Das ÖPNV-Angebot in ländlichen Gegenden lässt oft zu wünschen übrig. Vielerorts kam man deshalb auf die Idee des Mitfahrbankerls. Eine Sitzbank im Ort oder mitten in der Landschaft, auf der man wartet, dass ein Auto vorbeikommt, um einen mitzunehmen. Aber: Ist das eine echte Alternative? BR-Reporter Martin Gruber hat es im Landkreis Passau getestet.
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Mitfahrbankerl im Test: Kaum jemand hält an
Es ist ein erster Versuch für unseren Reporter: Er will vom Mitfahrbankerl im Zentrum des 3.000-Einwohner-Ortes Ruderting aus nach Passau fahren und gibt dazu auf der gut sichtbaren Tafel den Zielort ein.
Es ist relativ viel Verkehr an diesem schönen Vormittag, zig Autofahrer fahren an der Haltestelle vorbei. Trotzdem hält kaum jemand an, um den Wartenden mitzunehmen. Einige wenige "willige" Pkw-Lenker müssen leider in eine andere Richtung, nicht nach Passau. Erst nach knapp zwei Stunden erklärt sich ein junger Mann bereit, den Reporter ans 14 Kilometer entfernte Ziel mitzunehmen. Eine zähe Angelegenheit.
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"Es kann auch mal länger dauern"
"Man muss damit rechnen, dass es auch mal länger dauert – in der Regel geht es aber schneller", versichert Gabriele Bergmeier, Geschäftsführerin der ILE Passauer Oberland. Für so ein Projekt brauche es einen längeren Atem.
Das Mitfahrbankerl sei letztes Jahr eingeführt worden, um etwas für die Mobilität im ländlichen Raum zu tun und das bestehende ÖPNV-Angebot zu ergänzen. Das Feedback nach acht Monaten sei zwar weitgehend positiv. Allerdings müsse diese Mobilitätsalternative noch bekannter werden. Bergmeier: "Wir bleiben auf alle Fälle dran und werden dazu demnächst auch eine Kampagne starten."
Insgesamt 25 Mitfahrhaltestellen sind in sechs Gemeinden installiert worden. Wie es funktioniert und welche Regeln zu beachten sind, steht auf der Homepage: www.passauer-oberland.de.
Lob für "super Einrichtung"
Zweiter Versuch in Klessing, einem kleinen Ort mit wenigen Häusern in der Gemeinde Neukirchen vorm Wald. Überraschenderweise dauert es hier - mitten auf dem Land - nur wenige Minuten, bis eine junge Autofahrerin anhält und den Reporter ans gewünschte Ziel, zurück nach Ruderting, bringt.
Das Mitfahrbankerl sei eine "super Einrichtung", sagt sie während der sechs Kilometer langen Fahrt. Sie und ihr Partner hätten sich fest vorgenommen, Wartende - wenn irgendwie möglich - aufzugabeln. Ein mulmiges Gefühl habe sie nicht, wenn sie jemanden mitnimmt.
Versichert über Kfz-Haftpflicht
Fazit: Die Mitfahrbankerl sind gerade auf dem Land eine günstige und umweltschonende Art, von A nach B zu kommen. Unter Zeitdruck sollten Reisewillige allerdings nicht stehen. Und: Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig. Mitfahrende sind übrigens über die Kfz-Haftpflicht der Autofahrenden versichert.
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