Ausbruch der Maul- und Klauenseuche: Tiergesundheit in Gefahr
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Männer in Schutzkleidung und mit Gewehren gehen zu einem Stall. In dem Betrieb gibt es Fälle der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.

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Ausbruch der Maul- und Klauenseuche: Tiergesundheit in Gefahr

Ausbruch der Maul- und Klauenseuche: Tiergesundheit in Gefahr

Die Maul- und Klauenseuche ist in Deutschland ausgebrochen. Eine Herde Wasserbüffel musste in Brandenburg getötet werden. Das könnte Auswirkungen auf ganz Deutschland haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat für Proben eines Wasserbüffels aus Märkisch-Oderland in Brandenburg eine Infektion mit dem MKS-Virus bestätigt. MKS ist laut dem Institut eine reine Tierseuche und nicht auf den Menschen übertragbar, also keine Zoonose. Für die Tiergesundheit und Landwirtschaft ist die MKS aber eine große Gefahr.

Bundeslandwirtschaftsministerium ruft Krisenstab ein

"Wir verfolgen das Ausbruchsgeschehen sehr genau", erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Die Ursache des Ausbruchs müsse schnell geklärt und die Seuche schnell eingedämmt werden, um Schäden für die Land- und Lebensmittelwirtschaft zu minimieren. Özdemir will sich Anfang der Woche mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Branchen treffen. Am Dienstag soll dann der zentrale Krisenstab Tierseuchen zusammenkommen, um Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung zu beraten.

Übertragungswege der Maul- und Klauenseuche

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Paarhufer wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen betrifft. Das MKS-Virus wird durch direkten Kontakt zwischen infizierten Tieren übertragen, etwa durch Speichel, Nasensekret, Milch oder Kot. Aber auch indirekte Wege spielen eine Rolle: "Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar", schreibt das FLI. Auch Futtermittel und Einstreumaterialien aus Ländern mit MKS-Ausbrüchen können Grundlage einer Einschleppung sein. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass das Virus in der Umwelt mehrere Wochen überleben kann und eine hohe Ansteckungsrate besitzt.

Kaum Gefahr für Menschen

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) stellt für Menschen kein signifikantes Gesundheitsrisiko dar. Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut sind Menschen für das MKS-Virus praktisch nicht empfänglich. Auch von pasteurisierter Milch, daraus hergestellten Milchprodukten oder von Fleisch geht unter den in Deutschland üblichen hygienischen Bedingungen keine Gefahr aus.

Maßnahmen zur Eindämmung

Die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche erfordert ein rigoroses Vorgehen. Sobald ein Ausbruch festgestellt wird, müssen infizierte und potenziell betroffene Tiere getötet und unschädlich entsorgt werden. Quarantänegebiete werden eingerichtet, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Zusätzlich gibt es Impfprogramme, die in bestimmten Regionen eingesetzt werden, um Tiere zu schützen. Der internationale Handel mit Tieren und tierischen Produkten wird bei einem Ausbruch oft eingeschränkt oder sogar komplett gestoppt.

Wirtschaftliche Folgen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines MKS-Ausbruchs können enorm sein. Für betroffene Landwirte bedeutet der Verlust ganzer Tierbestände existenzielle Bedrohungen. Darüber hinaus entstehen hohe Kosten durch Quarantänemaßnahmen, Desinfektion und Kompensationszahlungen. Auch der Exportstopp von Fleisch und Milchprodukten führt zu erheblichen finanziellen Einbußen für die gesamte Branche.

Grüne Woche Berlin ohne Rinder und Schafe

Nach Informationen von BR24 wird die Grüne Woche in Berlin weitgehend ohne Tiere stattfinden. Damit bestätigt sich, was Insider bereits vermuteten. "In Abstimmung mit dem Veterinäramt werden wir keine Paarhufer vor Ort haben", erklärte Lars Jaeger, Direktor der Grünen Woche. "Es gibt also nicht wie geplant Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas zu sehen, dafür aber viele andere Nutz- und Heimtiere." Die Grüne Woche ist Deutschlands größte Landwirtschaftsmesse. Sie beginnt in der kommenden Woche in Berlin. Dort präsentieren Züchterinnen und Züchter ihre landwirtschaftlichen Nutztiere, auch Tiere aus Bayern waren eingeplant. Ein Höhepunkt aus Bayern sollte das fränkische Gelbvieh sein - eine vom Aussterben bedrohte Rinderrasse.

MKS galt schon als besiegt in Europa

Europa hat in der Vergangenheit mehrere schwere MKS-Ausbrüche erlebt. Als Ergebnis konsequenter Impfprophylaxe konnten aber beachtenswerte Erfolge im Kampf gegen MKS erzielt und die Seuche immer weiter zurückgedrängt werden. Schließlich gab es nur noch sehr limitierte, kleinere Ausbrüche in Europa (Balkan, Italien, Russland), sodass seit 1989 die EU eine Nicht-Impfpolitik propagiert, schreibt das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf seiner Webseite. In der Türkei, in vielen Ländern Afrikas sowie Asiens und in Teilen Südamerikas kommt die MKS endemisch vor.

MKS in Großbritannien 2001: Brennende Tierkadaver

Besonders einprägsam war die Epidemie im Jahr 2001 in Großbritannien. Damals mussten über sechs Millionen Tiere getötet werden, um die Seuche einzudämmen. Die Bilder von brennenden Tierkadavern gingen damals um die Welt. Als Reaktion wurden die Maßnahmen zur Seuchenüberwachung und -bekämpfung europaweit verschärft. Heute sind die EU-Länder verpflichtet, nationale Notfallpläne vorzuhalten und schnelle Kommunikationswege einzurichten.

Die Maul- und Klauenseuche bleibt trotz moderner Technologien eine Bedrohung, die ernst genommen werden muss. Strikte Kontrollmaßnahmen und internationale Zusammenarbeit sind essenziell, um Ausbrüche zu verhindern oder rasch einzudämmen. Davon wird auch abhängen, wie sehr sich der Seuchenfall in Brandenburg ausbreitet.

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