – noch. Denn in anderen Bundesländern sind ähnliche Projekte im Bau. In der Oberlausitz in Sachsen plant ein US-Investor etwa, einen noch weit größeren Batteriespeicher zu errichten, geplanter Baubeginn ist dort 2027.
Im Video: Batteriespeicher ist eingeweiht
Dieser Artikel ist erstmals am 08.11.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.