Landwirtin Selina Tausch versorgt ihre Wasserbüffel.
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Landwirtin Selina Tausch versorgt ihre Wasserbüffel.

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Maul- und Klauenseuche – Sorge um Wasserbüffel im Spessart

Maul- und Klauenseuche – Sorge um Wasserbüffel im Spessart

Seit 15 Jahren sind im unterfränkischen Hafenlohrtal Wasserbüffel unterwegs. Dort werden die asiatischen Rinder zur Landschaftspflege eingesetzt. Sollte die Maul- und Klauenseuche hier ankommen, wäre das nicht nur für ihre Halterin eine Katastrophe.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Das wäre für mich ein Genickbruch", seufzt Selina Tausch. Die 31-jährige Landwirtin aus Bergrothenfels im Landkreis Main-Spessart hat seit vergangener Woche schlaflose Nächte. Groß ist die Sorge, dass sich die Maul- und Klauenseuche auch in Unterfranken ausbreitet. Vergangene Woche war das Virus bei einer Büffelherde in Hönow (Landkreis Märkisch-Oderland) nachgewiesen worden.

23 Wasserbüffel stehen momentan bei Selina Tausch auf der Winterweide, im Sommer grasen sie im Hafenlohrtal als natürliche Landschaftspfleger. Selina kennt jedes einzelne Tier, auf Zuruf traben die schwarzen Kolosse gemütlich auf sie zu. "Ich bin hier auf dem Hof geboren, bin hier groß geworden, mit den Tieren. Ich glaube, ich kann gar nicht ohne", sagt sie im Gespräch mit BR24. Der Verlust der Tiere durch die Maul- und Klauenseuche ist schon rein aus emotionalen Gründen für sie unvorstellbar.

Maul- und Klauenseuche, eine emotionale Katastrophe

Zu ihrem Biohof gehören noch rund 600 Schafe und 35 Galloway- bzw. Angus Rinder. Das Fleisch der Tiere wird überwiegend direkt vermarktet, nur ein winziger Bruchteil des Rindfleisches kommt in den Handel. Für die junge Landwirtin wäre es auch eine finanzielle Katastrophe, wenn die Maul- und Klauenseuche auf ihrem oder einem Nachbarhof ankommen würde. Denn dann müsste Selina Tausch alle ihre Tiere vorsorglich keulen lassen. "Ich wüsste nicht, ob wir dann nochmal von vorne anfangen", sagt sie.

Milchviehhalter und Kälbermärkte im Fokus

Auch beim Bayerischen Bauernverband sorgt man sich, Panik wolle man jedoch nicht verbreiten. "Wir müssen die Dinge natürlich jetzt erst einmal nüchtern betrachten und abwarten, was noch passiert, ob sich das Geschehen in Brandenburg eingrenzen lässt und ob dann hoffentlich auch stark eine Begrenzung regional stattfindet", sagt Eugen Köhler, Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in Unterfranken im BR24-Interview. Ansonsten müsse man die Märkte anschauen, insbesondere für die Kälbermärkte könnte es dann Komplikationen geben, so Köhler weiter.

In Unterfranken gebe es nicht so viel Tierhaltung wie in anderen Regionen, aber für die betroffenen Betriebe sei es wirtschaftlich immer problematisch. Laut Bauernverband gibt es in Unterfranken etwa 200 Milchviehhalter, die davon betroffen sein könnten.

Bauernverband: Infektionsrisiko minimieren

Der unterfränkische Bezirksgeschäftsführer rät den Viehhaltern jetzt vor allem die Hygiene im eigenen Betrieb genau unter die Lupe zu nehmen und zu überlegen, wen man wie auf den Hof lässt.

Die Familie von Selina Tausch hat das bereits getan. Sie hat darüber nachgedacht, ob sie Desinfektionsmatten in die Auffahrt legen sollte, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Oder wen sie künftig nicht mehr auf den Hof fahren lässt – etwa den Tierarzt, der vorher schon auf vielen Höfen war und daher ein gewisses Infektionsrisiko birgt. Auch die Pferdebesitzerinnen, die ihre Tiere auf Selina Tauschs Hofe einstellen, dürfen dann nicht mehr mit dem Auto zum Stall kommen.

Herber Verlust für den Naturschutz

Über das Futter sollte sich die Maul- und Klauenseuche zumindest auf ihrem Hof nicht einschleichen. Das Heu für die Tiere produziert die Familie selbst – sowohl für die Schafe als auch für die Büffel auf der Winterweide. Müssten diese getötet werden, wäre das mehr als ein finanzieller Schaden – auch für die Natur im Hafenlohrtal. "Das wäre ein herber Verlust. Dort haben die Wasserbüffel jahrelang gute Arbeit geleistet", sagt Selina Tausch. Durch die Landschaftspflege mit den Wasserbüffeln hätten sich verschiedene Tierarten wieder in ihrem alten Lebensraum angesiedelt, auch seltene Pflanzen seien wieder zurückgekommen.

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