Wasserstoff-Brennstoffzellen-Bus für den öffentlichen Nahverkehr in München
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Wasserstoff-Brennstoffzellen-Bus für den öffentlichen Nahverkehr in München

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Linienbusverkehr im Münchner Umland: Wasserstoff statt Diesel

Linienbusverkehr im Münchner Umland: Wasserstoff statt Diesel

Der öffentliche Nahverkehr gilt als klimafreundlich. Aber besonders auf dem Land fahren Busse noch mit Diesel. Die EU hat bereits Weichen gestellt, um fossile Antriebe dort schrittweise zu ersetzen. Was bedeutet das für den Linienbusverkehr?

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Auf dem Betriebsgelände der Firma Ettenhuber im Südosten von München starten jeden Morgen knapp 150 Busse, der Großteil hat einen Dieselmotor. Geschäftsführer Josef Ettenhuber denkt allerdings schon um. Das Unternehmen, das für den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) im Münchner Umland unterwegs ist, hat 2019 als erstes privates Unternehmen bayernweit Elektrobusse angeschafft.

Aber auf dem Firmengelände in Schlacht im Landkreis Ebersberg passiert gerade noch etwas: Josef Ettenhuber zeigt auf einen Lkw-Trailer und eine Zapfsäule. Die neue Wasserstofftankstelle ist fertig. Die Entscheidung dafür hat der Unternehmer bereits 2019 getroffen. Denn, so Ettenhuber: "Wenn mein Sohn das Unternehmen weiterführen will, dann brauchen wir Alternativen, die keine Treibhausgase und auch keine Luftschadstoffe ausstoßen."

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Die Firma Ettenhuber hat als erstes privates Unternehmen bayernweit Elektrobusse angeschafft

EU-Richtlinie: Neu angeschaffte Busse müssen emissionsfrei sein

Eine EU-Richtlinie, die "green vehicles directive", ist der Grund dafür. In Deutschland ist sie im "Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz" umgesetzt. Das sieht vor, dass öffentliche Auftraggeber bei der Neuanschaffung von Bussen bis Ende 2025 mindestens 45 Prozent emissionsarme oder -freie Fahrzeuge kaufen müssen. Für den Zeitraum von 2026 bis Ende 2030 erhöht sich die Quote auf 65 Prozent. Unter dem Strich darf ab 2026 jeder dritte neu gekaufte Bus weder CO₂ noch Stickoxide ausscheiden.

Zwei Unternehmen im Münchner Umland mit Wasserstoffbussen

Zusammen mit einem Busunternehmer-Kollegen aus Hofolding im Landkreis München hat Josef Ettenhuber die ersten Wasserstoffbusse in einem bayerischen Verkehrsverbund angeschafft - jeweils fünf Stück. Auf den ersten Blick sehen sie ziemlich normal aus. Allerdings wirkt der Aufbau auf dem Dach ein wenig wuchtiger als bei den gängigen MVV-Modellen. "Da sind die Wasserstofftanks", sagt Ettenhuber, "zwei große Gasflaschen, die oben auf dem Bus befestigt sind". Wasserstoff-Busse sind Brennstoffzellenfahrzeuge. Im Fahrbetrieb entstehen keine klimaschädlichen Emissionen, nur Wasserdampf und Wärme.

Busunternehmer sieht Vorteile beim Wasserstoff

Von den Bussen erhoffen sich die Unternehmer im Vergleich zum batterieelektrischen Bus zeitsparende Betankung, höhere Reichweiten und höhere Kapazitäten. Denn schwerere Elektrobusse können weniger Personen befördern als Wasserstoffbusse, erklärt Josef Ettenhuber. "Deswegen macht der Wasserstoffbus auf Strecken, die stark frequentiert sind, für uns mehr Sinn." Zwei Busse statt einem: Das sei keine Lösung - aus Kostengründen, aber auch, weil es an Busfahrern fehle. Auf den Linien des MVV im Münchner Umland sind die Busse bis zu 450 Kilometer am Tag unterwegs.

Stadt München setzt auf Elektro-Busse

Anders ist die Lage in der Stadt München. "Die durchschnittliche Umlauflänge liegt bei 200 Kilometern. Nur zehn Prozent der Linienbusse fahren weiter als 300 Kilometer am Tag", erklärt Projektingenieur Nicolaj Röttinger von der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG. Ein Großteil der Strecken sei also schon jetzt mit batterieelektrischen Bussen möglich.

Mit steigenden Reichweiten sei weiterhin zu rechnen, prognostiziert Röttinger. Die MVG sei generell technologieoffen, auch die Nutzung von Wasserstoff werde in Vergleichen mit betrachtet. Dabei erweisen sich aber batterieelektrische Fahrzeuge bezüglich Technik, Betrieb und Wirtschaftlichkeit als vorteilhafter. "Ein Busleben hat zwölf Jahre", sagt Röttinger. Ist das abgelaufen, schafft die MVG einen reinen Elektrobus an.

Mittlerweile gibt es 60 Stück davon. Die Flotte der MVG umfasst rund 400 Fahrzeuge, zusammen mit den privaten Kooperationspartnern sind es etwa 700. Die Busse würden über Nacht auf dem Betriebshof geladen. Wichtiger Aspekt sei auch die Wirtschaftlichkeit. Strom zu laden sei günstiger als Wasserstoff zu tanken, so Projektingenieur Nicolaj Röttinger. Außerdem gebe es in der Stadt ein Platzproblem. Auch das spreche für Strom und platzsparende E-Ladeinfrastruktur anstelle einer Wasserstoffinfrastruktur mit Tankstelle, Verdichtern und Speichern sowie der notwendigen Logistik zur Anlieferung großer Mengen an Wasserstoff für mehrere Hundert Busse.

"Wasserstoffmodellregion" mit eigener Wasserstoffproduktion

Wasserstoff ist in Bayern noch rar. Die Landkreise Ebersberg, München und Landshut haben sich zu einer von drei Wasserstoffmodellregionen bundesweit zusammengeschlossen. In Pfeffenhausen bei Landshut wird gerade ein Elektrolyseur fertiggestellt. Der wird ab Mitte nächsten Jahres den Wasserstoff für die MVV-Busse erzeugen: mit Strom einer Freiflächen-PV-Anlage. Per Lkw wird er dann zu den Busunternehmen transportiert. Noch sind die beiden neuen Tankstellen im Münchner Umland auf grünen Wasserstoff aus Tirol angewiesen.

Energieberater: Grüner Wasserstoff hat geringen Wirkungsgrad

Beim Einsatz von Wasserstoff im Regionalverkehr müsse auch die Energie-Effizienz betrachtet werden, sagt Elektrotechnik-Ingenieur Hans Urban. Für Wasserstoffbusse sei sehr viel mehr Energie nötig als für reinen E-Antrieb, so der Berater für erneuerbare Energien, "weil Wasserstoff erst einmal aus erneuerbarer Energie erzeugt werden muss. Elektrolyseure haben je nach Technologie Wirkungsgrade von circa 60 Prozent, für die Rückumwandlung in der Brennstoffzelle im Fahrzeug rechnet man ebenso mit circa 60 Prozent, damit wäre der Wirkungsgrad in dieser Kette etwa 36 Prozent." Für den Transportweg müsse das Gas aber auch noch komprimiert werden, und in der Tankstelle nochmal. "Auf dieser Strecke geht damit insgesamt 70 bis 80 Prozent der eingesetzten Energie verloren", sagt Hans Urban.

Zu wenig Fortschritt beim Ausbau erneuerbarer Energien

Der Ausbau erneuerbarer Energien gehe dagegen zu schleppend voran, um größere Mengen grünen Wasserstoffs herzustellen, so Urban weiter. "Außerdem brauchen wir diesen Wasserstoff in der Zukunft dringend für viele andere Anwendungen, wie zum Beispiel Chemie und Stahlproduktion." Direkt in der Nähe der neuen Tankstelle der Firma Ettenhuber war ein Windrad geplant. Doch weil Anwohner dagegen sind, liegt das Projekt auf Eis.

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