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Stromverbrauch

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Grüne: Netzbetreiber übertreiben bei Stromverbrauch

Die deutschen Stromnetzbetreiber übertreiben nach Ansicht der Grünen im Landtag bei ihren Prognosen zum künftigen Stromverbrauch in der Bundesrepublik. Sie befürchten deshalb einen überdimensionierten Bau von Stromleitungen. Von Lorenz Storch

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Bei der Kritik geht es um den neuen so genannten Szenariorahmen für den Stromnetzausbau, den die Übertragungsnetzbetreiber alle zwei Jahre vorlegen müssen. Die Übertragungsnetzbetreiber gehen in ihren Szenarien von einer bedeutendenen Steigerung der Jahreshöchstlast beim Stromverbrauch aus. Die Jahreshöchstlast, also die maximale Strommenge, die einmal im Jahr in der Spitze verbraucht wird, liegt seit vielen Jahren ziemlich konstant bei etwa 82-84 Gigawatt (GW). Dass dies so bleibt, war auch die Annahme, die noch 2017 im Szenariorahmen bestätigt wurde. Nun gehen die Netzbetreiber davon aus, dass die Jahreshöchstlast bis zum Jahr 2030 auf 90 bis 98 GW steigt.

Netzbetreiber: Gesteigerter Stromverbrauch wegen Elektroautos und Wärmepumpen

Hintergrund ist die Annahme, dass durch mehr Elektroautos und die steigende Zahl elektrisch betriebener Wärmepumpen der Strombedarf in Winterabendstunden stark zunehmen wird. Nach Ansicht der Grünen ist die Annahme, dass viele dieser Anwendungen zeitgleich Strom verbrauchen, jedoch nicht alternativlos.

Landtagsgrüne: Zeitliche Steuerung als Lösung

"Diese Steigerung der Jahreshöchstlast ist nicht gottgegeben," so der energiepolitische Sprecher der Landtagsgrünen, Martin Stümpfig. Das Laden der Elektroautos lasse sich einfach zeitlich steuern, ähnlich wie bei elektrischen Nachtspeicherheizungen bereits üblich. Auch die Spitze des Stromverbrauchs bei den Wärmepumpen lasse sich abbauen, indem ausreichend große Wärmespeicher installiert werden.

Übertriebene Jahreshöchstlast nur Argument für "zusätzliche Netzausbauprojekte"

Es sei bezeichnend, dass die Netzbetreiber für ihre Rechnung beim noch laufenden Konsultationsverfahren kein Gutachten und keine wissenschaftliche Darstellung für ihre kühne Annahme liefern, so Stümpfig. "Es besteht der Verdacht, dass die Übertragungsnetzbetreiber ganz bewusst mit unrealistischen Annahmen die Jahreshöchstlast auf dem Papier hochtreiben. Denn eine solche Zunahme bei der Jahreshöchstlast wäre vermutlich ein gutes Argument für weitere neue zusätzliche Netzausbauprojekte."

Die Grünen-Landtagsfraktion hat nach eigenen Angaben in einer Stellungnahme im laufenden Konsultationsverfahren zum Netzausbau neben dieser auch noch eine Reihe weiterer Einwendungen erhoben.