Zwei Personen stehen an einem runden Heuballen und entfernen miteinander das Kunststoffnetz, das ihn zusammenhält
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Tina Nieß und Georg Wiedemann von der BioMoos GbR packen einen Heuballen für ihre Hochlandrinder im Gundelfinger Moos aus

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Mehr Klimaschutz durch Moore – neues Förderprogramm für Bauern

Mehr Klimaschutz durch Moore – neues Förderprogramm für Bauern

Beim Klimaschutz setzt Bayern auf Moore, denn die speichern viel CO₂. Bisher werden die Moore entwässert und von Landwirten bewirtschaftet. Das neue Moorbauernprogramm soll die Landwirte belohnen, die ihre Moorböden wiedervernässen lassen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Dass Landwirte ihre trockengelegten Moorflächen wieder nass werden lassen, lohnt sich wirtschaftlich für die Bauern nicht. Für den Klimaschutz würde es allerdings sehr viel bringen. Deshalb lautet das Ziel: Statt Mais und Kartoffeln könnten auf bayerischen Mooräckern künftig Rohstoffe für Bauplatten und Verpackungen wachsen, also Pflanzen, die auf nassen Böden gedeihen. Das würde gleichzeitig so viel CO₂ binden wie in keiner anderen Form der Landnutzung. Damit diese Umstellung gelingt, will der Freistaat die Landwirte, die den Schritt wagen, mit viel Geld fördern.

Warum braucht's überhaupt ein Moorbauernprogramm?

Über 90 Prozent der Moorböden in Bayern werden durch Rohre und Gräben entwässert. Vor allem, damit die Landwirte darauf Mais, Kartoffeln und Futterpflanzen für ihre Tiere anbauen können. Inzwischen weiß man jedoch: Entwässerte, also trockengelegte Moorböden zersetzen sich und stoßen dabei 40 Tonnen Kohlendioxid pro Hektar und Jahr, also enorme Mengen CO₂, aus.

Diese CO₂-Freisetzung verringert sich, sobald der Wasserstand auf 30 Zentimeter unter der Bodenoberkante steigt. Steigt das Wasser bis auf zehn Zentimeter unter der Oberfläche des Ackerbodens, speichert der Boden sogar CO₂ und das ist optimal für das Klima. Doch dazu müssen die Flächen wiedervernässt werden, also die Entwässerung muss gestoppt werden. Die Staatsregierung will bis 2040 ein Viertel aller Moorflächen wieder vernässen – das neue Moorbauernprogramm soll jetzt den Moorschutz auf die Äcker und Wiesen bringen.

Mehr als doppelt so viel Geld wie in Mecklenburg-Vorpommern

"Das bayerische Moorbauernprogramm wird super", sagt Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising. Sie hat das Programm mitentwickelt. Woher kommt der Enthusiasmus? Das bayerische Moorbauernprogramm sieht im Vergleich zu anderen Bundesländern die höchste Förderung für eine klimaschonende Moornutzung vor. Mit Abstand. Während die Bauern in Bayern für den Anbau von Sumpfpflanzen auf wieder vernässten Moorböden 2.200 Euro pro Hektar und Jahr bekommen sollen, kriegen die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern für die gleiche Maßnahme 900 Euro pro Hektar und Jahr.

Das neue bayerische Moorbauernprogramm muss noch von der EU genehmigt werden. Deswegen gilt es noch unter Vorbehalt. Die Landwirte können jedoch bereits ab Mitte Januar die Förderung beantragen. Sie haben drei neue Maßnahmen zur Auswahl und eine alte.

Landwirt: Neues Programm geht in die richtige Richtung

Georg Wiedemann von der BioMoos GbR aus Peterswörth im Landkreis Dillingen bewirtschaftet entwässerte Moorböden und hält Hochlandrinder auf nassen Moorwiesen. Er sieht die bisher bekannten Fördermaßnahmen auch positiv: "Das Moorbauern-Programm ist auf jeden Fall der Wurf in die richtige Richtung."

Denn die Öffentlichkeit müsse den Landwirten den Mehrwert, den die Wiedervernässung für die Natur und das Klima bringe, honorieren. Immerhin führe die Wiedervernässung für die Landwirte erst mal zu Ertragsausfällen und großen Umstellungen. Bisher bauen viele Bauern auf den trockengelegten Mooräckern Mais und Kartoffeln an oder sie nutzen sie als Stilllegungsflächen.

Höchste Förderung: 2.200 Euro für Paludikultur

Die wohl wichtigste Maßnahme des Programms ist quasi ein Moorschutz-Paket. Dazu muss der Landwirt seine Fläche bis zu einem Wasserstand von zehn Zentimeter unter der Bodenoberkante wiedervernässen lassen. Und Rohrglanzgras, eine bestimmte Sumpfplanze, die bis zu zwei Meter hoch wird, anbauen. Dafür soll er künftig 2.200 Euro pro Hektar und Jahr bekommen, zwölf Jahre lang.

Die Maßnahme heißt offiziell "Anbau von Paludikulturen mit Stauziel". Paludikultur ist der übergeordnete Begriff für Landwirtschaft auf nassen Moorflächen, dazu gehören eigentlich auch Weidehaltung und die Mahd auf wiedervernässten Wiesen. In dem Fall ist damit jedoch bis jetzt nur der Anbau von Rohrglanzgras gemeint. Sumpfgräser eignen sich als Rohstoff für Baustoffe, Verpackungsmaterial, Möbelplatten. Unter anderem auch für den Einsatz in Biogas-Anlagen und zur Herstellung von Pflanzenkohle.

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Das neue vorläufige Moorbauernprogramm hat drei Fördermöglichkeiten

Geld für Sumpfdotterblume und Wollgras

Geld gibt’s auch fürs Grünland. Da reicht die Spanne von 600 Euro für Wiesen, auf denen bereits typische Moorpflanzen wie Sumpfdotterblume, Wollgras und Wasserminze wachsen bis 900 Euro pro Hektar und Jahr bei Wiedervernässung.

Bislang ein Ladenhüter: Umwandlung in Dauergrünland

Landwirte, die Mooräcker in Moorwiesen umwandeln, bekommen dafür 3.300 Euro pro Hektar und Jahr. Für einen Zeitraum von fünf Jahren. Danach dürfen sie aus der Wiese keinen Acker mehr machen. Diese Förderung gibt es schon seit Anfang 2023 und sie ist alles andere als gefragt.

Nach Auskunft des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums haben die bayerischen Bauern im Jahr 2023 die Förderung gerade mal für 47,66 Hektar beantragt. Da stellt sich die Frage, ob die neuen Teile des Moorbauernprogramms besser bei den Landwirten ankommen.

Bauernverband begrüßt Moorbauernprogramm

Stefan Köhler, der Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbands ist im Großen und Ganzen angetan: "Dass man mal diesen Weg jetzt geht in Bayern, das finde ich schon mal sehr positiv." Er geht davon aus, dass inzwischen auch bei den Landwirten die Bereitschaft vorhanden sei, bei der Moorbewirtschaftung etwas zu verändern.

Darüber hinaus bräuchten die Bauern jedoch eine verlässliche Zusage aus der Landwirtschaftsverwaltung, dass die Förderung langfristig gesichert sei, über die zwölf Jahre hinaus. Die Politik müsste zudem die Verwertungsmöglichkeiten für die Pflanzen ankurbeln, die auf nassen Moorböden wachsen, so Stefan Köhler vom Bauernverband.

Hürde: Verpächter muss mitziehen

Kommt damit der Moorschutz endlich auf die Fläche? Ein Haken an der Sache: Der Großteil der Flächen, die die bayerischen Bauern bewirtschaften, gehören ihnen gar nicht selbst. Landwirte, die in die Paludikultur einsteigen und wieder vernässen möchten, brauchen natürlich die Zustimmung des Flächeneigentümers.

Landwirt Georg Wiedemann aus Peterswörth sieht darin eine Hürde für den Moorschutz: "Wenn der Verpächter zu mir sagt, nein, dann sind mir irgendwo die Hände gebunden." Das betrifft die Umwandlung von Äckern in Wiesen, die nicht umkehrbar ist und die Wiedervernässung der Moorböden.

Wiedervernässen hat oft einen langen Vorlauf

Eine andere Frage ist natürlich: Wie lang wird das im Einzelfall dauern, bis tatsächlich das Wasser steigt? Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt räumt ein: "Dafür fehlen uns ehrlicherweise noch die Erfahrungen." Bei einem ganz einfachen Graben, in den man ohne großen technischen Aufwand ein Metallwehr hineindrücken könne und alle Beteiligten, auch die Nachbarn sofort einverstanden seien, funktioniere sowas bestimmt innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten.

Wenn es irgendwo Widerstand gebe, könne es sich sehr lange ziehen, bis die Wiedervernässung in Gang komme. Insbesondere wenn ein sogenanntes wasserrechtliches Verfahren nötig ist, denn das dauert einige Jahre.

Wiedervernässung geht unter Umständen schon mit einem Hektar

Ab einem Hektar Fläche aufwärts mache eine Wiedervernässung grundsätzlich Sinn, so Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. In Bayern ist eine hydraulisch abgrenzbare Moorfläche im Durchschnitt zwei Hektar groß. "Aber es geht natürlich umso einfacher, je mehr Fläche vorhanden ist an einem Entwässerungsgraben und je mehr Landwirte sich zusammentun."

Interessierte Landwirte wenden sich zuerst an ihr örtliches Landwirtschaftsamt. Und es lohnt sich wahrscheinlich, Tempo zu machen. Denn die Bauern, die jetzt erst mal abwarten, werden in ein paar Jahren nicht mehr so viel für den Moorschutz bekommen, prognostiziert Annette Freibauer. "Das heißt, wer jetzt einsteigt, bekommt die höchste Prämie und die wird sukzessive natürlich sinken."

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