Die Erleichterung ist groß: "Mir geht's heute sehr gut, ja", sagt Josef Schnitzler am Montagmorgen. "Es ist alles reibungslos verlaufen. Viele haben gesagt, es war ein schöner, ein toller Umzug", so der Vorstand vom Leonhardi Reit- und Fahrverein Lauingen. Wie in vielen bayerischen Gemeinden hat auch im schwäbischen Lauingen am Sonntag der traditionelle Leonhardi-Ritt stattgefunden. Mehr als 14 Kutschen und 90 Pferde nahmen daran teil, tausende Zuschauer säumten den Straßenrand. Für die Veranstalter ein großer Erfolg, denn noch vor ein paar Wochen war nicht sicher, ob die Traditionsveranstaltung überhaupt stattfinden kann.
Große Sorgen um Traditionsveranstaltung
Ein paar Tage zuvor, zu Besuch beim Leonhardi Reit- und Fahrverein Lauingen: Josef Schnitzler öffnet die großen Tore vom Vereinsstadel. An der Wand ist angezeichnet, wie hoch das Wasser stand. Etwa einen Meter, an anderen Stellen noch höher. Die Vereinsküche, das gesamte Mobiliar, die Aktenordner: alles war hinüber.
Doch gerade den Stadel und die Küche brauchen die Vereinsmitglieder dringend. Dort werden die erwarteten Reiter und Begleiter der Gespanne bewirtet. "Gemischten Braten und Spätzle gibt's, und zwar umsonst", sagt Vereinsvorstand Schnitzler. Das werde erwartet, sonst komme keiner.
Freunde, Bekannte, Vereine: Viel Hilfe nach Hochwasser
Möglich war das nur, weil nach dem Hochwasser viele geholfen haben. Die Mitglieder der Lauinger Narrenzunft etwa haben bergeweise Geschirr gewaschen. Freunde, Bekannte und Unbekannte kamen zum Putzen und Aufräumen und haben gespendet. "Leute aus Franken, die haben in Lauingen Bekannte und haben im Fernsehen das Wasser gesehen. Die sind gekommen und haben uns Geld gebracht", sagt Schnitzler, überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Ja, das habe zusammengeschweißt, nickt auch seine Tochter Sandra Bunz.
Vom Bayerischen Landessportverband hätten sie kein Geld bekommen: Das hätte es nur für die Sportanlagen, nicht aber für die Renovierung der Vereinsgaststätte, der Küche und des Stadels gegeben. In diesen Räumen aber hat bei den Lauingern das Wasser den größten Schaden angerichtet.
Hochwasser reißt Loch in Vereinskasse
Auch wenn er nicht wusste, ob sie bis zu ihrem Leonhardi-Termin alles fertig haben würden – und auch, wenn das Hochwasser ein großes Loch in die Vereinskasse gerissen hatte: Josef Schnitzler, der seit 1989 Vorstand des Vereins ist, hat bereits vor Wochen begonnen, alles vorzubereiten. Genehmigungen müssten eingeholt, alle Kutscher einzeln eingeladen, die Abzeichen für die Teilnehmer bestellt werden. Einiges zu tun.
Dennoch: Josef Schnitzler war schon als kleines Kind dabei, auf dem Pferd bei seinem Vater. Der hatte jahrzehntelang die Standarte getragen, genau wie später dann auch Josef Schnitzler. Dieses Brauchtum soll weitergeführt werden.
Außerdem, betont Schnitzler, gebe es den Lauinger Verein ohne den Leonhardiritt gar nicht. Er wurde 1948 genau zu diesem Zweck gegründet. Das Reiten kam erst später hinzu, so dass der Verein heute "Lauinger Leonhardi-Reit- und Fahrverein" heißt. Die Durchführung des Leonhardiritts ist sogar in der Satzung festgeschrieben – solange der Verein genug Geld dafür hat, heißt es da.
Nach Unfall im Nachbarort: Erleichterung in Lauingen groß
Vor dem Ritt am Sonntag war die Anspannung in Lauingen in diesem Jahr größer als sonst. In Unterliezheim, nicht weit von Lauingen entfernt, war erst Ende Oktober eine Frau beim Leonhardi-Ritt schwer verletzt worden. Die Frau, die als Wagenbegleitung bei einer Kutsche dabei war, wurde von dieser überrollt, weil die Pferde wegen eines Defekts an der Kutsche durchgingen. "Pferde sind Tiere, keine Menschen", sagt Schnitzlers Tochter Sandra Bunz. Dass ein Pferd scheut, könne immer vorkommen.
Die Erleichterung, dass am Sonntag in Lauingen wieder alles gut gegangen ist, ist also groß. Josef Schnitzler ist sich sicher: Das haben sie nur gemeinsam geschafft. Er hofft noch auf viele schöne Ritte – und in fünf Jahren dann auf ein großes Jubiläum, wenn Pferde und Reiter dann zum insgesamt 100. Mal durch Lauingen ziehen.
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