Oberfränkische Reaktionen auf die Thüringen-Wahl
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"Bestürzt": Fränkische Grenzregionen nach Thüringen-Wahl

"Bestürzt": Fränkische Grenzregionen nach Thüringen-Wahl

Bei der Landtagswahl in Thüringen haben über 30 Prozent der Wahlberechtigten die AfD gewählt. Viele Menschen im angrenzenden Ober- und Unterfranken haben kein Verständnis dafür, die Politik zeigt sich "bestürzt" und sorgt sich um die Wirtschaft.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Auf dem Marktplatz in Neustadt bei Coburg stehen am Morgen nach der Landtagswahl in Thüringen viele Menschen, die sich über die Wahlergebnisse austauschen. Gerade das sehr gute Abschneiden der AfD ist großes Thema.

Der Marktplatz in der oberfränkischen Stadt liegt nur einen Steinwurf von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. Hier grenzt Neustadt bei Coburg an Sonneberg in Süd-Thüringen. Viele Menschen blicken mit Sorge auf das Wahlergebnis und die Folgen.

42 Prozent für die AfD in den Wahlkreisen Sonneberg

"Die Leute sollten einmal überlegen, was sie damit anrichten", sagt eine Frau zu BR24. Auch eine andere äußert ihr Unverständnis: "Ich finde es so traurig, dass die drüben nichts dazugelernt haben. Die haben doch schon unter so einem Regime gelebt. Und jetzt wieder das Gleiche. Ich verstehe die Thüringer einfach nicht."

Mehr als 32 Prozent der Stimmen erreichte die AfD bei der Thüringenwahl. Schaut man sich die beiden Wahlkreise Sonneberg an, ist die AfD hier noch stärker. Im Wahlkreis Sonneberg I kommt die AfD auf mehr als 42 Prozent, im angrenzenden Wahlkreis Hildburghausen/Sonneberg auf knapp 42 Prozent.

Der AfD-Landesverband in Thüringen wird vom Thüringer Amt für Verfassungsschutz seit März 2021 als "erwiesen rechtsextremistische Bestrebung" eingestuft, weil er verfassungsfeindliche Positionen vertritt.

Oberbürgermeister von Neustadt: "Wirtschaftlicher Absturz vorprogrammiert"

Auch Frank Rebhahn (SPD), der Oberbürgermeister von Neustadt bei Coburg, sieht das starke Abschneiden der AfD in Thüringen mit großer Sorge. Im BR24-Interview sagte Rebhan, dass ihn das Ergebnis nicht sonderlich überrascht habe: "Das hat sich abgezeichnet." Allerdings sei der wirtschaftliche Absturz vorprogrammiert, wenn die AfD die Verantwortung im Landtag übernehmen würde, so Rebhan. Er ist seit 1995 Oberbürgermeister in Neustadt.

Im Wahlprogramm der Partei sei alles nachzulesen: "Die Einführung der D-Mark, keine Ausländer mehr aufnehmen – all das würde zum völligen wirtschaftlichen Absturz führen. Aber wenn es die Menschen so wollen, dann ist das so." Rebhan kenne viele Menschen in Sonneberg in Thüringen und schätze diese auch. "Allerdings ist es schwieriges Gefühl, wenn man nicht weiß, wer tickt denn wie", so Rebhahn weiter.

Länderübergreifende Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden

Die Zusammenarbeit zwischen den Städten Neustadt bei Coburg und Sonneberg funktioniere bislang hervorragend, betont Rebhan. Man habe persönlich, politisch und auch touristisch sehr gut zusammengearbeitet und das werde sich auch nicht ändern. Er hofft allerdings, dass die neue Landesregierung die Region an der Landesgrenze nicht aus dem Blick verliere.

CSU-Landräte in Unterfranken: Wahlergebnis als Kritik an Ampel

Auch Thomas Habermann (CSU), der Landrat von Rhön-Grabfeld in Unterfranken, zeigte sich im BR24-Interview bedrückt. Er sei aber nicht überrascht vom guten Abschneiden der AfD. "Es ist eine vernichtende Niederlage für die Ampel-Parteien", so Habermann. Die Menschen seien so unzufrieden mit der Politik in Berlin, dass dieses Wahlergebnis "fast zwingend" gewesen wäre.

Ähnlich sieht es Wilhelm Schneider (CSU), der Landrat im Landkreis Haßberge: Die Wählerinnen und Wähler hätten die Ampel-Parteien abgestraft. Es sei bedenklich, dass AfD und auch das Bündnis-Sarah-Wagenknecht (BSW) so hohe Stimmanteile gewonnen hätten. In Thüringen werde es schwierig, eine Regierung aus demokratischen Parteien zu bilden, so Schneider weiter.

Rhön-Grabfeld-Landrat: "Im Alltag wird sich nichts ändern"

Im Miteinander zwischen Thüringen und dem Landkreis Rhön-Grabfeld werde sich nichts ändern, vermutet Thomas Habermann. Er habe mit vielen Menschen aus Thüringen gesprochen, die im Landratsamt in Bad Neustadt arbeiten. "Ich glaube, das Verhältnis im menschlichen und gesellschaftlichen Bereich bleibt unverändert. Das wird keine Auswirkungen auf das tägliche Leben haben", so Habermann.

Wirtschaftsstandort Thüringen in Gefahr

Problematischer sieht er die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Thüringen: "Der wird sicherlich nicht gestärkt durch die Mehrheit der AfD. Ganz im Gegenteil. Ich würde mir auch überlegen, welche Investitionen ich als Unternehmen treffe, wenn die politische Zukunft ungewiss ist."

"Hier waren Deutschland und Europa bis zum 12. November 1989 um 8 Uhr geteilt", steht auf einem Straßenschild.
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Neustadt bei Coburg liegt nur einen Steinwurf von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt.

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