Unter dem Motto "Demokratie braucht Dich" hatte das Bündnis "München ist bunt" zu einer Demonstration auf der Münchner Theresienwiese aufgerufen. Die Münchner Polizei sprach bereits zehn Minuten nach Beginn der Veranstaltung von mehr als 100.000 Teilnehmern. Inzwischen geht sie von in der Spitze 250.000 Teilnehmern aus. Die Veranstalter sprechen sogar von mehr als 320.000. Die Kundgebung, die inzwischen beendet ist, verlief friedlich. Insgesamt waren 300 Beamte vor Ort.
Teilnehmerzahl übersteigt alle Erwartungen
Start der Kundgebung war um 14 Uhr. Zahlreiche Gruppen, Organisationen und Institutionen unterstützten die Veranstaltung, darunter auch das Filmfest München, die Erzdiözese München und Freising, sowie der FC Bayern München und der TSV 1860 München. Damit alle gut zum Wiesn-Gelände kommen konnten, hatte die MVG mehr Mitarbeiter im Einsatz und setzte zusätzliche U-Bahn-Züge ein.
Bei strahlendem Sonnenschein zog es die Menschen in Scharen auf die Theresienwiese. Viele hielten Plakate hoch. Auf diesen stand unter anderem "Faschismus bekämpft man nicht mit Abschiebungen", "Rassismus und Hass ist keine Alternative", "Bunt statt braun" oder "AfD-Verbot jetzt". Ein Redner aus Österreich warnte vor ähnlichen Verhältnissen wie im Nachbarland. Dort verhandeln die rechte FPÖ und die konservative ÖVP über eine Koalition.
"Wenn die Demokratie durch Rechtsextreme unter Beschuss gerät, dann braucht die Demokratie uns alle, um sie zu verteidigen", erklärte Micky Wenngatz, die Vorsitzende des mitorganisierenden Vereins "München ist Bunt!". "Das Verhalten der Union entscheidet darüber, ob die AfD weiter ausgeschlossen bleibt, oder ob die Union sie wie alle anderen Parteien behandelt." Wenn CDU/CSU "ein klares Einfordern der Brandmauer" gegen die AfD kritisierten, sei das "ein Zeichen, dass sie in dieser Frage nicht entschieden ist". Wenngatz ist Stadträtin in München und gehört der SPD an.
Bildergalerie: Eindrücke von der Kundgebung in München
Zeichen für Vielfalt, Menschenwürde, Zusammenhalt und Demokratie!
"München ist bunt!" e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich gegen Rassismus und Menschenverachtung sowie für eine demokratische und tolerante Stadtgesellschaft einsetzt. "In einer Zeit, in der Hass, Ausgrenzung und rechtsextreme Gruppen zu einer Gefahr für unsere Demokratie werden, in der es immer mehr rechtsextreme Gewalt gibt, in der in unserem Nachbarland Österreich die extrem rechte FPÖ den Kanzler stellen könnte, setzen wir, kurz vor der Bundestagswahl, ein kraftvolles Zeichen für Vielfalt, Menschenwürde, Zusammenhalt und Demokratie! Gemeinsam zeigen wir: München steht für ein buntes, solidarisches und demokratisches Miteinander", schreiben die Veranstalter in ihrem Aufruf zur Kundgebung.
Kleiner Parteitag der CSU in Nürnberg
Auf einem Kleinen Parteitag in Nürnberg stimmten sich die Christsozialen heute gleichzeitig auf die verbleibenden zwei Wochen bis zur Bundestagswahl ein. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt begann den Parteitag mit einer Verbalattacke gegen die Proteste gegen die gemeinsamen Abstimmungen von Union und AfD im Bundestag zur Migrationspolitik. Im Land herrsche eine Stimmung für den von CDU und CSU angestrebten Politikwechsel, sagt der CSU-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. "Die, die nicht Teil dieser Stimmung sind, die wollen jetzt ihre mangelnden Argumente durch Lautstärke auf der Straße ersetzen."
Kundgebungen auch in anderen bayerischen Städten
Ebenfalls unter dem Motto "Demokratie braucht Dich" hatte das Bündnis "Rosenheim ist bunt" heute eine Demonstration im Rosenheimer Salingarten durchgeführt. Die Polizei sprach auf Nachfrage des BR von knapp 400 Teilnehmern.
Die deutschlandweite Vereinigung "Omas gegen Rechts e.V." mobilisierte am Samstagmittag im oberfränkischen Hof rund 450 und in Bamberg rund 1.500 bis 2.000 Teilnehmende. Im mittelfränkischen Fürth demonstrieren rund 3.500 Menschen.
In Würzburg gingen laut Polizei in der Spitze rund 3.000 auf die Straße. Die Demonstrierenden versammelten sich am frühen Nachmittag am unteren Markt, bevor sie gegen 15 Uhr zu einem Protestzug durch die Innenstadt aufbrachen.
Am Nürnberger Kornmarkt protestierten nach Polizeiangaben mindestens 20.000 Menschen gegen einen Rechtsruck. Bereits am Morgen hatten sich vor der Nürnberger Frankenhalle, in der am Vormittag der kleine CSU-Parteitag begann, rund 90 Demonstrierende positioniert. Das schätzt die Polizei. Mit selbst gemalten Schildern forderten sie eine stabile Brandmauer gegen den politischen Rechtsruck ein. Zu lesen war unter anderem "Nie wieder ist jetzt".
Auch in anderen deutschen Städten demonstrierten heute Tausende gegen einen Rechtsruck und das Asyl-Votum von Union, FDP und AfD im Bundestag: 13.000 in Gießen, 24.000 in Hannover, 35.000 in Bremen, 8.000 in Darmstadt.
Im Video: Demos gegen Rechtsruck in ganz Deutschland
Demo auf der Münchner Theresienwiese
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