Kinder stehen im Schwimmbad am Beckenrand an.
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Herausforderung Schulferien: Kinderbetreuung im Sommer

Nur noch wenige Tage bis zu den Sommerferien in Bayern. Das bedeutet Freude für die meisten Kinder, aber viel Organisation für Eltern. Wie ist die Betreuung schulpflichtiger Kinder in den Ferien im Freistaat geregelt? Und welche Angebote gibt es?

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

43 Tage Sommerferien im Freistaat stehen einem durchschnittlichen Jahresurlaub von 30 Tagen im Jahr gegenüber – es ist eine einfache Rechnung, vor der arbeitstätige Eltern schulpflichtiger Kinder im Freistaat auch dieses Jahr wieder stehen. Und sie geht nicht auf. Selbst als Paar mit dann 60 Tagen Urlaub können nicht alle bayerischen Ferientage im Jahr abgedeckt werden.

Zudem fand im vergangenen Jahr zum letzten Mal das Corona-Sonderprogramm "Ferienangebote" statt: Das bayerische Kultusministerium hatte Ferienbetreuungen seit 2020 finanziell gefördert, 2023 nahmen daran knapp 25.000 Kinder und Jugendliche statt. Wie sieht es mit der Sommerferienbetreuung in diesem Jahr aus?

Sportferienfreizeit in Würzburg seit mehr als 60 Jahren

Antworten darauf gibt es zum Beispiel in Unterfranken, in Würzburg gibt es eines der am längsten bestehenden Sommerbetreuungsprogramme – die Sportferienfreizeit der Stadt Würzburg findet seit 1963 statt. In den ersten vier Ferienwochen können wöchentlich mehr als 260 Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren verschiedene Sportarten ausprobieren, in Sportvereine schnuppern, basteln und Ausflüge machen.

Jens Röder, heute Sport-Bereichsleiter der Stadt Würzburg, organisiert das Großevent seit 30 Jahren mit: "Der Schwerpunkt ist Bewegung und Kontakt zu den Sportvereinen, das macht den Kindern Spaß. Wir bieten etwa einen Rundflug über Würzburg zu stark subventionierten Preisen an. Und es gibt viele Dinge, welche die Kinder normalerweise noch nie gemacht haben: Wir gehen Rudern, spielen Tennis, Fußball und Basketball."

Sommerferienprogramm online einsehbar

Und das acht Stunden täglich für 35 Euro die Woche. Solche Angebote sind bayernweit selten, vor allem in ländlichen Regionen, und deshalb hoch begehrt. "Wir haben bereits zwei Wochen nach Anmeldebeginn Anfang Mai unsere Warteliste eröffnet, der Andrang ist jedes Jahr riesig", erzählt Röder. Etwa 50 Kindern hätte die Stadt bisher absagen müssen, einige Kinder haben Glück und rücken über die Warteliste nach.

Würzburgs Schul- und Sportbürgermeisterin Judith Roth-Jörg (CSU) empfiehlt Eltern, in das Ferienprogramm des Sozialreferats auf der Website der Stadt Würzburg (externer Link) zu schauen: "Wir haben zum Beispiel Abenteuerspielplätze und Zirkusaktionen, es gibt ganz viele Angebote. Vielleicht bekommt nicht jedes Kind, was es möchte, aber das Angebot ist ausreichend." Auf der Homepage seien auch die Anmeldefristen, Kosten und noch spontan verfügbar freie Plätze sichtbar.

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Würzburgs 3. Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg (CSU), zuständig für Bildung und Sport, mit Jens Röder, Bereichsleiter Sport der Stadt Würzburg.

Ferienportal des BJR

Einen ähnlichen Service bayernweit bietet der Bayerische Jugendring (BJR) (externer Link) an. Auf seiner Homepage sind knapp 140 Betreuungsangebote verzeichnet – der BJR erhebt nach eigenen Angaben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch schon auf den ersten Blick wird klar: Auswahl gibt es besonders in den Städten, allen voran München mit knapp 50 Angeboten.

In Nürnberg gibt es zum Beispiel ein Sommercamp in den letzten zehn Ferientagen. Eine Sprecherin des Bayerischen Jugendrings rät, sich über dieses Ferienportal des BJR informieren: "Dort wird auch die jeweilige Auslastung angezeigt, also auch, ob in dem Angebot noch Plätze vorhanden sind. Da hier aller Voraussicht nach nicht alle Angebote abgebildet sind, die aktuell existieren, ist es auf jeden Fall ratsam, vor Ort nachzufragen – beim örtlichen Stadt- oder Kreisjugendring oder bei der jeweiligen Gemeinde."

Verpflichtung zur Kinderbetreuung?

Denn Kinder- und Jugendarbeit – auch jene in den Sommerferien – ist laut Sozialgesetzbuch kommunale Aufgabe. Viele der für die Kommunen zuständigen Landratsämter bieten online ein Verzeichnis über das Sommerangebot an. Dabei fällt jedoch auf: Je kleiner die Gemeinde, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Aktionen nur tageweise und dann pro Tag nur einige Stunden stattfinden, so zum Beispiel im unterfränkischen Üchtelhausen oder im oberbayerischen Grabenstätt.

Laut Kultusministerium sind die Schulen zudem zu keiner Ferienbetreuung verpflichtet, Programme der Mittagsbetreuungen und Horte seien freiwillig. Änderungen könnten hier der Ganztagsanspruch an bayerischen Grundschulen ab 2025 bringen, für die Sommerferien jedoch erst in zwei Jahren.

Ein Recht zur Kinderbetreuung – ähnlich zu Kinderkrankentagen – gibt es nicht. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können als Anreiz Ferienbetreuungen anbieten, jedoch rein freiwillig.

Förderprogramm des Kultusministeriums ausgelaufen

In den Jahren 2020 bis 2023 konnte der BJR darüber hinaus aufgrund der Förderung durch das Bayerische Kultusministerium das Sonderprogramm "Ferienangebote" anbieten. Ziel des Sonderprogramms war, Kindern und Jugendlichen durch zusätzliche Ferienprogramme Gemeinschaftserlebnisse zu ermöglichen und so einen Ausgleich zu den psychischen und psychosozialen Belastungen zu schaffen, unter denen sie aufgrund der Einschränkungen ihrer Sozialkontakte während der Corona-Pandemie zu leiden hatten.

Allein im Sommer wurden damit Betreuungsprojekte mit mehr als 4 Millionen Euro gefördert, heuer findet es nicht mehr statt. Vom Kultusministerium heißt es auf Anfrage von BR24: "Eine Ausweitung auf weitere Ferien des Schuljahres 2023/2024 war nicht möglich, weil die für das Schuljahr 2023/2024 noch zur Verfügung stehenden Mittel schulischer Förder- und Unterstützungsangebote gebunden waren. Restbudgets stehen nicht zur Verfügung."

Ferienbetreuung wieder nur aus kommunalen oder Eigenmitteln

Infolgedessen werden die Angebote wieder wie in den Jahren vor 2020 auch kommunal und oder aus Eigenmitteln der Träger finanziert. Philipp Seitz, Präsident des BJR, merkt an: "Die in der Regel sehr günstigen Teilnahmebeiträge der geförderten Angebote werden vermutlich bei vielen nun ansteigen müssen, wo keine ausgleichende Förderung, etwa durch kommunale Mittel, zur Verfügung steht. Für finanziell nicht so gut gestellte Familien bedeutet das auch eine größere Zugangshürde." Dennoch sei er dem Kultusministerium dankbar für die vergangene Förderung.

Für die Sportferienfreizeit in Würzburg zahlt seit jeher die Stadt. Sie merken hier bislang nicht, dass der Andrang durch die gekürzten Fördermittel größer geworden ist, denn das war er schon immer. Bei der Sportferienfreizeit bieten sie nicht nur Kindern Spiel und Spaß, sondern vor allem auch den Eltern die Gewissheit, ohne Mithilfe von Freunden und Verwandten trotz Sommerferien beruhigt arbeiten zu können. Eine Gewissheit, die es aber an vielen Orten Bayerns noch nicht gibt.

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