Im ersten Stock einer ehemaligen Textilfabrik in Glashütten im Bayreuther Land hat sich Christoph Schuberth seinen eigenen kleinen Mikrokosmos geschaffen. Und der ist durchaus farbenprächtig. Der 34-Jährige ist quasi "Herr der Keimlinge".
Microgreens: Schnelles Wachstum
Sogenannte Microgreens sind sein Geschäft. Das sind Keimlinge, Jungpflanzen also von beispielsweise Sonnenblumen, Erbsen, Amarant oder auch Schnittknoblauch. Microgreens wachsen nur rund sieben bis 21 Tage, bis sie erntereif sind. Haben sich die ersten Keimblätter voll entwickelt, schneidet Christoph Schuberth sie ab. Aufgrund ihrer hohen Nährstoffdichte werden sie auch als Superfood betitelt.
"Die Microgreens haben im Vergleich zur ausgewachsenen Pflanze 40 Mal mehr Mikronährstoffe." Christoph Schuberth, Unternehmer
Aufwändiger Anbau in der Kühlzelle
Am Beispiel der Radieschenkeimlinge lässt sich das gut beschreiben. Würde Christoph Schuberth die daumennagelgroßen Blättchen weiterwachsen lassen, wüchsen daraus herkömmliche Radieschen. Der geerntete Keimling schmeckt genauso wie Radieschen, nur etwas intensiver in eben ganz anderer Form. 14 verschiedene Geschmacksrichtungen hat der Jungunternehmer derzeit in seinem wechselnden Sortiment. Der Anbau des Miniaturgemüses ist relativ aufwändig.
In einer Kühlzelle lagert Christoph Schuberth die Samen, die er vor allem aus Italien oder Spanien bezieht. Diese sät er auf sogenannte Anzuchtplatten auf Erde und baut sie in verschiedenen Wachstumszyklen in einer Art Zelt an.
Automatisches Bewässerungssystem und Windzufuhr
In diesem "Gewächszelt" ist viel Marke Eigenbau. Ein automatisiertes Bewässerungssystem gießt besonders zielgerichtet und soll somit möglichst viel Wasser sparen. Ständige Windzufuhr von kleinen Ventilatoren gaukelt den Pflänzchen vor, in freier Natur zu wachsen. Das scheint den Keimlingen zu gefallen. Außerdem brauchen die Microgreens permanent künstliches Licht. Dementsprechend hoch ist Christoph Schuberths Stromrechnung: 350 Euro pro Monat derzeit im Durchschnitt. "Ich kann derzeit davon leben, muss aber weiterwachsen, damit es sich lohnt", sagt der Jungunternehmer.
Interesse bei der Gastronomie
Brokkoli, Rucola, Senf – alles zum Streuen als Miniaturgemüse. Christoph Schuberth verkauft seine Ware auf regionalen Märkten, im Einzelhandel und vor allem im Direktvertrieb an Gastronomiebetriebe in Oberfranken. Eine seiner ersten und besten Kundinnen ist Marion Deinlein. Sie betreibt mit Gleichgesinnten, organisiert im Verein "Heimatmacher", den Gutshof Mengersdorf. Auf dem ehemaligen Rittergut verzieren die Microgreens aus Glashütten inzwischen fast alle Speisen, die auf der Karte stehen. Marion Deinlein möchte das nicht mehr missen. "Das ist was echt Besonderes, am besten geht keine Speise mehr ohne die Dinger raus", schwärmt die "Heimatmacherin" und auch die Gäste loben das Miniatur-Topping als geschmacksintensiv und kulinarisch interessant.
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