Der für Montag angekündigte bundesweite Warnstreik im öffentlichen Verkehr wird auch in weiten Teilen Bayerns große Auswirkungen haben. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi wollen mehr Einkommen in unterschiedlichen Tarifrunden erreichen.
Deutsche Bahn: Keine Fernzüge am Montag, kaum Regionalzüge
Besonders im Fernverkehr könne es nach Angaben der Gewerkschaften bereits am Sonntagabend zu Beeinträchtigungen kommen. Die EVG-Chef Martin Burkert riet Reisenden deshalb, am Sonntag "rechtzeitig am Ziel zu sein". Auch zum Betriebsbeginn am Dienstagmorgen wird es noch Ausfälle geben, sagte ein Bahnsprecher weiter. Hier seien überlappende Schichten der Grund.
Die Deutsche Bahn wird am Montag den gesamten Fernverkehr einstellen. Auch im Regionalverkehr werde "größtenteils kein Zug fahren", teilte der Konzern mit. Die Bahn sieht keine Möglichkeit für einen Notfahrplan im Fernverkehr. "Es nützt ja nichts, eine kurze Strecke mit einem Intercity oder einem ICE zu fahren, weil man einen Lokführer hat, und der Zug dann irgendwo stehen bleibt, weil das Stellwerk bestreikt wird", sagte ein Konzernsprecher am Freitag. Es sei auch nicht möglich für einen solchen Tag einen Ersatzfahrplan aufzustellen, weil sehr viele Berufsgruppen zum Streik aufgerufen seien.
Auch die Züge der DB Regio sowie privater Bahnanbieter wie der Bayerischen Regiobahn sollen bestreikt werden.
Für Montag gekaufte Fahrkarten bis 4. April nutzbar
Die Bahn hat die Zugbindung auch bei Spar- und Supersparpreisen aufgehoben. Für den Montag gekaufte Fahrkarten können bis zum 4. April flexibel genutzt werden, sofern sie vor der Streikankündigung am Donnerstag gekauft wurden.
- Mehr zu den Rechten für Bahn-Reisende finden Sie in diesem Artikel: "Superstreiktag am Montag - Was Reisende wissen müssen"
Nahverkehr in ganz Bayern betroffen
Im Nahverkehr rief Verdi zudem Beschäftigte in Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Bayreuth, Fürth, Erlangen, Ingolstadt, Passau und Landshut zur Arbeitsniederlegung auf.
Auch in München wird es am Montag zu Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr kommen. Das haben die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG) angekündigt. Mitarbeitende der MVG werden am Montag ab 3.30 Uhr bis Schichtende am Dienstag um 3.30 Uhr die Arbeit niederlegen.
Die Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) möchten zumindest einen Teil des Linienbetriebs aufrechterhalten. Falls genug Personal zur Verfügung stehe, könnte der Betrieb bei einzelnen U-Bahnlinien aufgenommen werden, heißt es in einer Pressemitteilung.
Flughafen München: Warnstreiks Sonntag und Montag
Am Flughafen München wird am Sonntag und Montag der reguläre Betrieb eingestellt. Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte der Gepäckabfertigung und der Sicherheitsdienste am Flughafen München zu einem zweitägigen Warnstreik am Sonntag und Montag aufgerufen. Passagiere müssten "mit verlängerten Wartezeiten und Flugausfällen" rechnen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit.
Zum Streik aufgerufen wurden die Beschäftigten der Sicherheitsgesellschaft München (SGM), der FMG/AeroGround und der FM Sicherheit am Flughafen München. Passagiere, die an den beiden Tagen eine Flugreise von oder nach München geplant haben, sollen sich mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung setzen.
In Unterfranken vor allem Ausfälle bei Bus und Straßenbahn
Betroffen vom Streiktag ist in Unterfranken vor allem der öffentliche Nahverkehr. Zum Streik aufgerufen sind die Beschäftigten der Würzburger Straßenbahn GmbH, der Verkehrsbetriebe Stadtwerke Schweinfurt GmbH sowie der beiden Wasser- und Schifffahrtsämter in Schweinfurt und Aschaffenburg.
Das heißt, in Schweinfurt betrifft das vor allem die Stadtbusse und in Würzburg die Straßenbahn und einen Teil der Stadtbusse. Große Auswirkungen auf die Wasserstraße Main hat der Streiktag nicht, weil die Schifffahrt ohnehin wegen der Schleusensanierung aktuell gestoppt wurde.
Im Landkreis Rhön-Grabfeld ist laut Landratsamt mit massiven Fahrtausfällen auch im Bereich der Schülerbeförderung zu rechnen.
In Oberbayern auch Schulbusverkehr betroffen
In Oberbayern wird von den Warnstreiks voraussichtlich auch der Schulbusverkehr betroffen sein. Eltern sollten sich laut Behörden daher bereits jetzt Gedanken über die Beförderung von Kindern machen, die auf den Bus angewiesen sind.
Das Landratsamt Landsberg am Lech hat bereits alle Schulen und Gemeinden im Landkreis informiert, damit sich die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern auf den Streik einstellen könnten, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Das Rosenheimer Landratsamt habe die Schulen gebeten, Schüler und Eltern zu sensibilisieren, im Fall eines Streiks den Schulweg zu sichern oder zu begleiten.
Neben den Bussen zahlreicher kommunaler Verkehrsbetriebe werden auch die Busse der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO), deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gewerkschaft Eisenbahn und Verkehr (EVG) organisiert sind, bestreikt. Wo die RVO fahre, "können Sie davon ausgehen, dass der Busverkehr komplett zum Erliegen kommt", sagte der Münchner EVG-Geschäftsstellenleiter Isidoro Peronace dem BR. Private Busunternehmen sind von dem Streik nicht betroffen.
Umfassende Ausfälle bei Schülerbeförderung erwartet
Die Pressesprecherin des Landkreises Traunstein befürchtet, es werde bei der Schülerbeförderung zu umfassenden Ausfällen kommen. Betroffen sind sowohl Buslinien als auch Zugverkehr der Südostbayernbahn (SOB), der Bayerischen Regiobahn (BRB) und der Regionalverkehr Oberbayern (RVO). Somit wird ein weitgehender Teil der Schülerbeförderung ersatzlos entfallen. Ob beispielsweise auf Distanzunterricht ausgewichen wird oder der Unterricht entfällt, entscheide die jeweilige Leitung der weiterführenden Schulen. Schüler und Eltern werden vom Landkreis gebeten, sich bei ihrer jeweiligen Schule zu informieren, wie der Unterrichtsablauf geregelt wurde.
Kultusminister Piazolo: Schüler ohne Fahrtmöglichkeit dürfen dem Unterricht fernbleiben
Wegen des Warnstreiks dürfen Schülerinnen und Schüler unter bestimmten Bedingungen am Montag dem Unterricht fern bleiben. das hat am Freitag Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) deutlich gemacht: "Für Schülerinnen und Schüler, die wegen ausfallender Busse und Bahnen nicht zur Schule kommen können und sonst keine Fahrtmöglichkeit haben, gibt es Sonderregelungen: Sie können am Montag zuhause bleiben; die Schule muss in diesem Fall aber auf jeden Fall informiert werden".
Je nach Situation vor Ort seien im Einzelfall auch flexible Sonderlösungen und weitergehende Maßnahmen möglich wie die Verlegung von angekündigten Leistungsnachweisen oder Distanzunterricht für einzelne Jahrgangsstufen, sagte Piazolo. "Etwaige Informationen hierzu erhalten die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Erziehungsberechtigten direkt von den Schulen."
Autobahnmeistereien und Wasserstraßen werden bestreikt
Weitere Warnstreikziele sind die Autobahnmeistereien Fischbach, Kempten und Niederbayern, die Autobahn GmbH des Bundes in Rosenheim, München und Niederbayern sowie das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in der Oberpfalz und Niederbayern.
"Wir werden bestimmte Tunnel in den Blick nehmen", kündigte Verdi-Vize Christine Behle an. Diese würden geschlossen - die Durchfahrt sei faktisch dann unmöglich. Behle nannte am Donnerstag allerdings kein bayerisches Beispiel, sondern den Elbtunnel in Hamburg.
Die Forderungen der Gewerkschaften
Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent an bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Verdi fordert gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb für den öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn.
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