Auto im Hochwasser
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Hochwasser in Bayern - Die Lage am Abend

Extrem-Hochwasser trifft Schwaben und Oberbayern hart. Rund 40.000 Einsatzkräfte sind im Freistaat auf den Beinen. Ein Feuerwehrmann kam bei einem Rettungseinsatz ums Leben, ein weiterer wird vermisst.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Seit Freitagabend dauert der Kampf gegen die Fluten - und noch immer ist kein Ende in Sicht. Vielerorts steigen die Pegelstände weiter stark an - bei Straubing wird der Scheitel der Donau erst zur Wochenmitte erwartet - dabei wird der Pegel zur höchsten Meldestufe wohl schon am Montag überschritten.

Viele Gebäude drohen im Wasser zu versinken. Altenheime etwa in Manching werden ebenso geräumt wie ein Gefängnis mit hundert Häftlingen in Memmingen. Mehrere tausend Menschen wurden in Bayern wegen des Hochwassers evakuiert, am Sonntagnachmittag etwa die Stiftungsklinik in Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm in Schwaben und eine Flüchtlingsunterkunft mit rund 220 Menschen. Am Abend empfahl das Landratsamt Donau-Ries die sofortige Evakuierung mehrerer Orte an Donau und Schmutter.

Nach Angaben von Ministerpräsident Markus Söder waren seit Beginn der Hochwasserkatastrophe allein in Bayern fast 40.000 Kräfte von Feuerwehren, Polizei, Deutschem Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk und der Bundeswehr im Einsatz.

Katastrophenfall in vielen Landkreisen Bayerns

Autobahnen in Bayern müssen teilweise gesperrt werden, weil sie unterspült sind, etwa die A9 bei Manching. In insgesamt zwölf Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen: Augsburg, Dachau, Dillingen, Donau-Ries, Freising, Günzburg, Kelheim, Neu-Ulm, Pfaffenhofen, Schrobenhausen, Straubing-Bogen, Unterallgäu.

Mancherorts fällt das Handynetz aus. In Babenhausen im Unterallgäu raten die Behörden, wer Hilfe brauche und keinen Notruf absetzen könne, der solle ein weißes Laken oder Tuch zum Fenster heraushängen - oder sich sonst irgendwie am Fenster bemerkbar machen.

Hochwasser Pfaffenhofen
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Die Hochwasser-Lage in Bayern ist weiterhin kritisch. Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm sind Dämme gebrochen.

Neue Höchstwerte bei den Wasserständen

Teils werden neue Rekord-Wasserstände erreicht. Von "Hochwasser XXL" oder "Hochwasser extrem" spricht etwa der Pfaffenhofener Einsatzleiter und Kreisbrandrat Christian Nitschke, als er im BR erklärt, es gehe jetzt darum, Leben zu retten, Sachwerte dürften demgegenüber keine Rolle spielen. Das sogenannte HQ extrem übersteigt noch das sogenannte HQ100, das ein Hochwasser bezeichnet, das im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird: "Ein unberechenbares Hochwasser", das es so seit Beginn der Aufzeichnungen nicht gegeben habe, erklärt er weiter: "Der Markt Reichertshofen wird aktuell überflutet. Wir können nichts mehr tun." Selbst ein Teil des Krisenstabs ist zeitweise eingeschlossen.

Habeck und Söder im Katastrophengebiet

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind hier noch am Mittag vor Ort gewesen, um sich zusammen mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann ein Bild der katastrophalen Hochwasserlage zu machen. Kurz vor ihrem Eintreffen in Reichertshofen ist unweit davon in der Nachbargemeinde Baar-Ebenhausen ein Damm gebrochen; in der Folge wurde mit dem Umspannwerk Reichertshofen kritische Infrastruktur überflutet und Strom und Internet für tausende Menschen fielen aus. Der Damm, der eigentlich das Flüsschen Paar einhegen sollte, einen Nebenfluss der Donau, ist gleich an zwei Stellen gebrochen und konnte nicht repariert werden.

Es folgen Überflutungen und Evakuierungen. Rund 5.000 Einsatzkräfte kämpften im Landkreis Pfaffenhofen gegen die Fluten und halfen, Menschen zu retten.

Im Video: Die Hochwasserlage nach dem Dammbruch im Kreis Pfaffenhofen

BR24-Reporterin Daniela Olivares.
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Ein Damm im Landkreis Pfaffenhofen war ja schon gebrochen, nun ist auch der in Manching gefährdet. BR24-Reporterin Daniela Olivares berichtet.

Feuerwehrmann im Rettungseinsatz ums Leben gekommen

In der Nacht war ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen. Die Politiker äußerten sich zutiefst betroffen von dem Todesfall. "Auf dem Weg nach Pfaffenhofen erfahre ich von dem Tod eines Feuerwehrmannes. Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte", sagte Habeck. Ähnlich äußerte sich Söder. 

Der 42 Jahre alte Mann der Freiwilligen Feuerwehr war bei dem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Morgen tot geborgen worden. Ein anderer Feuerwehrmann wird noch immer im Kreis Günzburg vermisst.

43-Jährige vermisst

Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wird eine 43-jährige Frau vermisst. Die Polizei sucht weiter nach der Frau. Sie wird in einem überfluteten Keller vermutet. Personentaucher hätten den Keller bereits teilweise abgesucht, aber bislang niemanden aufgefunden, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord am Abend auf BR-Nachfrage mit. Den kompletten Keller abzutauchen, sei zu gefährlich gewesen. Am Montag soll eine weitere Suchaktion gestartet werden, um die Frau zu finden.

In Allershausen im Landkreis Freising ist durch Stromschlag ein 27 Jahre alter Beschäftigter eines Energieunternehmens lebensgefährlich verletzt worden. Viele helfen unter Einsatz ihres eigenen Lebens, Menschenleben zu retten. Hubschrauber knattern über den überschwemmten Gebieten. An Seilwinden holen die Crews Menschen aus Häusern, die anders nicht mehr zugänglich sind, etwa in Babenhausen im Unterallgäu. Das Wasser sei einfach immer weiter geströmt - "Wir hatten keine Chance mehr", erklärt ein Anwohner, der den Fluten entkommen konnte. In Allershausen musste wegen der Hochwasserlage im Ortsteil Göttschlag der Strom vorsorglich abgeschaltet werden.

Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen rief Pflegende und Angehörige von Personen, die zuhause beatmet werden, dazu auf, sich bei benötigter Hilfe bei der zentralen Notrufnummer 112 zu melden. Hier gebe es Hilfe für die weitere Versorgung.

Zum Video: Hochwasser im Landkreis Günzburg

Im Landkreis Günzburg wird ein Feuerwehrmann vermisst, das Hochwasser dort fließt teils mit einer reißenden Strömung.
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Im Landkreis Günzburg wird ein Feuerwehrmann vermisst, das Hochwasser dort fließt teils mit einer reißenden Strömung.

Hilfe aus anderen Teilen Deutschlands und aus Franken

Der ADAC hat aus anderen Teilen Deutschlands zwei Hubschrauber mit erfahrenen Crews in den Süden beordert, die schon beim Hochwasser im Ahrtal geholfen haben. Bundeswehrsoldaten füllen unter Hochdruck Sandsäcke, Nachbarn helfen beim Auspumpen von Kellern oder retten Hochwasser-Betroffene mit dem Traktor.

Einsatzkräfte kommen aber auch aus dem Norden Bayerns, 115 allein aus Stadt und Kreis Ansbach in Mittelfranken. Sie sind samt ihren 23 Fahrzeugen im Landkreis Augsburg im Hilfseinsatz. Dabei gibt es in Ansbach auch selbst Straßensperrungen wegen Überflutungsgefahr - etwa am Rezatparkplatz, ebenso wie in Augsburg oder im oberbayerischen Unterhaching. Doch die Lage im Kreis Augsburg ist besonders drängend - und Hilfe dort besonders nötig. Denn im dortigen Nordendorf ist - ebenso wie in Baar-Ebenhausen - ein Damm gebrochen. Bewohner sollten so schnell wie möglich große Teile des Ortes verlassen, hieß es am Nachmittag. Ortsweise kann es zu Einschränkungen bei der Trinkwasserversorgung kommen. Die Bevölkerung wird gebeten, sich vorsorglich mit Trinkwasser zu versorgen.

Auch aus Unterfranken sind hunderte Helfer von BRK und Feuerwehr in den schwäbischen Hochwassergebieten im Einsatz, um die Rettungskräfte in den Landkreisen Aichach-Friedberg, Günzburg und in Augsburg zu unterstützen.

Im Video: Hochwasserschutz in Bayern:

Neue Höchstwerte bei den WasserständenTeils werden neue Rekord-Wasserstände erreicht. Von "Hochwasser XXL" oder "Hochwasser extrem" spricht etwa der Pfaffenhofener Einsatzleiter und Kreisbrandrat Christian Nitschke, als er im BR erklärt, es gehe jetzt darum, Leben zu retten, Sachwerte dürften demgegenüber keine Rolle spielen. Das sogenannte HQ extrem übersteigt noch das sogenannte HQ100, das ein Hochwasser bezeichnet, das im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird: "Ein unberechenbares Hochwasser", das es so seit Beginn der Aufzeichnungen nicht gegeben habe, erklärt er weiter: "Der Markt Reichertshofen wird aktuell überflutet. Wir können nichts mehr tun." Selbst ein Teil des Krisenstabs ist zeitweise eingeschlossen. Habeck und Söder im KatastrophengebietVizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind hier noch am Mittag vor Ort gewesen, um sich zusammen mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann ein Bild der katastrophalen Hochwasserlage zu machen. Kurz vor ihrem Eintreffen in Reichertshofen ist unweit davon in der Nachbargemeinde Baar-Ebenhausen ein Damm gebrochen; in der Folge wurde mit dem Umspannwerk Reichertshofen kritische Infrastruktur überflutet und Strom und Internet für tausende Menschen fielen aus. Der Damm, der eigentlich das Flüsschen Paar einhegen sollte, einen Nebenfluss der Donau, ist gleich an zwei Stellen gebrochen und konnte nicht repariert werden. Es folgen Überflutungen und Evakuierungen. Rund 5.000 Einsatzkräfte kämpften im Landkreis Pfaffenhofen gegen die Fluten und halfen, Menschen zu retten.Feuerwehrmann im Rettungseinsatz ums Leben gekommenIn der Nacht war ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen. Die Politiker äußerten sich zutiefst betroffen von dem Todesfall. "Auf dem Weg nach Pfaffenhofen erfahre ich von dem Tod eines Feuerwehrmannes. Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte", sagte Habeck. Ähnlich äußerte sich Söder. Der 42 Jahre alte Mann der Freiwilligen Feuerwehr war bei dem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Morgen tot geborgen worden. Ein anderer Feuerwehrmann wird noch immer im Kreis Günzburg vermisst. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen starb eine 43-jährige Frau. Sie wurde vom Hochwasser im Keller eines Mehrfamilienhauses überrascht.In Allershausen im Landkreis Freising ist durch Stromschlag ein 27 Jahre alter Beschäftigter eines Energieunternehmens lebensgefährlich verletzt worden. Viele helfen unter Einsatz ihres eigenen Lebens, Menschenleben zu retten. Hubschrauber knattern über den überschwemmten Gebieten. An Seilwinden holen die Crews Menschen aus Häusern, die anders nicht mehr zugänglich sind, etwa in Babenhausen im Unterallgäu. Das Wasser sei einfach immer weiter geströmt - "Wir hatten keine Chance mehr", erklärt ein Anwohner, der den Fluten entkommen konnte. In Allershausen musste wegen der Hochwasserlage im Ortsteil Göttschlag der Strom vorsorglich abgeschaltet werden.
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Blick auf das Hochwasser im Juni 2013 an der Donau.

Ölraffinerie zunächst vom Hochwasser verschont

Verschont hat das Hochwasser zunächst die Raffinerie Bayernoil nahe Vohburg. Geschäftsführer Alexander Struck versicherte, der Krisenstab des Unternehmens habe alle Vorbereitungen getroffen: "Sämtliche Schotten sind gesetzt. Wir gehen davon aus, dass kein Wasser auf das Werksgelände kommt. Damit ist auch das Öl sicher." Notfalls sei die Firma aber auch darauf vorbereitet, Anlagen herunterzufahren. Aus Sicherheitsgründen wurde die Müllverbrennungsanlage in Baar-Ebenhausen abgeschaltet. In Pfaffenhofen fiel zudem eine Kläranlage aus. Eine Pumpe des THW sei im Einsatz, um die Kläranlage zu sichern.

Sendehinweis (auch als BR24live):

  • 22.05 Uhr im BR Fernsehen: Hochwasser in Bayern - Die Lage am Abend

Interview mit Umweltminister Glauber: Welche Hilfe können die Betroffenen bekommen?

Umweltminister Thorsten Glauber von den Freien Wählern.
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Können die Geschädigten Hilfe vom Staat erwarten? Umweltminister Thorsten Glauber von den Freien Wählern gibt Auskunft.

Scholz kommt ins Hochwassergebiet nach Bayern

Bundeskanzler Olaf Scholz wird sich am Montag in Bayern selbst ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten machen. Wie das bayerische Innenministerium am Sonntagabend mitteilte, kommt der SPD-Politiker am Vormittag zusammen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) ins oberbayerische Reichertshofen.

Im Video: Die Lage in Wertingen an der Donau

Feuerwehr im Einsatz.
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Im nordschwäbischen Wertingen im Landkreis Dillingen gab es Evakuierungen.

Unterrichtsausfälle in Schwaben und Oberbayern

Wegen des Hochwassers fällt an vielen bayerischen Orten am Montag der Unterricht aus. Teilweise ist eine Notfallbetreuung eingerichtet. Eltern sollten ihre Kinder nur in die Schule bringen oder gehen lassen, wenn der Schulweg ohne eine Gefährdung zu bewältigen ist, erklären die Behörden.

Unterrichtsausfälle gibt es an zahlreichen Schulen der Landkreise Aichach-Friedberg, Augsburg, Freising, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm.

Zum Video: Unwetterfolgen - Bahnverkehr massiv gestört

Hangrutsch: Ein ICE ist entgleist.
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In Schwäbisch Gmünd war am Wochenende nach einem Erdrutsch ein ICE entgleist.

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