"Wir Landwirte schlafen nicht mehr ruhig", sagt der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Günther Felßner: "Man macht sich Sorgen um seine Tiere, mit denen man täglich arbeitet. Und an der zweiten Stelle: Man macht sich natürlich auch Sorgen um die Märkte."
Exportverbote für Fleisch drohen
Für Menschen ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) weitgehend ungefährlich. Aber falls sie sich zum ersten Mal seit 1988 wieder in Deutschland ausbreiten würde, könnte der wirtschaftliche Schaden für Tierhalter erheblich sein. Bisher haben Südkorea und Mexiko den Import von Schweinefleisch aus Deutschland verboten – falls eine Epidemie kommt, würden andere Länder folgen, der Fleischexport wäre stark betroffen.
Vergangene Woche war das Virus bei einer Büffelherde in Hönow (Landkreis Märkisch-Oderland) nachgewiesen worden. Seitdem haben die Behörden in Brandenburg in einem Drei-Kilometer-Radius um den betroffenen Betrieb bei Berlin alle Tierbestände überprüft, das Virus wurde dort nirgends gefunden. Morgen soll sich laut Bundeslandwirtschaftsministerium ein nationaler Krisenstab treffen.
Rund um Seuchenherde werden alle Tiere getötet
Das bayerische Umweltministerium beobachtet die Situation nach Angaben eines Sprechers genau. Der Freistaat sei auf einen möglichen MKS-Fall vorbereitet. Das Ministerium fordert von Landwirten, aufmerksam zu sein und einen möglichen Verdachtsfall umgehend zu melden. Falls ein weiterer Fall auftreten sollte, müssten in dem betroffenen Betrieb alle Tiere getötet werden, genauso auf benachbarten Bauernhöfen in zwei Kilometer Umkreis. Auf einem zweiten Betrieb in Brandenburg, der von dem betroffenen Büffel-Hof Heu bezogen hatte, sollten heute vorsorglich 55 Ziegen und Schafe sowie drei Rinder gekeult werden.
Eine Behandlungsmöglichkeit gibt es nicht
Für Rinder, Schweine, Schafe und andere Paarhufer ist die Maul- und Klauenseuche hoch ansteckend und sehr bedrohlich. Sie leiden unter starken Schmerzen und hohem Fieber, die Tiere lahmen und geben kaum noch Milch. MKS ist bei den meisten Tieren zwar nicht tödlich. Eine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere gibt es aber nicht und sie bleiben lange infektiös.
Für Menschen weitgehend ungefährlich
Menschen stecken sich mit der Maul- und Klauenseuche nur extrem selten an, betont das bundeseigene Friedrich-Loeffler-Institut. Im gesamten 20. Jahrhundert wurden weltweit nur 50 Fälle von MKS bei Menschen beschrieben, so eine Sprecherin. Der Mensch sei für das MKS-Virus grundsätzlich nicht empfänglich. Nur in besonderen Situationen - etwa bei sehr engem Kontakt mit kranken Tieren, offenen Wunden oder Immunschwäche – könne es zu vereinzelten Infektionen kommen. Die Krankheit verlaufe dann aber mild. Von pasteurisierter Milch, Milchprodukten oder Fleisch geht keine Gefahr aus.
Vorsicht im Stall und beim Tiertransport
Der Präsident des Bayerischen Bauernverbands Günther Felßner appelliert an seine Berufskollegen, alle "Bio-Sicherheitsmaßnahmen" im Umgang mit Tieren penibel umzusetzen. Konkret forderte er, nur noch Tiere zu transportieren und Ställe nur noch zu betreten, wenn es unbedingt nötig ist. "Wir werden alles tun, dass die Krankheit nicht nach Bayern kommt, aber eine Garantie gibt es leider nicht", so Felßner.
Video: Carl von Butler, Generalsekretär beim Bayerischen Bauernverband
Wo kommt das Virus her?
Wie ist der Ausbruch in Brandenburg entstanden? Diese Frage ist entscheidend, um einzuschätzen, wie hoch das Risiko einer weiteren Verbreitung des Virus ist. Das betonte die Präsidentin der Bayerischen Landestierärztekammer, Iris Fuchs in BR24. Falls das Virus punktuell vor Ort übertragen wurde, zum Beispiel über kontaminierte Lebensmittel, die importiert wurden, ist das Weiterverbreitungsrisiko eher gering. Falls sich jedoch herausstellen sollte, dass Wildtiere die Virusquelle sind und die Maul- und Klauenseuche außerhalb von Bauernhöfen bereits weit verbreitet ist, wäre die Wahrscheinlichkeit einer großflächigen Epidemie deutlich höher. "Hier können wir noch keine Aussage treffen", sagte Fuchs: "Aber ich weiß, dass die Kolleginnen und Kollegen in den Ämtern und beim Friedrich-Loeffler-Institut mit Hochdruck arbeiten, um diese epidemiologischen Untersuchungen durchzuführen."
Video: Sorge wegen Maul- und Klauenseuche
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