Hochwasserführender Inn in Passau
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Angespannte Hochwasserlage in Bayern – neue Regenfront kommt

Angespannte Hochwasserlage in Bayern – neue Regenfront kommt

Auf den Südosten Bayerns kommt eine zweite Welle von Dauerregen zu. In Teilen Bayerns besteht, wie Meteorologe Sachweh im BR24live sagte, ab den Abendstunden zunehmende Hochwassergefahr. Im Laufe des Dienstags werde sich die Wetterlage entspannen.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Hohe Pegelstände an den Flüssen, vollgelaufene Keller, überflutete Straßen: Noch ist die Hochwasserlage in Bayern angespannt. Allein im Raum Traunstein mussten die Einsatzkräfte bis Samstagabend rund 100-mal ausrücken, im Berchtesgadener Land etwa 60-mal.

BR-Wetterexperte: "Extremes Wettereignis"

"Das ist schon ein extremes Wettereignis", sagte BR-Wetterexperte Michael Sachweh im BR24live, "auch wenn es von den Regenmengen - bisher zumindest - nicht ganz an die Regenflut von der ersten Woche im Juni dieses Jahres herankommt". Viel stärker als Bayern sei jetzt Österreich von den Niederschlägen betroffen. In Niederösterreich seien in den vergangenen 72 Stunden so viel Regen gefallen wie sonst in einem halben Jahr.

In Bayern scheint momentan bei einem "Hauch von Hochdruckeinfluss" zwar auch mal die Sonne, so Sachweh am Sonntagmittag. Aber es komme ein neues Regengebiet von Tschechien und Österreich. Das bedeute einen "zweiten Schwung mit Dauerregen und größeren Regenmengen". Im südlichen Bayerischen Wald und im Passauer Land regne es bereits seit Stunden. "Und dieses Regengebiet arbeitet sich langsam zunächst einmal in Richtung Chiemgau und Berchtesgadener Land vor und erfasst dann in der Nacht das gesamte östliche Bayern", so der BR-Wetterexperte. Morgen erfasse es dann große Teile Bayerns, zum Beispiel auch Schwaben.

Scheitelwelle erst ab Montag zu erwarten

Mit dem neuerlichen Regen, der in den nächsten 36 bis 48 Stunden auf Bayern zukomme, gebe es zwei Probleme: Erstens seien Wasserpegel bereits auf sehr hohem Stand. Zum Teil besteht schon Hochwasser. Zum anderen werde die Schneefallgrenze in den nächsten 24 bis 36 Stunden ansteigen. Das heißt: Es wird weniger Niederschlag als Schnee gebunden, es fällt mehr Regen. "Insofern wird es wieder sehr brisant", sagt der BR-Meteorologe. Wobei die Pegel erfahrungsgemäß verzögert auf den Niederschlag reagierten.

In Schwaben, Oberbayern und der südlichen Oberpfalz bestehe ab den Abendstunden zunehmende Hochwassergefahr. "Die Scheitelwelle wird wohl morgen tagsüber, morgen Abend, bei größeren Flüssen erst vielleicht am Dienstag früh sein", so Sachweh.

Dabei ist keine Hochwasserflut wie im Juni zu befürchten, prognostiziert der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern. Flächendeckende Überschwemmungen von bebauten Gebieten sind den Angaben nach nicht in Sicht.

Im Laufe des Dienstags entspanne sich die Wetterlage, sagt BR-Meteorologe Sachweh. Die Pegel würden dann voraussichtlich Dienstag und Mittwoch allmählich wieder zurückgehen.

Im Video: Hochwasserlage in Bayern - BR24live zum Nachschauen

BR-Korrespondenten berichten im BR24live zur aktuellen Hochwasserlage.
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BR-Korrespondenten berichten im BR24live zur aktuellen Hochwasserlage.

Passauer Feuerwehr: "Wir fahren auf Sicht"

Immerhin: In ganz Bayern sei die Feuerwehr gut vorbereitet gewesen, berichtete etwa der Kreisbrandinspektor für das Berchtesgadener Land, Andreas Gabriel, dem BR. In seiner Region habe es schon am Freitagnachmittag eine große Aktion zum Befüllen von Sandsäcken gegeben.

Und auch wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen: In der Dreiflüssestadt Passau hat man längst Vorkehrungen getroffen. Die Promenade am Inn, die Donau-Uferstraße und die Schanzlparkplätze sind gesperrt. Es gebe halt noch viele Unwägbarkeiten, betonte der Einsatzleiter der Passauer Feuerwehr, Andreas Dittlmann. Dazu gehörten Fragen wie: "Welche Wassermassen bringt der Inn heute noch nach Passau?" und "Was ist mit der Schneeschmelze in den Bergen?".

Momentan sehe es aber so aus, als würde Passau die Wasserstände vom Juni - damals lag die Donau bei zehn Metern - nicht mehr erreichen. In der Nacht auf Sonntag ist der Donau-Pegel zwar leicht gestiegen, von 7,20 Meter auf 7,50 Meter, das bedeutet aber immer noch Meldestufe 2. "Wir fahren auf Sicht", sagte Dittlmann zur Lage in Passau.

Meldestufe 3 in Ruhstorf an der Rott

Am oberen Regen bei Cham hat sich die Lage etwas entspannt. Dafür rauscht aktuell die Hochwasserwelle durch den Landkreis Schwandorf: Bei Nittenau und Marienthal gilt am Regen gerade Meldestufe 2 von 4. Heißt: Felder und Wiesen sind überschwemmt, auch einige Straßen können überflutet sein.

Auch an der Rott im Landkreis Rottal Inn sind die Pegelstände nach wie vor hoch, in Ruhstorf wurde die Meldestufe 3 überschritten. Das bedeutet, dass größere landwirtschaftliche Flächen überflutet sind, auch Ortsteile können betroffen sein. Im Landkreis Landshut gibt es vor allem an der oberen Vils noch größere Ausuferungen. Aktuell gilt Meldestufe 2, die Pegel fallen dort aber.

Ruhige Nacht in Traunstein und im Berchtesgadener Land

In den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land hatte es gestern zahlreiche Einsätze gegeben, in der Nacht hat sich die Lage aber entspannt. Die Feuerwehren musste nur einige Male ausrücken, etwa in der Gemeinde Piding, wo man Wasser von einer Baustelle abgepumpt hat. Die Ruhpoldinger Feuerwehr hatte viel mit Schneebruch zu tun, denn viele Äste und Bäume lagen auf den Straßen.

In Traunstein erwartet man jetzt eine Stagnation, weil die Pegel rückläufig sind und derzeit keine Meldestufen gelten. Nur die Alz steige ganz leicht an, das bereite aktuell jedoch keine Probleme, sagte Kreisbrandrat Grundner auf BR-Nachfrage. Wegen der aktuellen Wetterprognose sei man allerdings in "Lauerstellung".

Erhöhte Lawinengefahr in höheren Lagen

Der Wintereinbruch in den Alpen bringt eine erhöhte Lawinengefahr in höheren Lagen mit sich. Oberhalb von etwa 1.200 Metern gebe es eine geschlossene Schneedecke. In den Hochlagen sei diese bis zu einem Meter dick, teilte der Lawinenwarndienst Bayern mit. 

Frischer, durch den teils starken Wind angesammelter Schnee sei problematisch und könnte sich im kammnahen Steilgelände als Schneebrett lösen. In höheren Gebieten seien viele Wanderwege schneebedeckt, vereist und rutschig. Den meisten Schnee gebe es derzeit in den Berchtesgadener und Chiemgauer Hochlagen, teils ist es mehr als ein Meter.

Kritische Lage in Tschechien und Polen

In den östlichen Nachbarländern Deutschlands, in Österreich, Tschechien und Polen spitzt sich die Lage weiterhin zu. Die Pegel zahlreicher Gewässer steigen. Tausende Menschen mussten evakuiert werden. In Polen hat es ein erstes Todesopfer gegeben. Wie Regierungschef Donald Tusk mitteilte, ertrank ein Mann in einem überfluteten Dorf. Im Südwesten Tschechiens lief die Talsperre Husinec im Böhmerwaldvorland wegen des Hochwassers über. In Österreich ist das ganze Bundesland Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden. Vor allem die Lage im Waldviertel nördlich von Wien ist kritisch.

Mit Informationen von dpa

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