Die Pläne zum Schutz von Wiesenbrütern im Altmühltal können jetzt realisiert werden - zumindest im größeren Teil des Projektgebietes im Landkreis Ansbach. Hierfür sind Fördergelder für das Naturschutz-Großprojekt "Chance Natur - Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal" in Höhe von 7,5 Millionen Euro bewilligt worden, teilte das Bayerische Umweltministerium mit. Der Nachbarlandkreis Weißenburg-Gunzenhausen war im Frühjahr aus dem Projekt ausgestiegen und will nun eigene Maßnahmen umsetzen.
- Zum Artikel: Wiesenbrüter in Bayern: Deutlicher Schwund
Entlang der oberen Altmühl befindet sich eines der letzten großen zusammenhängenden Brutgebiete für Wiesenbrüter in Deutschland. Hier kommen noch alle neun Arten vor, die vom Aussterben bedroht sind: Uferschnepfe, Brachvogel, Kiebitz, Wiesenpieper, Grauammer, Wachtelkönig, Bekassine, Braunkehlchen und Rotschenkel.
Nur fünf Brachvogel-Küken haben überlebt
Dass die selten gewordenen Wiesenbrüter dringend Unterstützung brauchen, zeigen die Zahlen aus diesem Jahr. "Die Küken werden nicht flügge", bedauert Dietmar Herold. Von 20 Brachvogel-Brutpaaren seien lediglich fünf oder sechs Küken hochgekommen. Die meisten holen Fuchs, Wiesel oder Marder. Es werde eine der ersten Aufgaben sein, mit Hilfe der Jäger die schlimmsten Räuber in Schach zu halten, so Herold. Dazu hätten bereits mehrere Gespräche mit Jägervereinigungen stattgefunden. Darüber hinaus sei es wichtig, eine Landschaft zu schaffen, wo die Küken in Deckung gehen können. "Je eintöniger die Fläche, desto schlechter können sich die Vögel verstecken."
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen steigt aus
Der Nachbarlandkreis Weißenburg-Gunzenhausen war Anfang des Jahres nach großem Protest der Landwirtschaft aus dem Projekt ausgestiegen. Etwa ein Drittel der Projektfläche fällt damit aus der Förderung des Naturschutz-Großprojektes. Doch auch hier soll etwas für die Wiesenbrüter getan werden. Die Aktivitäten stehen allerdings unter einer anderen Überschrift: dem Wassermanagement. Wiesenbrüter bauen ihre Nester auf feuchten Wiesen. Weil es immer öfter trockene Jahre gibt, finden sie weniger Platz zum Brüten. Doch das veränderte Klima macht auch der Landwirtschaft zu schaffen. Wo früher feuchte Wiesen entwässert wurden, sollen heute Gräben wieder aufgestaut werden. Das Wasser soll länger in der Fläche gehalten werden. Solche Maßnahmen will der Landkreis Weißenburg in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach umsetzen. Sie reagieren auf veränderte Klimabedingungen und helfen dann auch dem Naturschutz.
Umweltminister: Gewinn für die ganze Region
Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erklärte nun, das Projekt sei ein Gewinn für die ganze Region. "Es werden damit einzigartige Wiesenlandschaften als Heimat für seltene Vogelarten erhalten." Projektleiter Dietmar Herold sagte dem Bayerischen Rundfunk, er freue sich sehr, nach jahrelanger Planung endlich ins Tun zu kommen. Eine der ersten Maßnahmen wird es sein, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Büsche auf einer Niedermoorfläche bei Ornbau (Lkr. Ansbach) zu entfernen. Hier könnten dann im Frühjahr Wiesenbrüter ihre Nester bauen. "Die Leute sollen mitkriegen, was wir hier für wertvolle Flächen haben", so Herold. Ferner sollen früher angelegte Mulden wieder neu ausgebaggert werden, die Wasser länger in der Fläche halten. Für solche Maßnahmen bekommen Landwirte Geld aus dem Fördertopf.
Landkreis Ansbach stand immer hinter dem Projekt
Der Ansbacher Landrat Jürgen Ludwig (CSU) betont, dass es in seinem Landkreis eine breite Zustimmung zu dem Projekt gebe. Landwirte hätten bereits in der mehrjährigen Planungsphase ihre Bereitschaft erklärt, kooperativ mitzuwirken. Ziel sei es, "die Lebensbedingungen für Wiesenbrüter und viele andere Arten entlang der Altmühl und ihrer Nebenarme zu verbessern." 75 Prozent der Gelder werden vom Bund übernommen, 15 Prozent vom Freistaat Bayern, zehn Prozent vom Landkreis Ansbach. Die Gelder können im Lauf der nächsten zehn Jahre in Naturschutz-Maßnahmen investiert werden. So werden Landwirte dafür bezahlt, dass sie in Wiesen Mulden anlegen, nicht düngen oder die Wiesen erst dann mähen, wenn die Kiebitz-Küken ausgeflogen sind.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!