Daniel Antoschenko ist 27 Jahre alt und studiert Elektro- und Informationstechnik an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg. Er ist einer von fünf Studierenden, die in Zukunft Nürnberger Straßenbahnen fahren sollen. Daniel war auf der Suche nach einem Studentenjob und fand die Arbeit als Straßenbahnfahrer auch aufgrund seines Studienfachs interessant.
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Fahrstunden mit der Straßenbahn in den Semesterferien
Jetzt in den Semesterferien absolviert er zusammen mit vier weiteren Studenten die Ausbildung zum Straßenbahnfahrer. "Fahrschule" steht in großen Lettern auf der Anzeigentafel der weiß-roten Straßenbahn im Betriebshof der VAG in Nürnberg. Die ersten Praxisstunden stehen an.
An insgesamt 30 Ausbildungstagen durchlaufen die fünf Studierenden das Training zum Straßenbahnfahrer – im Schnelldurchlauf. Normalerweise dauert die Ausbildung 54 Tage. Doch bei den Studierenden werden einzelne Ausbildungselemente im Selbststudium absolviert, wie etwa die Tarifübersicht. Stattdessen liegt der Praxis-Fokus auf der fahrtechnischen Ausbildung und dem Thema Sicherheit.
So lernen die fünf Studenten in der 30-tägigen Ausbildung das Bedienen der vier unterschiedlichen Fahrzeugtypen der Straßenbahn kennen sowie die Strecken der sieben Linien. Außerdem erfahren sie, wie sie sich bei Störungen verhalten müssen. Dazu kommen wichtige Regelwerke für den Fahrdienst.
Auch München und Köln setzen auf Studierende
Für die VAG sind die fünf Studierenden eine gute Unterstützung bei dem notorischen Personalmangel. Dieser bringt die VAG und ihre Fahrerinnen und Fahrer längst an die Grenze der Belastbarkeit. "Fahrermangel und Verkehrswende vertragen sich nicht gut" schreibt die VAG in einer Mitteilung. Im November vergangenen Jahres hatte sie mit Anzeigen bewusst um Studierende geworben – genauso wie die Münchner Verkehrsgesellschaft. Auch sie bildet aktuell Studierende als Trambahnfahrer aus. Bei den Kölner Verkehrsbetrieben sitzen schon seit längerem Studierende im Fahrerstand. Mit Blick auf die guten Erfahrungen dort hatte der Nürnberger Stadtrat 2023 auf Antrag der Grünen beschlossen, es ebenfalls zu versuchen.
VCD: Keine Sicherheitsbedenken
Befürchtungen um die Sicherheit der Fahrgäste hat der Verkehrsclub Deutschland nicht. Die Fahr-Ausbildung der Studenten sei dieselbe wie die anderer Straßenbahnfahrer, sagt Christoph Wallnöfer vom VCD auf BR24-Anfrage. Die Maßnahme sei auch mit dem Betriebsrat der VAG abgestimmt, so Wallnöfer, der neben seinem Engagement für den VCD für die VAG arbeitet. "Bei Bedenken hätten die nie zugestimmt", meint Wallnöfer. Die studierenden Straßenbahnfahrer seien vielmehr eine große Entlastung – weil seit langem Busfahrer fehlen, müssten die VAG-Fahrer immer wieder in dem Bereich aushelfen. "Wir sind froh, dass wir die neuen Kollegen haben."
Fahren üben im Simulator
Die angehenden Fahrer sitzen zunächst im Fahrsimulator und werden dort fürs Straßenbahnfahren fit gemacht. Hier kann der Alltag eines Straßenbahnfahrers nachgestellt werden. Der Fahrlehrer, der im gleichen Raum an einem Computer sitzt, kann Schwierigkeiten einbauen, wie plötzlich abbiegende Autos oder ein Fahrzeug, das die Schienen blockiert.
Anschließend geht es mit einem Ausbilder auf die echte Strecke. Nach 30 Tagen Ausbildung steht dann eine Prüfung an. Und auch dann dürfen die neuen Straßenbahnfahrer nicht gleich alleine auf die Strecke. An den ersten Diensttagen sitzt noch ein Profi an ihrer Seite.
Voraussetzungen für Bewerberinnen und Bewerber
Studentinnen und Studenten, die sich fürs Straßenbahnfahren interessieren, können sich auch jetzt noch bewerben. Die Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 21 Jahren, der Besitz eines gültigen Führerscheins der Klasse B, Zuverlässigkeit, Fahrdienst- und Schichttauglichkeit. Die Studierenden werden als Werkstudenten nach dem Tarifvertrag bezahlt und sollen 20 Stunden pro Woche im Einsatz sein.
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