Mitarbeiter des Roten Kreuzes verteilen Wasserflaschen an Touristen (Symbolbild)
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Die Anzahl der Hitzetage steigt - Mitarbeiter des Roten Kreuzes verteilen Wasserflaschen an Touristen (Symbolbild)

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Gefährliche Hitze: Folgen des Klimawandels für die Gesundheit

Gefährliche Hitze: Folgen des Klimawandels für die Gesundheit

Der Klimawandel wirkt sich nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf die Gesundheit aus. Anpassungsstrategien müssen finanziert werden, darum geht es auch bei der Klimakonferenz in Baku. Die Folgen etwa der Hitze sind bereits überall spürbar.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Claudia Traidl-Hoffmann ist Professorin für Umweltmedizin an der Uni Augsburg und bei Helmholtz Munich. Seit Jahren beobachtet sie, wie sich die Veränderung des Klimas auf die Gesundheit auswirkt. Längst betrifft es nicht mehr nur die Älteren über 65 Jahren. In diesem Sommer sind zwei ihrer Patienten bei Sportwettkämpfen zusammengebrochen. Beide fit, beide zwischen 40 und 50 Jahre alt.

Hitzenächte: Höheres Risiko für Schlaganfälle

Einer erlitt ein Multiorganversagen. Er brauchte daraufhin eine neue Leber, ihm ginge es aber inzwischen wieder besser, so die Ärztin. Dennoch habe sie es schockiert, dass gesunde Menschen einen solchen Zusammenbruch durch die Hitze erfahren können. Dass in diesen Fällen sogar neue Organe gebraucht würden, habe sie "wahnsinnig mitgenommen", sagt Traidl-Hoffmann.

Erst im Frühjahr hat ihre Forschungsgruppe eine Untersuchung mit Daten aus Augsburg veröffentlicht, die belegt: Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 25 Grad fällt, erhöhen das Risiko für Schlaganfälle um sieben Prozent. Betroffen sind vor allem Frauen. Schon länger sei bekannt, dass durch Hitze etwa verstärkt Blutdruckschwankungen auftreten können, so Traidl-Hoffmann - "Blutdruckschwankungen, die ein krankes Herz dann wiederum sehr viel schlechter kompensieren kann als ein gesundes Herz."

Hitze belastet auch Lungen und den Schlaf

Auch dass Hitze sich auf die Atemwege und die Lungen auswirkt, sei seit einiger Zeit belegt, erklärt die Medizinerin. Man sehe einen Effekt, "dass da auch etwas mit der Muskulatur in den Lungen passiert, dass da auch Asthma-Attacken entstehen", erklärt sie.

Hinzu kommt: Bei Hitze wird der Schlaf insgesamt schlechter und weniger erholsam. Das mache Menschen anfälliger, erklärt der Münchner Allgemeinmediziner Jörg Schelling. Zudem fehle neben der körperlichen auch die psychische Erholung. Menschen seien durch die Hitze "auch im Alltag, im Umgang, in der Kommunikation, in ihren täglichen Abläufen", belastet. "Eine Nacht ohne Ruhe und Schlaf, mit großer Hitze verändert auch den Tag", so Schelling.

Zahl der Hitzetoten steigt

Für den Sommer 2022 wurden für Deutschland 9.100 hitzeassoziierte Todesfälle geschätzt. Auch das Robert Koch-Institut kalkuliert, dass sich die Zahl der Hitzetoten in Süddeutschland seit 2012 mehr als verdreifacht hat. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kleinkinder und Menschen mit chronischen Krankheiten.

Der Lancet Countdown, eine Forschungskooperation der Vereinten Nationen, verzeichnet im aktuellen Bericht zu Klimawandel und Gesundheit: Die Mortalität der über 65-Jährigen, also die Anzahl der Menschen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums sterben, ist seit den 90er-Jahren hitzebedingt weltweit um 167 Prozent gestiegen. Viele erleiden Herz-Kreislaufprobleme und Schlaganfälle oder bekommen Atemwegserkrankungen.

Hitzetage nehmen auch in Bayern zu

Das alles wird zunehmen. Messdaten von BR Data zeigen, dass sich die Hitzetage mit über 30 Grad auch in Bayerns Kommunen in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt haben – im Vergleich etwa zu den 60er- und 70er-Jahren.

Karte: Überblick über die Hitzetage in Bayern

Grafik: So stehen die Landkreise mit Hitze-Risko da

Beispiel Regensburg: Dort gibt es mittlerweile 13 Hitzetage im Jahr, früher waren es gerade mal fünf. Die gute Nachricht ist allerdings: Wir können etwas tun. Alle Kommunen sind inzwischen aufgefordert, sogenannte "Hitzeaktionspläne" zu erstellen. Darin sollen bauliche und strukturelle Maßnahmen festgelegt werden, um die Menschen besser vor der Hitze zu schützen.

Forderung: Mehr Grün in der Stadt

Claudia Traidl-Hoffmann, die auch Mitglied des "Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen" ist, hätte einige Vorschläge. Sie fordert etwa mehr Grün in den Städten. Es brauche entsprechende Verschattungen und begrünte Fassaden. "Wir brauchen keine Städte, die ein paar Parks haben, sondern eine Stadt muss ein Park sein."

Die Hitzeaktionspläne sind bisher allerdings freiwillig. Und so hat, nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums, von 370 Kommunen bisher gerade einmal jede vierte ein Konzept, um die Menschen besser vor Hitze zu schützen.

Video: Aktuelle Daten zu Treibhausgasen

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