Es ist ziemlich genau einen Monat her, als die Bilder von in Plastiktüten liegenden Katzen nicht nur im Landkreis Ansbach für Wirbel sorgten: Die Fotos, so versicherten es Tierheim-Mitarbeitende damals gegenüber dem BR, hätten sie auf dem Tierheimgelände aufgenommen. Mehrmals hätten sie dort selbst die Anweisung bekommen, verstorbene Katzen im Hausmüll zu entsorgen.
Bestätigt wurden diese Schilderungen durch Anna Eck, die bis vor Kurzem als Tierheimleitung angestellt war. Dies wäre eine Ordnungswidrigkeit. Denn um die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten zu verhindern, dürfen Tierkörper nur über spezielle Stellen entsorgt werden.
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Schmutzkampagne oder Realität?
Die Mitarbeitergruppe wollte aus Sorge um den Verlust ihrer Jobs sowie um die Zukunft der Tiere anonym bleiben. Dem BR gegenüber schilderten die Mitarbeitenden damals allerdings noch weitere Missstände: Demnach dauere es oft Tage, bis akut verletzte oder erkrankte Tiere behandelt würden, immer wieder laute die Anweisung, man soll das Tier einfach sterben lassen.
Der 88-jährige Tierheimleiter und Vorstand des Tierschutzvereins Ansbach Günter Pfisterer sprach hingegen von einer Schmutzkampagne. Von einer ordnungswidrigen Entsorgung toter Katzen will er nichts gewusst haben.
Polizei hat Ermittlungsverfahren eingeleitet
Inzwischen hat sich die Polizei in das Geschehen eingemischt: Die Pressestelle der Polizei Mittelfranken teilte auf BR-Nachfrage mit, dass die Polizei Ansbach im Zusammenhang mit der Berichterstattung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat.
Man stehe hierzu im engen Austausch mit der Staatsanwaltschaft. Gegen wen oder warum nun genau ermittelt wird, möchte die Polizei aufgrund des laufenden Verfahrens aber nicht sagen.
Hinweisgeber haben Aussagen bei Polizei gemacht
Dass ihre Aussagen inzwischen von der Polizei aufgenommen wurden, bestätigen uns auch einige Personen aus der Mitarbeitergruppe. Auch Anna Eck hat die Erfahrungen, die sie während ihrer Zeit im Tierheim gemacht hat, bei der Polizei geteilt. Laut ihr hätten sich etliche Menschen bei der Polizei gemeldet, darunter auch Mitarbeitende, die schon seit Jahren nicht mehr im Tierheim arbeiten würden.
Demnach hätte es schon vor Jahren Missstände gegeben, die nun bei der Polizei vermerkt werden sollen. Anna Eck erzählt, sie sei nach der Berichterstattung bei ihrem aktuellen Job in einer Tierarztpraxis oft angesprochen worden: Mehrmals hätten Menschen zu ihr gesagt, dass es nun endlich rauskomme und sich hoffentlich etwas tue.
Tierheimleiter wartet auf Akteneinsicht
Von Seiten der Tierheimleitung möchte sich gerade niemand äußern: "Wir haben noch keine Einsicht in die Akten bekommen, weshalb wir zu den angeblichen Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben können", erklärt der Anwalt von Tierheimleiter Günter Pfisterer auf BR-Nachfrage. Sobald man die Anschuldigungen im Detail kenne, wolle man sich aber "ausführlich" dazu äußern.
Auch die Stadt Ansbach und das Landratsamt Ansbach verweisen beide auf das laufende Verfahren. Deshalb könne man zum aktuellen Stand keine nähere Auskunft geben. Allerdings heißt es aus dem Landratsamt, bei welchem das Veterinäramt angesiedelt ist: "Bis zum Abschluss des Verfahrens wird das Tierheim Ansbach engmaschig begleitet."
Je nach Ausgang des Ermittlungsverfahrens wolle man dann über künftige Maßnahmen entscheiden. So sieht es auch die Stadt: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist von Seiten der Stadt Ansbach weiterhin ein Zuschuss für die Unterbringung von Fundtieren in Höhe von 25.000 Euro für das Jahr 2024 eingeplant", so ein Pressesprecher zur künftigen Zusammenarbeit mit dem Tierheim.
Stimmung sei "angespannt"
Die Mitarbeitenden, die sich an den BR gewandt haben, arbeiten nach wie vor im Tierheim. Dort sei die Stimmung seit der Berichterstattung angespannt. Auf die Frage, ob sich seitdem an der Situation etwas geändert habe, sagt eine Person aus dem Kreis der Mitarbeitenden: "Also oberflächlich wird mehr gemacht. Es wird dann behandelt, damit wir Ruhe geben, aber jetzt nicht so, dass es dem Tier gut geht." Oft behandele man im Tierheim weiter nur die Symptome, nicht aber die Ursache, so die Person aus dem Mitarbeiterkreis. Seit der Berichterstattung habe allerdings keine der Personen erneut den Auftrag bekommen, tote Katzen in den Hausmüll zu bringen.
Hoffnungen ruhen auf Ermittlungen
Für Nervosität hätten zuletzt zudem unangekündigte Kontrollen des Veterinäramts gesorgt, so berichten die Mitarbeitenden. Sie hoffen, dass nun durch die Ermittlungen der Polizei etwas ins Rollen kommt. Sonst, so fürchten sie, sei "in drei Monaten alles so wie es war". Zwar sei man traurig, dass es bisher noch keine Konsequenzen gegeben habe, so Anna Eck. "Aber wir sehen das so, dass sich bald etwas ändert und das Ganze bald mal vorbei ist."
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