1854 gründete Pfarrer Wilhelm Löhe das Neuendettelsauer Diakonissenhaus, und damit begann die Geschichte eines der größten Sozial- und Gesundheitsunternehmen Deutschlands, das heute rund 10.000 Mitarbeitende beschäftigt. Viel hat sich seitdem getan – nicht nur Positives. Was bedeutet das für das einstige Traditionsunternehmen und für die Zugehörigkeit im Ort?
Der Weg in die Krise
Die großen Veränderungen bei Diakoneo begannen im September 2023: Zunächst schließt die stationäre Patientenversorgung in Neuendettelsau, dann schließt die Klinik ganz. Ende 2024 wurde die "Diat-Klinik" in Schwäbisch-Hall mit großem Defizit verkauft. Außerdem plant das Unternehmen, die Cnopf’sche Kinderklinik in Nürnberg und deren Zweigstelle in Ansbach zu verkaufen.
Mitte Januar dieses Jahres wurde bekannt, dass der Geschäftsführer der Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren geht, ebenso der Chefarzt der Klinik in Schwabach. Und dann kam die Nachricht, die die Krise nach außen hin deutlich macht: Der Vorstandsvorsitzende Mathias Hartmann verlässt Diakoneo aus persönlichen Gründen. Seine Stelle wird dem Unternehmen zufolge nicht nachbesetzt.
Unsicherheit in Klinik Schwabach
Eine Schließung der Schwabacher Klinik steht nicht im Raum. Lediglich Umstrukturierungen stünden wegen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes an, heißt es aus der Stadt Schwabach, der ein Viertel des Hauses gehört.
In der Kommunikation scheint es bei Diakoneo schwierig zu sein: So haben Mitarbeitende wohl teilweise aus Presse oder Social Media von der Klinikschließung in Neuendettelsau oder den personellen Veränderungen bei ihren Vorgesetzten erfahren. Das sorgt für große Unsicherheiten. Andere Krankenhäuser hätten das genutzt und versuchten Mitarbeitende abzuwerben, hieß es im Gespräch mit Beschäftigen gegenüber BR24. Diese lassen sich zur Sicherheit auch bereits Arbeitszeugnisse ausstellen und bewerben sich weg.
Aus informierten Kreisen heißt es, das Unternehmen wolle die Umstrukturierung nutzen, um zum Sozialkonzern zu werden. Daher gehe man davon aus, dass die Medizinsparte – bis auf die Ansbacher Rangauklinik, die als Spezialklinik Geld bringt – abgestoßen werde. Dann könne man wieder wirtschaftlich arbeiten und den bereits vor einiger Zeit angekündigten Umzug des Unternehmenssitzes nach Nürnberg durchführen. Einige hundert Arbeitsplätze würden dann in Neuendettelsau fehlen.
Diakonie prägte DNA von Neuendettelsau
Die Stadt hat der Diakonie Neuendettelsau viel zu verdanken. Der Ort ist an dem Unternehmen gewachsen, und jeder Bürger, jede Bürgerin hat dort Bezug zu Diakoneo: Entweder man arbeitet selbst dort, kennt jemanden, der dort arbeitet oder nutzt Angebote wie Schule, Kita oder Pflegeeinrichtungen.
Bürgermeister Christoph Schmoll (SPD) sagt trotz aller Hiobsbotschaften, dass die Stadt hinter dem Unternehmen stehe. Außerdem hoffe man auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit. Aus gut unterrichteten Kreisen ist BR24 dennoch bekannt, dass auch die Stadt nicht mehr vor der Presse von Veränderungen im Unternehmen erfährt und die Kommunikation schon einige Jahre leidet. Das alles sorge dafür, dass die Zugehörigkeit im ganzen Ort schwindet. Man sei nicht mehr so stolz auf "seine Diakonie", obwohl die einst die DNA des Ortes geprägt hat.
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